The Meringues - Pavlova's dog

The Meringues
VÖ: 16.09.2024
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Substanzielle Schaumschlägerei

Meringue? Da war doch was! Genau, es handelt sich dabei um aufgeschlagenen und gebackenen Eiweiß- und Zuckerschaum, bei uns besser bekannt als Baiser. Also eher etwas, womit Oma die Torte dekoriert und dem Enkelkind heimlich einen von den harten Plombenknackern in den Mund steckt, bevor die kritischen Eltern das sehen. Und während die Torte wie ein intergalaktischer Stein im Magen der Eltern liegt und man brav noch einen Kümmerling hinterherschüttet beim Zuprosten auf Omas Gesundheit, stößt man zusammen mit dem Zuckerschaum eine Gewissheit auf: das Konzept Meringue bzw. Baiser ist völlig überholt und bedarf dringend eines Updates; zu süß, nicht vegan, und an den nächsten Zahnarztbesuch wurde noch gar nicht gedacht.

Handelt es sich bei The Meringues also um zuckersüßen, aufgeschäumten Teenie-Pop? Mitnichten! "Pavlova's dog" ist rotziger Post-Punk, wie man ihn sich seit langem wieder wünscht: kindisch, unflätig, albern und ein wenig destruktiv. Den Zuckerschaum haben Amanda Pants und Ted Evans in hohem Bogen bei Oma gegen die Tapete gespuckt und tanzen jetzt auf dem Fliesentisch. Es ist bereits das zweite Album der kanadischen Formation unter dem Namen The Meringues. Doch das Debüt zündete 2018 nicht wie erwartet und war auch etwas schwach auf der Brust. Nun wurde aufgerüstet, vom Duo zum Quartett. Fester Bestandteil sind jetzt Jackson Baird am Bass und Alastair Morrison am Schlagzeug, was dem neuen Album eine enorme Durchschlagskraft verleiht.

Bereits "Shambles" setzt einen deutlichen Schwerpunkt auf eingängige Melodien, Gitarren aus der Garage und einen Wechselgesang zwischen Pants und Evans, bei dem nicht ganz klar ist, wer von den beiden besser als Nina-Hagen-Nachfolger*in wäre. Die beiden greifen stimmlich so gekonnt ineinander, dass auch die weiteren Songs "Medusa" und "Royalty" davon leben, dass sie sich immer weiter in Ekstase brüllen. Dieses unbeschwerte Rumgealbere wird dann in den richtigen Momenten, wie in "Phantom", von einer Gitarre unterstützt, die frappierend an das chorusverspielte Solo in "Smells like teen spirit" erinnert. Diese Melancholie bildet einen wunderschönen Konterpunkt und hebt "Nvr rlly hnst" und "70 lemon trees" von langweiligem Geschrammel auf eine ganz andere Ebene. Plötzlich stehen da Sonic Youth und Yeah Yeah Yeahs im Raum und schauen der Band wohlwollend über die Schulter. Da wird dann auch mal mehr gewagt und mit "Speed" in den Gefilden des Surf-Rock gewildert oder mit "A.i. (actually incredible)" fast schon in die Musicalecke abgebogen. Das können sich The Meringues erlauben, weil sie mit ihrem Grundsound ein Fundament bilden, das jeden Stil in ihren Kosmos saugt. Wenn man die Metapher des Eischaums noch einmal bemühen möchte: Alles wird so lang aufgeschlagen, bis daraus ein fluffiger Meringues-Song geworden ist. Pants und Evans machen dabei eher den Eindruck, dass sie Omas Baiser-Torte einfach skippen würden, um dann gleich den Absacker zu zwitschern und durchzudrehen. Und wir möchten einfach mittanzen!

(Stephan Dublasky)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Shambles
  • Medusa
  • Royalty

Tracklist

  1. Shambles
  2. Medusa
  3. Nvr rlly hnst
  4. Phantom
  5. Royalty
  6. Time to breathe
  7. Speed
  8. Invincible
  9. Outta time
  10. A.i. (actually incredible)
  11. 70 lemon trees
Gesamtspielzeit: 36:40 min

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Armin

2024-09-15 14:14:39- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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