Efterklang - Things we have in common

City Slang / Rough Trade
VÖ: 27.09.2024
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Wollt Ihr schon nach Hause?

Gute Freunde kann niemand trennen und Efterklang haben viele Freund*innen. Ihre sieben bisherigen Alben waren immer schon kollaborative Projekte, und so ist es kaum überraschend, dass auch Album Nummer acht diversem Besuch die Tür öffnet. Eine besonders gewichtige Rolle hat dabei aber die Geschichte von Rune Mølgaard gespielt. Der war ursprünglich Pianist und Gründungsmitglied der Band, stieg aber als festes Mitglied schon Ende der Nullerjahre aus, auch wenn er immer im Umfeld der Band am Start war. Vor einigen Jahren verliebte sich Mølgaard in eine Mormonin, hatte selbst sein spirituelles Erwachen und wurde Mitglied. Als die Arbeiten zu "Things we have in common" begannen, war er selbst noch in der Kirche. Dann aber überkamen ihn Zweifel, er zog einen Schlussstrich und wurde von seinen dänischen Kollegen mit offenen Armen empfangen, es wurde viel gesprochen und nun ist er an sieben der der neun Songs beteiligt.

Dass Efterklang sich eh hin und wieder recht sakral anhören, dürften Hörer*innen wissen, für die "Things we have in common" nicht gerade den Erstkontakt darstellt. Doch zu Beginn herrscht erst mal Aufbruchsstimmung, weil "Balancing stones" mit fettem Synthie und Toms als große Erscheinung in den Raum tritt und dann mit Falsettgesang und Bläsern überrascht. "Plant" ist eine entspannte Angelegenheit mit einem dumpfen Bass, der den Song nach vorne schiebt. Das Highlight ist hier aber eindeutig die guatemaltekische Cellistin und Sängerin Mabe Fratti, die ein paar spanische Zeilen beisteuert, die dem englischen Gesang von Casper Clausen gegenüberstehen: "Este amor el que quieres." Eine Steigerung der Sanftheit bildet "Animated heart", das mit Akustikgitarre und Clausens Engelsstimme eh fast päpstlicher als der Papst wirkt, dann aber auch noch den wunderschönen Denmark Girl's Choir mit in die Gleichung bringt, mit dem Efterklang schon seit Jahren gerne zusammenarbeiten. Warum diese musikalische Wolke von zerstörerischer Distortion aufgelöst werden muss, weiß wohl nur die Band selbst.

Immer wieder bleibt die Percussion zurückhaltend. Höchstens "Shelf break" bewegt sich mal deutlich zügiger und hat elektronische Sounds und Vocoder-artige Effekte unter die Arme geklemmt, während es zum Klavier im Eiltempo rennt. Den Höhepunkt der Zärtlichkeit bildet kurz vor Schluss "Sentiment", das Klavier und Akustikgitarre mischt, aus seinem wärmenden Ziel keinen Hehl macht und dabei wieder fast esoterisch-religiös anmutet: "Everything revolves around love / The colours and the way that we are." Bei so viel Liebe lässt sich auch Zach Condon von Beirut nicht lumpen und pustet für "Getting reminders" mal ordentlich seine Trompete durch.

Was allerdings auch Teil der Wahrheit ist: "Things we have in common" ist nicht besonders spannend. Angenehm? Ja! Warmherzig? Ja! Aber gerade das repetitive Kontemplieren in "Leave it all behind", bei dem sich die kurze Klaviermelodie wiederholt und irgendwann erschöpft und den Song abrupt enden lässt, ist ein Lowlight auf höherem Niveau. Und wer mit Efterklang nicht schon vertraut ist und eben die guten Freunde in ihnen sieht, die so viele andere Weggefährt*innen mit ihnen verbinden, der könnte auch etwas dissoziierend aus dem Fenster gucken, während die oft zitierten Klanglandschaften im Hintergrund vorbeiziehen. Manchmal kann man eben auch mit guten Freund*innen einen ziemlich ereignislosen Abend verbringen.

(Arne Lehrke)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Plant
  • Animated heart
  • Sentiment

Tracklist

  1. Balancing stones
  2. Plant
  3. Getting reminders
  4. Ambulance
  5. Leave it all behind
  6. Animated heart
  7. Shelf break
  8. Sentiment
  9. To a new day
Gesamtspielzeit: 35:33 min

Im Forum kommentieren

saihttam

2024-11-01 00:24:28

Lohnt das neue Album? Hab die früher ganz gerne gehört und auch live als sehr schön in Erinnerung. Das Nebenprojekt während der Auszeit fand ich aber eher so lala. Und seitdem hab ich mich auch nicht mehr wirklich mit der Band auseinandergesetzt.

AndreasM

2024-10-20 14:10:29

Hier liest nicht zufällig jemand aus Leipzig mit, der ggf. noch ein Ticket für das Konzert am 4.11. über hat? Oder jemanden kennt, der eines überhat?
Eine Freundin aus unserer Efterklang-Devotion-Gruppe war zu langsam und nun ist es ja schon eine Weile ausverkauft.

Armin

2024-10-16 20:05:33- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Martinus

2024-10-07 16:52:25

Der Beginn des ersten Songs erinnert mich an Fever Rays - Coconut.
Endlich ist es mir eingefallen :-)

Armin

2024-09-10 20:04:09- Newsbeitrag

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