40 Watt Sun - Little weight

Fisher's Folly
VÖ: 06.09.2024
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Schwermut, einfach gedacht

Patrick Walker ist wieder eine Band. Nachdem das grandiose "Perfect light" mit seiner größtenteils akustischen Schlagseite erstmals ein Solowerk im reinen Sinne war, unterstützen ihn für das überraschend schnell fertiggestellte vierte 40-Watt-Sun-Album "Little weight" Roland Scriver am Bass und Andrew Prestidge an den Drums. Eine feste Besetzung hat zumindest dieses Werk also, das folgerichtig konsequent den Sound von "Wider than the sky" aufgreift: Die Gitarren rauschen wieder, die Verzerrung hängt schwer in den Riffs, welche sich natürlich immer noch jeglichem Tempo verweigern. Der Doom Metal bleibt allerdings weiterhin höchstens als Schatten der frühen Jahre im Hintergrund erahnbar: "Little weight" frönt dem Alternative Rock – und auch sonst halten sich die sechs Songs an Bewährtes. Sie kommen nie unter fünf Minuten ins Ziel, das Artwork von Tekla Vály übt sich in alter Unschärfe, der Albumtitel ist wieder einmal einer Textzeile entnommen und er passt zur bisher kürzesten Spielzeit. Diese Platte ist im besten Sinne unaufgeregt.

Womit "Wider than the sky" und "Perfect light" vor allem punkteten, waren diese außerweltlichen Melodien, die dem Alben so viel Schönheit verliehen. Genau hier springt "Little weight" erst einmal überraschend kurz. Der Opener "Pour your love" ist wirklich hübsch, aber kann sich dem Eindruck nicht verwehren, ein wenig aufgewärmt zu wirken. Der Refrain greift nicht so fest ins Herz wie Walkers beste Songs, das Ganze fließt vielmehr zwar angenehm, aber eben auch: vorbei. Das ist stellvertretend schon die größte Kritik, die "Little weight" sich gefallen lassen muss – dem Autopilot bleibt auch auf hohem Niveau ein entsprechender Beigeschmack haften. "Feathers" und "Closer to life" mühen sich nicht ebenfalls ab, dem Projekt 40 Watt Sun neue Facetten zu entlocken, sondern verlassen sich ganz darauf, dass Walker ja eh wieder irgendwo eine hübsche Melodie oder schöne instrumentale Passage hervorzaubert. Sie haben ja nicht mal Unrecht.

Und wenn "Half a world away" den Sound von "Perfect light" doch sucht und glücklich findet, ja spätestens wenn das wolkenverhangene "Astoria" sich ganz stark in Richtung Epos entwickelt, dann blitzt das Genie doch mehr als nur auf. "All of my life seemed to me like the lights out on the water / Lonely notes of clarity / But didn't they shine?" Tun sie, fürwahr. Der Closer "The undivided truth" knackt als einziges Stück knapp die Zehn-Minuten-Marke und könnte sich in seinem langen wortlosen Zwischenpart noch viel, viel länger verlieren. "It's greater than you know", singt Walker mit seiner typisch zitternden Stimme und er hat ja Recht. Unter "Little weight" liegt immer noch das gleiche Gefühl, dass seine Musik so groß, so genial gemacht hat. Dem Typ kann man einfach vertrauen, dass er abliefert. Selbst wenn hier manche Momente ganz, ganz sachte Ermüdungserscheinungen zeigen, wenn die Platte so wirkt, als würde sie in ein paar Jahren als Übergangswerk gelten, dann ist das völlig in Ordnung. Ein Geschenk bleibt ein Geschenk.

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Astoria
  • The undivided truth

Tracklist

  1. Pour your love
  2. Half a world away
  3. Astoria
  4. Feathers
  5. Closer to life
  6. The undivided truth
Gesamtspielzeit: 45:25 min

Im Forum kommentieren

Felix H

2024-10-18 20:49:10

Ich würde insgesamt so werten:

The Strength to Dream 7,0
Watching From a Distance 9,0
The Inside Room 9,5
Wider Than the Sky 8,0
Perfect Light 9,0
Little Weight 7,5

VelvetCell

2024-10-18 13:33:28

Ich habe es immer noch nicht wirklich gehört, weil sich die Lieferung des Vinyls verzögert. :/

Obrac

2024-10-18 13:18:49

Was für ein geiles Album. Es überzeugt mich tatsächlich noch mehr als der schon tolle Vorgänger. Stilistisch tut sich natürlich nicht viel, aber die Songs sind einfach so stark, dass das nichts schmälert.

Felix H

2024-09-25 20:26:31

"The Inside Room" ist in der Tat etwas laut gemischt, darunter leidet die Klarheit etwas. Andererseits mag ich, wie diese Soundwand dadurch in den Ohren rumschrubbt. Für mich ist da das Songmaterial aber vor allem noch mal etwas besser als auf "Watching From a Distance".

(Und ja, ich sehe 40WS als nahtlose Fortsetzung von Warning.)

Old Nobody

2024-09-25 20:06:25

Ohne Frage klasse Song.Kannte ich tatsächlich noch nicht,danke dafür !

Ich hab nur ein kleines Problem mit den Drums,die müssten die Wucht der Gitarren irgendwie mehr unterstützen,die Snare klingt etwas blechern leider,find ich.

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