Lambert - Actually good

Mercury KX / Universal
VÖ: 30.08.2024
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Stranger things

Eigentlich ganz nett, wenn die Künstler für die Rezensent*innen das Fazit gleich mitliefern. Denn das zehnte Album – Soundtrackarbeiten nicht mitgezählt – des Mannes mit der sardischen Stiermaske ist actually good, really good sogar. Und die zugehörige Entstehungsgeschichte auch.

Denn ursprünglich hätte das hier Lamberts fünfte Soundtrackarbeit werden sollen. Zu einer Crime-Serie mit dem Titel "The stranger". Ein bis auf den Vornamen Matt – der aber vielleicht gar nicht der echte Vorname war – nicht näher genannter Regisseur soll Lambert für diese Serie angefragt haben. Nicht nur für den Soundtrack, sondern sogar für die Rolle des Detektivs. Irgendwo zwischen Blacky Fuchsberger zu Edgar-Wallace-Zeiten und Jim Bergerac, bevor er Inspector Barnaby wurde. Aufzuklären wären die sogenannten Ice-Cream-Man-Morde. Die gab es wirklich, der Rest der Story dreht sich um einen Chaosdreh in London mit überfordertem Regisseur, Budgetüberschreitungen aufgrund zu hohen Speiseeisverbrauches und Verfolgungsjagden mit E-Scootern statt Autos. Das alles klingt fast zu seltsam, um es zu glauben. Das vermeintliche Ende der Geschichte war jedenfalls: Die Serie stellte sich als Schrott heraus und verschwand im Giftschrank. Der bereits vorher geschriebene Soundtrack jedoch wurde freigekämpft und liegt nun als eigenständiges Album vor, einzelne Filmschnipsel konnten sogar für die Promovideos verwendet werden.

Oder ist das alles nur lustiges Lambertlatein? Dem sich gewohnt in Mysterien hüllenden Meisterpianisten und Komponisten wäre es zuzutrauen. Instrumentalmusik mit klassischem Hintergrund und dann auch noch jazzigen Momenten hat es ja nicht unbedingt leicht, Aufmerksamkeit zu erzielen. Und egal, ob die Geschichte stimmt oder nicht – das Album hat es verdient, gehört zu werden. Den passenden Film dazu kann sich ja jede*r selbst ausmalen. Schon das eröffnende "The stranger" mit seinen warmen Pianoklängen und leicht angejazzten Momenten zieht in den Bann, "The move" bringt im Anschluss mit spannenden elektronischen Tupfern Bewegung ins Thema und lässt abseits der sonstigen Referenzen sogar an The Notwist denken.

Auch die anderen Stücke mit dezenter Synthesizerverstärkung – wie das verspielte "Pressure and room" oder das sacht pumpende "Happy place" – bringen geschickt Abwechslung ins Klangbild. Klassischer kommt hingegen der Titeltrack daher, dem das Cello von Marie-Claire Schlameus zusätzlich Gefühl verleiht. Auch die weiteren Gastauftritte, Ralph Heidels Saxofon im melancholischen "Don’t know anyone" und Robin Scherpens Gitarre im verträumten "The others", bringen echten Mehrwert. Doch selbst wenn Lambert ganz allein an den Tasten zaubert, reicht das meistens vollkommen. Denn dieses Album ist eben "Actually good".

(Thomas Bästlein)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The stranger
  • The move
  • Rather
  • Happy place

Tracklist

  1. The stranger
  2. The move
  3. Actually good (feat. Marie-Claire Schlameus)
  4. Four walls two
  5. Don't know anyone (feat. Ralph Heidel)
  6. Pressure and room
  7. The others (feat. Robin Scherpen)
  8. Maybe the future
  9. Four walls one
  10. Drama and comedy
  11. Rather
  12. Happy place
  13. How it ends
Gesamtspielzeit: 47:50 min

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Armin

2024-09-07 10:20:09- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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