James Bay - Changes all the time
Republic / UniversalVÖ: 04.10.2024
Schlaflos mit berühmten Freunden
In der Nacht wach zu bleiben, kann etwa bei Schichtarbeit völlig normal sein, bei Schlafstörungen ist es jedoch gesundheitlich bedenklich. Manchmal sind es die vielen Gedanken, die unaufhörlich kreisen, die einen nicht zur Ruhe kommen lassen, oder ein schlecht geplanter Netflix-Marathon. Auch James Bay scheint öfter um den Schlaf zu kommen. Zumindest deutet er das im Opener seines Albums "Changes all the time" an. "Let's talk about all the things that keep us up all night", fordert der Songwriter und fragt anschließend, was und vor allem wer die Nachtruhe raubt. Begleitet wird er in "Up all night" von The Lumineers und Noah Kahan, der Gesang ist größtenteils dreistimmig. Obwohl es direkt zum Start inhaltlich gefühlvoll wird, setzt Bay nicht auf zerbrechlichen Folk, sondern auf eine Americana-Basis, die von dynamischen Handclaps und kraftvollen Gitarrenchords angeführt wird. "Up all night" macht dennoch klar, dass der Sänger seiner bisherigen musikalischen Linie treu bleibt. Wie die meisten Vorgängeralben klingt auch "Changes all the time" handgemacht, aber niemals ruppig.
Bei den balladenhaften Stücken "Everburn" und "Hope" setzt sich dieser Eindruck fort. Mit charmant-zurückhaltender Gitarre und den generischen Refrains erreicht James Bay zwar nicht das Niveau seines Hits "Hold back the river" von 2014. Folk kann der Sänger aber nach wie vor packend inszenieren. Dabei braucht Bay nicht einmal ausweichende Spielereien, sondern konzentriert sich vor allem auf energische Saiten-Sounds und seine absolute Stärke, die eigene Stimme. "Easy distraction" liefert die wohl eindeutigsten Rock-Einflüsse des Albums. Besonders interessant ist die Beteiligung von Brandon Flowers von The Killers als Co-Autor. Geradliniger Rhythmus mit schwankender Tonalität im Gesang erinnern tatsächlich an frühere Stücke der Indie-Band und Flowers' Solo-Veröffentlichungen, die teilweise auch Americana-Sounds mitbringen. Auf "Changes all the time" ragt "Easy distraction" zwar heraus, am besten entfaltet sich der Klang von James Bay aber weiterhin, wenn er seine Gefühle deutlicher ausdrückt. Wie etwa im Schlusslicht "Dogfight", bei dem es ebenfalls namhafte Songwriting-Unterstützung gibt: Holly Humberstones Einfluss sorgt hier für knapp sechsminütige Entschleunigung zum Ende des Albums. Ein subtiles Klavier und langgezogene Gitarrentöne sowie Bays beinahe jammernde Stimme bescheren nochmal emotionale Spannung.
So gut der Songwriter seine Komfort-Genres auch beherrscht, etwas schade ist es doch, dass er sich auf sie beschränkt. Mit seinem zweiten Album "Electric light" hatte James Bay lässige, aber doch deutliche Synthie-Töne und Pop-Annäherungen zugelassen. Seitdem bewegt er sich allerdings auf den musikalischen Pfaden seines Debütalbums "Chaos and the calm". Das macht seine Songs zwar nicht minderwertig, aber vorhersehbar und stellenweise leider langweilig. Trotz starker Momente fehlt "Changes all the time" ein innovativer Funke, vielleicht findet Bay diesen bei seinem fünften Album wieder. Oder in der nächsten schlaflosen Nacht.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Up all night
- Everburn
- Dogfight
Tracklist
- Up all night (feat. The Lumineers & Noah Kahan)
- Everburn
- Hope
- Easy distraction
- Speed limit
- Talk
- Hopeless heart
- Some people
- Go on
- Crystal clear
- Dogfight
Im Forum kommentieren
Armin
2024-09-30 20:54:07- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
MickHead
2024-08-30 12:33:28
Neuer Song "Easy Distraction" (Co-Written By Brandon Flowers)
https://www.youtube.com/watch?v=SfZEw1CDsmE&t=132s
MickHead
2024-07-19 12:25:26
Der englische Singer-Songwriter "James Bay" kündigt für den 20.09. sein 4. Album "Changes All The Time" an. Nachfolger von "Leap" aus 2022. Auch wenn der Sänger hier kaum Beachtung findet, sollte die Info nicht unter dem Teppich gekehrt werden.
Tracklist:
1. Up All Night (with The Lumineers & Noah Kahan)
2. Everburn
3. Hope
4. Easy Distraction
5. Speed Limit
6. Talk
7. Hopeless Heart
8. Some People
9. Go On
10. Crystal Clear
11. Dogfight
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