
The Smile - Cutouts
XL / Beggars / IndigoVÖ: 04.10.2024
It is happening again
Produktive Sessions, die so viel Material erzeugen, dass man damit gleich zwei Alben füllen kann? Eins sorgfältig kuratieren und sequenzieren und den Rest auf dem Nachfolger circa ein Dreivierteljahr später veröffentlichen? Kennen Thom Yorke und Jonny Greenwood. So war das doch mit "Kid A" und "Amnesiac" als ungleichem Geschwisterpaar aus dem Hause Radiohead. Was damals Musikgeschichte schrieb, kann auch im Jahr 2024 für ihre Band The Smile nicht verkehrt sein. Demnach erhält das grandios angelegte "Wall of eyes" einen Zwilling mit dem bezeichnenden Namen "Cutouts", geboren aus den gleichen Studiomomenten, ebenfalls von Sam Petts-Davis produziert, ebenfalls mit den Streichern des London Contemporary Orchestra garniert und mit einigen Stücken bereits auf der vorgelagerten Tour vertreten. Die Parallelen zum Radiohead-Doppel hören hier aber nicht auf. Während auf "Wall of eyes" die Songs ausladender gerieten und einen klaren Spannungsbogen formten, fassen diese "Cutouts" sich nicht nur etwas kürzer, sondern stehen gerne mal für sich. Die Songs sind oft flotter und verspielter.
Das hyperaktive Bläser-Spektakel "Zero sum" mit seiner Leadgitarre, die wie ein Insekt durch die Ohrmuschel krabbelt, und der "Windows 95"-Hook hätte schlichtweg gar nicht auf "Wall of eyes" gepasst. Einflüsse von jammigem Funk können auch einige andere Tracks vorweisen. Das sehr launige "Eyes & mouth" rutscht wie ein nervöses Kind unruhig herum, bis der hübsche Refrain etwas Stabilität reinbringt. Spaß an der Sache durchzieht "Cutouts" ohnehin als roter Faden, es wirkt leichter und zugänglicher und bildet mit seinem Vorgänger genau deshalb eine tolle Symbiose. "The slip" und "No words" hauen direkt hintereinander auf die Pauke, speziell letzteres zeigt mit seinem grollenden Bass und dem alarmierenden Synth Zähne. "A constant threat", fürwahr. Ohnehin ist Yorke hier und da wieder ordentlich am Schwarzmalen: "You're going to lie, you're going to sin / You're going to bring down the world 'round your ears / While the temperature grows ugly."
Neben ein paar überraschend energischen Songs nimmt "Cutouts" sich an vielen Stellen allerdings auch zurück. Der Opener "Foreign spies" funkelt und glänzt lieber erhaben. "It's a beautiful world", stellt Yorke fest, obwohl er doch kurz vorher noch gewarnt hat: "And they're grabbing kitchen knives / Every time our backs are turned." Die hektischen Streicher zu Beginn von "Instant psalm" legen eine falsche Fährte, wird der Song doch von Bass und Drums beruhigt, während Yorke seine Finger auf der Akustischen hörbar sliden lässt. "I'm not the killer / Don't get me started / I'm not the villain / Choose someone else", giftet er später im komplexen "Don't get me started", das in der Tat so scheint, als würde es nie wirklich in die Gänge kommen, bevor man merkt, dass hier der Weg das Ziel ist, die Spannung der Sinn dahinter. Ein besonderes Juwel ist in diesem Sinne "Tiptoe", das keiner gradlinigen Struktur folgt, sondern von seiner entrückten Lounge-Atmosphäre lebt. "We're just baggage with no label / You may find us in the rubble / While you people tiptoe, tiptoe / Far away from the windows."
Ohne allzu viel Text, dafür mit ebenso starker Stimmung ist "Colours fly" unterwegs. Mit verspielten Gitarrenlicks beginnt es, dazu gesellen sich später nervöse Bläser, die – Achtung, erneute Referenz – stark an das Chaos aus "Life in a glasshouse" erinnern. "You can change your mind / Let your colours fly / And start lashing out", klingt in diesem Kontext wie eine Aufforderung Yorkes an die eigene Band. Bis "Bodies laughing" als typisches Schlussstück in Gedenken an einen gewissen "Separator" mit offenem Ende entlässt, hat "Cutouts" trotz lockerer gehaltener Leine jedes Mal gepackt und gefesselt. "You're falling on your ass / Falling through the glass / And everybody's laughing / Bodies laughing." Ach, Quatsch. Den angedeuteten Throwaway-Charakter muss man auf alle Fälle mit einem Augenzwinkern sehen. Und natürlich einem Lächeln.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Foreign spies
- Colours fly
- Eyes & mouth
- Tiptoe
Tracklist
- Foreign spies
- Instant psalm
- Zero sum
- Colours fly
- Eyes & mouth
- Don't get me started
- Tiptoe
- The slip
- No words
- Bodies laughing
Im Forum kommentieren
MickHead
2025-02-19 18:00:01
Es gibt 2 neue Remixe!
"Don't Get Me Started (James Holden Remix)"
https://youtu.be/jploYl1mL2M?si=2hPfpHIi-cExB1Sa
"Instant Psalm (Robert Stillman Remix)"
https://youtu.be/MbYQIa0dhxE?si=LigESb1eqHpnXlV7
The MACHINA of God
2024-12-12 22:15:52
:D
Hierkannmanparken
2024-12-12 21:48:55
Dip deDipDip
didlädlidlädlidl
Dip deDipDip
didlädlidlädlidl
The MACHINA of God
2024-12-12 21:43:00
Zero Sum ist auch richtig gut!
Stimmt, ganz vergessen. Da hüpf ich auch immer direkt durch die Bude.
Hierkannmanparken
2024-12-12 21:41:24
Zero Sum ist auch richtig gut!
Für mich von den beiden auf jeden Fall das Stimmungsalbum. Sowohl A- als auch B-Seite werden ganz sachte erstmal mit sphärischen Songs eingeleitet, bis es dann mit eben Zero Sum bzw. The Slip zur Sache geht.
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