Unto Others - Never, neverland

Century Media / Sony
VÖ: 20.09.2024
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Aus dem Taufbecken

Kennt Ihr The Golliwogs, The Polka Tulk Blues Band, Screaming Abdabs oder X? Mit Sicherheit, denn vermutlich sind beziehungsweise waren Creedence Clearwater Revival, Black Sabbath, Pink Floyd und Accept nicht völlig unglücklich über den Wechsel zu einem Namen, mit dem sie später Weltruhm erlangen sollten. Bei Unto Others ist das Ganze etwas anders gelagert, sieht man einmal davon ab, dass der Weltruhm noch ein Stück entfernt ist. Nein, die 2017 unter dem Namen Idle Hands gegründete Band aus Portland, Oregon war nach ihrem Debütalbum "Mana" von 2019 und einer faszinierenden Mischung aus Metal, Gothic und Post-Punk auf dem Weg zum heißesten Scheiß der Szene, bis sie sich aus nicht näher bezeichneten markenrechtlichen Gründen umbenennen mussten. Schöner Mist, erst recht, wenn die just in dieser Zeit grassierende Pandemie so ziemlich alle diesbezüglichen Promo-Aktivitäten verhinderte. Was die Amerikaner allerdings nicht daran hinderte, ihren neuen Namen 2021 mit dem Zweitling "Strength" mit Bravour ins kollektive Gedächtnis zu brennen.

Entsprechend muss der Vierer mit dem insgesamt dritten Album "Never, neverland" wahrlich keine Angst mehr davor haben, im Konzert der Großen mitzuspielen und griff mit dem durch seine Arbeit mit Ghost oder The Cult bekannten Produzenten Tom Dalgety gleich mal ins oberste Regal der Knöpfchendreher. Wer groß sein will, muss halt groß denken. Und Dalgety, das zeigen schon wenige Durchläufe, erweist sich als perfekter Coach – Schwächen werden ausgemerzt, Stärken betont. Denn schon der Opener, das bereits als Vorab-Single bekannte "Butterfly", flattert leicht wie selbiges Insekt, wildert ungeniert in Pop-Goth-Gefilden der Sorte – man mag es gar nicht sagen – Lord Of The Lost und fräst sich somit erst einmal direkt ins Gehirn. Das folgende "Momma likes the door closed" ist da schon erheblich ruppiger und zeigt, dass die Band trotz allen Strebens nach Pop-Appeal ihre punkrockigen Wurzeln nicht vergisst.

Auf dem anderen Ende der Skala steht "Angel of the night", als Power-Ballade nach guter alter Vinyl-Sitte an Position drei der Trackliste höchst angemessen platziert. Nach eigener Aussage wollte Frontmann Gabriel Franco schon immer einmal eine solche schreiben, und was soll man sagen – es ist ihm eindrucksvoll gelungen. Überhaupt scheint es, dass er als Songwriter mittlerweile seinen Platz gefunden hat. Höchst stilsicher bewegt sich der Bandgründer durch seine Einflüsse, zitiert hier Depeche Mode, dort den flirrenden Gitarrensound eines Juan Navarro von Héroes Del Silencio. Immer wieder unverkennbar jedoch ist Francos tiefe Verwurzelung im Post-Punk, wenn er wie zum Beispiel bei "Fame" so viel Hall auf seinen Gesang legt, dass es schon in den Achtzigern absurd gewesen wäre, nur um sich danach mit "When the kids get caught" tief vor Killing Joke zu verbeugen.

Bei all diesem Eklektizismus verzeiht man dann auch die Klatsch-Samples im Refrain von "Cold world", die eigentlich schon längst in der Asservatenkammer für Soundeffekte hätten verschwinden sollen. Nur sind die hier so geschickt eingebettet, dass kaum einmal negativ auffallen. Festzuhalten bleibt: Die alten Helden des Genres sind ein wenig in die Jahre gekommen. Insbesondere The Sisters Of Mercy erschütterten 2023 mit einer letztlich abgebrochenen Tour, Killing Joke sind nach wie vor abgetaucht, und The Cure leben mehr und mehr vom Nostalgiefaktor. Insofern hat es den Anschein, dass Unto Others gerade höchst geschickt diese frei gewordene Nische für sich besetzen. Das machen sie zudem in hochklassiger Manier – und vermutlich wird sehr bald niemand mehr ergänzen müssen, dass es sich hier um die früheren Idle Hands handelt.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Butterfly
  • Angel of the night
  • Never, neverland

Tracklist

  1. Butterfly
  2. Momma likes the door closed
  3. Angel of the night
  4. Suicide today
  5. Sunshine
  6. Glass slippers
  7. Fame
  8. When the kids get caught
  9. Flatline
  10. Time goes on
  11. Cold world
  12. I am the light
  13. Farewell ...
  14. Raigeki
  15. Hoops
  16. Never, neverland
Gesamtspielzeit: 46:57 min

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ToRNOuTLaW

2024-09-16 08:42:58

Die waren für mich auf dem PartySan zwischen dem ganzen Black, Death und Blackened Deat Geballer mit ihrem Wavesound ein ganz willkommener Palate Cleanser. Da haben die sicher auch schon was vom jetzt renzensierten Album gespielt. Hatte mir die auch vorab schonmal angehört. So richtig abholen tut mich das aber nicht.

Armin

2024-09-15 14:15:32- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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