Purple Disco Machine - Paradise

Columbia / Sony
VÖ: 20.09.2024
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Zuviel Zeit?

Kennen Sie Dennis White? Unter seinem Pseudonym Latroit vielleicht? Nein? Da haben wir's: Ein Grammy für die "Best remixed recording", wie ihn der Mann aus Detroit 2018 für die Depeche-Mode-Neuabmischung "You move" erhielt, ist gar kein so großes Ding. Findet im Prinzip auch Tino Piontek alias Purple Disco Machine, der die Auszeichnung 2023 für seine Version von Lizzos "About damn time" bekam und seitdem im Studio mehrmals täglich an einem güldenen Miniatur-Plattenspieler vorbeilaufen darf. Andererseits: Vielleicht ist ja doch was dran. Sämtliche Formatradios spielen Purple Disco Machine in Dauerschleife, Lady Gaga steht drauf, Taylor Swift wollte einen Remix und bekam keinen – und während die Features auf "Exotica" nicht gerade die namhaftesten waren, kann sich der Dresdner auf Longplayer Nummer drei vor prominenten Gästen kaum retten.

Denn wer auf seinem Album direkt zu Beginn mit Beiträgen von Metronomy, Scissor Sisters' Jake Shears und Nile Rodgers von Chic trumpft, muss sich um mangelnde berufene Unterstützung keinen Kopf machen. Da ist selbst die Isländerin Ásdís, die bereits bei Glockenbachs "Dirty dancing" sowie mit der eigenen Single "Angel eyes" keine üble Figur machte, ein kleinerer Fisch – und hat im fidel sprotzenden und handclappenden Stampfer "Beat of your heart" gegenüber dem eher lapidaren Intro "W.T.P." und Rodgers' arg überzuckertem Dance-Schmonz "Honey boy" dennoch die Nase vorn. Ohnehin eine Bank: Sophie Louise Scott, trotz ihres Band-Alias Sophie And The Giants längst solo unterwegs und im melodieseligen Titelstück ebenso glänzend aufgehoben wie bei den früheren Hits "Hypnotized" und "In the dark". Paradiesische Zustände, möchte man meinen.

Vor allen Dingen für Freude der Achtziger, mit denen Piontek ein ums andere Mal amüsante Schnitzeljagden durchs Jahrzehnt der Plastikmusik veranstaltet. "Bad company" etwa benötigt ausnahmsweise keine Vocals, um die bei Harold Faltermeyers "Axel F" stibitzte Sequenz mit "Rockit"-Scratches und kleinen Fairlight-Schocks kollidieren zu lassen, während Landsmann Roosevelt in "Higher ground" zu einer Bums-Klatsch-Umdeutung von Corey Harts "Sunglasses at night" die Pappe schwingt. Kein allzu schwer zu verfehlendes Ziel, aber auch verdammt unterhaltsam und catchy – und beinahe genauso ein Knüller wie das federnde, mit gedämpften Rave-Signalen angespitzte "Substitution". Und es sind solche drahtigen, aufs Wesentliche reduzierten Dreiminüter, die auch ein Hauptproblem von Purple Disco Machine verdeutlichen: Piontek hat einfach zu viel Zeit.

Die ihm für langgezogene Trance-Tracks wie "Paradisco" oder das bedeutungsschwanger von Friedrich Liechtenstein durchknörmelte "Die Maschine" zugestanden sei, aber auch ziemlich lang werden kann. Etwa, wenn Lykke-Li-Profiteur The Magician und die Käse-Discoteers Chromeo lediglich Schmieriges auf der Pfanne haben oder "Contact" und "Can't stop loving you" gelangweilt auf Tanz- und Funk-Mampf herumkauen. Und so ist "Paradise" erneut kein gutes Album geworden – genau genommen sogar nicht einmal ein sonderlich interessantes. Dennoch tut es wohl zu hören, dass hier jemand seine Einflüsse in oft swingende, teils hochklassige Songs zu kanalisieren vermag, ohne sich nach Vorbild von Acts wie Younotus, Twocolors oder Fast Boy an kreuzdämlichen Evergreen-Interpolationen zu verheben. Und manchmal ist so etwas schon genug. Leider nicht immer.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Paradise (feat. Sophie And The Giants)
  • Bad company
  • Substitution (Kungs & Purple Disco Machine feat. Julian Perretta)
  • Higher ground (feat. Roosevelt)

Tracklist

  1. W.T.P. (feat. Metronomy)
  2. Beat of your heart (feat. Ásdís)
  3. Dirty pleasures (feat. Jake Shears)
  4. Honey boy (feat. Nile Rodgers & Shenseea)
  5. Paradisco (feat. Dabeull)
  6. Paradise (feat. Sophie And The Giants)
  7. Bad company
  8. Contact (feat. Tobi)
  9. Can't stop loving you (feat. Morgan)
  10. Substitution (Kungs & Purple Disco Machine feat. Julian Perretta)
  11. Heartbreaker (feat. Chromeo)
  12. Something on my mind (Purple Disco Machine x Duke Dumont x Nothing But Thieves)
  13. Higher ground (feat. Roosevelt)
  14. All my life (feat. The Magician)
  15. Die Maschine (feat. Friedrich Liechtenstein)
Gesamtspielzeit: 67:49 min

Im Forum kommentieren

musie

2024-10-01 06:53:39

Ein Montag ist definitiv der falsche Tag für diese Musik, da hast du schon recht...

Armin

2024-09-30 21:20:57

Na heute ist aber auch Montag!

musie

2024-09-30 21:16:54

An einem Wochenende ist das ein starkes Album und macht viel Spass. Kommt mir hier zu schlecht weg.

Armin

2024-09-30 21:00:48- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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