Mighty Oaks - High times
Howl / MembranVÖ: 13.09.2024
Pause, Superschluck, go!
Mächtige Eichen bestechen durch zwei Eigenschaften: Erstens hat so ein Baum mit bis zu 200 Litern pro Tag den höchsten Wasserbedarf unter den hiesigen Gewächsen. Und zweitens können sich Eichen trotz des täglichen Superschlucks aus der Waldboden-Pulle auch ausgezeichnet an Trockenheit anpassen. Überträgt man diese beiden Eigenschaften auf die Band Mighty Oaks, kommt man zu der Erkenntnis, dass Ian Hooper, Claudio Donzelli und Craig Saunders viel Input benötigen, um daraus hervorragende Folksongs zu formen. Das haben sie ohne Frage mit ihrem Debüt "Howl" bewiesen. Aber mit dem Erfolg, dem Tourleben und der erhöhten Geschwindigkeit der kommenden Alben setzte auch eine kreative Dürreperiode ein, die das Trio lange Zeit durch Anpassung kompensierte – zum Beispiel mit einer Teilnahme an der TV-Show "Sing meinen Song". Das geht eine Weile gut, aber spätestens beim letzten Album "Mexico" wurde offensichtlich: Die mächtigen Eichen sind dröge, wie man in Norddeutschland sagen würde. Ausgetrocknet und langweilig. Und wie ihre botanischen Antipoden können auch Mighty Oaks mit kreativer Wasserknappheit eine Weile umgehen. Aber im Sommer 2021 war klar: Es bedarf Zeit für Regeneration, noch ein halbgutes Album würde die Wurzeln unwiederbringlich schädigen. Also verordnete sich die Band eine Auszeit.
Gut so, kann man heute konstatieren, denn mit "High times" sprießen zwölf neue Knospen am kreativen Ast der Band, die sich deutlich vom Vorgänger unterscheiden. Während auf "Mexico" die Songs eher dahinplätscherten und viel Folk-Standard lieferten, geht das Trio nun anders zu Werke. Bereits bei "Tacoma" gibt es eine starke Melodielinie, die so weit reduziert wurde, bis ein gebrechliches Gerüst aus Gitarre und Gesang diese trägt. Das ist beim Opener noch nett anzuhören, aber spätestens bei "High times" steht fest: Mighty Oaks haben wieder zu alter Größe gefunden und nutzen ihr Können, diesen gut geschriebenen Texten nicht nur ein zerbrechliches Gerüst zu zimmern, sondern auch mit einer wundervollen Dynamik im Gesang den Songs die nötige Spannung einzuhauchen. "Go to hell" und "99" werden so zu Anwärtern auf den Zugabenteil in zukünftigen Konzerten.
Hilfreich war sicherlich, das komplette Album live einzuspielen. So werden auch eher unscheinbare Ideen wie "Forgive & forget" oder "Hold on" lebendig und reizen die Tiefen des Dreigesangs gekonnt aus. Und der Ausflug zu "Sing meinen Song" hat eine kleine Oase in der Wüste gefunden, sodass Gesangskollegin Joya Marleen für "Kids in love" mit vor das Mikrofon geholt wurde. So entstand ein Duett, das sich sehr gekonnt in das Album schmiegt. Überhaupt wurde viel Wert auf eine stimmige Produktion aus einem Guss gelegt. Bei einigen Arrangements macht die akustische Gitarre Platz für Klavier und Streicher. "Runaway train" und "Your scars" sind dadurch zwar keine besseren Songs geworden. Aber es führt dazu, dass "High times" gut durchgehört werden kann, ohne zu langweilen. Und das ist für ein Folk-Album ohne Experimente eine hervorragende Leistung. Sollten Mighty Oaks einfach Zeit brauchen, um die kreativen Wurzeln wieder zu füllen, dann darf das nächste Album gern erneut drei Jahre dauern.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Tacoma
- High times
- Go to hell
- 99
Tracklist
- Tacoma
- High times
- Forgive & forget
- Endless summer
- Your scars
- Go to hell
- Dead end nights
- 99
- Hold on
- Kids in love
- Runaway train
- Two of us
Im Forum kommentieren
Armin
2024-09-15 14:14:56- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
MickHead
2024-08-17 19:19:20
Neuer Song "Tacoma"
https://youtu.be/H7sfkEEmRUo?si=3BR06PDkMTeqcCDw
MickHead
2024-07-20 18:11:04
Die deutsche Indie-Folk Rock Band "Mighty Oaks" aus Berlin, kündigt für den 13.09. ihr 5. Album "High Times" an. Nachfolger von "Mexico" aus 2021.
2 Songs wurden bereits geteilt.
"Go To Hell"
https://www.youtube.com/watch?v=LrdJPKBPp5E
"Endless Summer"
https://www.youtube.com/watch?v=J_-v9nH-ouA
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