D-A-D - Speed of darkness

AFM / Soulfood
VÖ: 04.10.2024
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Hyggelig

Eigentlich heißt es ja, der Prophet zähle im eigenen Land nichts. Bei D-A-D sieht das offensichtlich anders aus. Daheim in Dänemark gehört das Quartett aus Kopenhagen selbst im Mainstream zu den absoluten Megastars, hierzulande bleibt der Hardrock der Dänen zumeist einem eingefleischten Fankreis vorbehalten. Zum 40. Bandjubiläum durften die Herren um die Brüder Jesper und Jacob Binzer allerdings so richtig auftischen – als umjubelte Headliner des Rock Hard Festival im Mai 2024 wurde der Drumriser von Schlagzeuger Laust Sonne in ein Konstrukt verpackt, das sich in ausfahrbarem Zustand als mehrstöckige überdimensionale Sahnetorte entpuppte. Was Kiss und Mötley Crüe können, können Disneyland After Dark offensichtlich schon lange.

Abseits der herrlich skurrilen Show präsentierten die Dänen aber bereits dort die ersten Songs des neuen Albums "Speed of darkness", die sich hervorragend in den mit Klassikern gespickten Set integrierten – auch das ein Zugeständnis an den heimischen Status. Auswahl hätte es ohnehin reichlich gegeben, denn nach eigener Aussage stammen die 14 Tracks des Albums aus einem Fundus von ganzen 40 Songs, die in den fünf Jahren nach dem letzten Album "A prayer for the loud" entstanden sind. Zu Beginn steht allerdings mit "God prays to man" ein breitbeiniger Rocker, der nicht zum ersten Mal in der Bandhistorie ein gewisses Faible für eine gewisse australische Hardrock-Band deutlich werden lässt. Hüstel.

Das Doppel aus den erwähnten Vorab-Veröffentlichungen hat es dann so richtig in sich. "1st, 2nd & 3rd" gibt tüchtig Gas, während "The ghost" ein Ohrwurm allererster Güte ist. Angereichert mit einer gewissen Melancholie, die vordergründig so gar nicht hygge ist, aber genau die richtigen Hooks liefert, gräbt sich der Refrain in alle Gehörgänge und Hirnwindungen und sorgt einfach für einen Monsterhit. Danach Songs zu platzieren, die nicht völlig untergehen, ist gar nicht so einfach, und in der Tat bleibt der Titeltrack "nur" okay. Doch spätestens bei "Live by fire" dürfen die Fäuste wieder fröhlich gereckt werden, während "Crazy wings" das Erfolgsrezept von "The ghost" gleich noch einmal aufgreift – und den nächsten Volltreffer landet.

Überhaupt haben D-A-D schon seit einiger Zeit ihren Platz gefunden, um die negative Konnotation des Begriffs "Komfortzone" zu umgehen. Die Erfahrung von vier Jahrzehnten in nahezu identischer Besetzung bringt Routine, der eher gemächliche Veröffentlichungsrhythmus den Hunger. Denn auch nach der wohl besten ersten Albumhälfte seit Ewigkeiten lassen die Dänen beileibe nicht austrudeln, streuen hier den nächsten Ohrwurm, dort den nächsten Mitwipp-Rocker ein. Wenn dann in guter Tradition von "Laugh 'n' a 1/2" mit "I'm still here" eine Ballade das Album beenden darf, ist der Titel ein Versprechen, das wir hier gerne annehmen. In der Heimat wurden D-A-D mit einer Ausstellung im Nationalmuseum zu Kopenhagen geehrt. Auch wenn die brüllend komischen Geräte, die der Viersaiter Stig Pedersen Bass nennt, eine eigene Show verdienen würden, sind D-A-D deswegen jedoch noch lange nicht museal. Sondern nach wie vor ganz groß. Tillykke og mange tak.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • 1st, 2nd & 3rd
  • The ghost
  • Crazy wings
  • I'm still here

Tracklist

  1. God prays to man
  2. 1st, 2nd & 3rd
  3. The ghost
  4. Speed of darkness
  5. Head over heels
  6. Live by fire
  7. Crazy wings
  8. Keep that MF down
  9. Strange terrain
  10. In my hands
  11. Everything is gone now
  12. Automatic survival
  13. Waiting is the way
  14. I'm still here
Gesamtspielzeit: 53:55 min

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Armin

2024-10-07 20:10:41- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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