Edson - Every day, every second
Labrador / AliveVÖ: 01.03.2004
Frühlingserwachen
Es gibt Dinge, die müssen gleich im Eingangssatz herausgesprudelt werden, weil man sie keinen Moment länger für sich behalten könnte: Das hier sind Songs, so wunderbar wie der erste Krokus nach einem langen, kalten Winter. Irgendwelche Verhaltensforscher haben ja mal herausgefunden, daß die ersten gemeinsamen Sekunden entscheiden, ob man einen Menschen sympathisch findet oder nicht. Ist bei einem Album nicht anders. Und genau hier machen die 1997 gegründeten Edson schon alles richtig: Bezauberndes Klaviergeperle lädt unaufdringlich, aber mit einer Tiefe, der man sich kaum entziehen kann, zum Verweilen ein. Hinzu gesellt sich Pelle Carlbergs fragile und doch kraftvolle Stimme. Und man denkt sofort, um mal den guten Thees zu zitieren: Wir könnten Freunde werden.
Schon nach dem ersten Hören entern ausnahmslos alle elf Stücke die Jukebox im Kopf, rotieren dort fortan fleißig, halten fast permanent die Platte an, damit man pfeifend oder summend dem natürlichen Vervollständigungstrieb Folge leisten muß. "Every day, every second" war vollkommen zurecht in Schweden eins der Top-Alben 2003. Daß erst Edsons dritter Longplayer auch in Deutschland veröffentlicht wird, ist ein kleiner Skandal. Klar, nichts Neues, daß aus H&M-Land so viel gute Musik kommt. Wohl aber überraschend, wenn da eine Band simultan coldplaymelancholisch, travismelodieverliebt und thrillsfrisch ist, sich das beste von allen alten Songwritern aus unserer Plattensammlung zueigen gemacht hat und eine Hymne nach der anderen zaubert. Und das mit einer Natürlichkeit und Souveränität, daß man schnellstmöglich alle Sympathiekärtchen hochhalten möchte.
"148020" ist der beste Turin Brakes-Song, den jene Band nie geschrieben hat. Geradezu unverschämt eingängig, akustikgitarresk und fußwippig! Herrlich theatralisch führen "self-assured" und "insecure" ein Zwiegespräch auf "Underdog/overdog", das von über allem schwebenden Flötenklängen umrahmt wird. Dazu Backing Vocals von Tastenfrau Helena Söderman, die – ungelogen – stimmlich auch als Nina Persson durchgehen würde. Daß wir es mit multiinstrumentalen Profis zu tun haben, wird bei "I won’t lie to you" deutlich: Gitarrist Filip spielt Schlagzeug, der Drummer wird zum Wurlitzer-Beauftragten und das weibliche Fünftel zupft ausnahmsweise mal den Bass. Man spürt einfach sofort, daß Edson unglaublich viel Spaß bei dem Album hatten, genau wie bei der außerordentlich gelungenen Cover-Version von "I believe in a thing called love" (The Darkness), der man auf der Band-Website lauschen kann.
Mit der lächelnden Hoffnungs-Hymne "Up with the lark", dem epischen, leicht bar-pianistischen Meisterstück "Sunny days" oder dem treibenden "Pleasant dream" inklusive Jethro Tull'schem Flöten-Crescendo dürfte jedes Kassettenmädchen zu begeistern sein, liebe Jungs. Musik wie ein bunter Frühlingsstrauß, der genau im Moment des Überreichens aufblüht. Zu pathetisch? Nö.
Highlights & Tracklist
Highlights
- A pleasant dream
- Up with the lark
- Sunny days
- 148020
- Underdog/overdog
Tracklist
- And then she flung me the truth
- One last song about you know what
- A pleasant dream
- Up with the lark
- Minus minus equals plus
- Sunny days
- Infrared heating
- 148020
- Underdog/overdog
- I won’t lie to you (studio live)
- In the mean time
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electrolite
2006-01-07 15:02:04
ich hab immer das Gefühl in der Nähe der Skip-Taste sitzen zu müssen.
Klingt so nach ganz frühen Coldplay minus Leidenschaft plus Pop - harmlos irgendwie...
captain kidd
2006-01-04 16:58:15
ah, danke bartender. ebay hatte ich ganz vergessen.
was gefällt dir denn nicht an dem album, electrolite? ist es zu süß?. ich liebe diese stimme einfach im moment.
electrolite
2006-01-04 16:51:30
@captain
Es verstaubt im Regal. Wenn mans mal rausholt stellt mans spätenstens noch 1 mal durchhören wieder rein.
bartender
2006-01-03 20:22:38
bei ebay wirds grad zweimal angeboten. einmal als auktion, einmal als unverschämt teurer sofortkauf.
captain kidd
2006-01-03 19:49:43
jemand ne ahnung, wo ich das album herbekommen könnte? höre die ganze zeit when the mind suffers the body cries out. ganz toll. habe ich damals völlig verpasst das album. ist es gut?
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- Edson - Every day, every second (19 Beiträge / Letzter am 07.01.2006 - 15:02 Uhr)