The Jesus Lizard - Rack
Ipecac / Rough TradeVÖ: 13.09.2024
In die Familienjuwelen
Steve Albini gefällt das vermutlich. Auch jetzt, da der viel zu früh verstorbene Produzent und Big-Black-Frontmann gerade mit Auszeichnungen für Noise-Rock-Pionierdienste und künstlerische Integrität behangen durchs Himmelreich wandelt. Mitte der Neunziger hatte er die Zusammenarbeit mit The Jesus Lizard nach vier Alben aufgekündigt, da das Quartett aus Chicago zu einem Major gewechselt war und sich so am kommerziellen Musikgeschmack orientierte. Stimmte so zwar nicht, weil auch die folgenden zwei Platten noch genug Radau veranstalteten. Trotzdem war 1999 erst einmal Schluss mit The Jesus Lizard – abgesehen von der 2000er-Compilation "Bang", die unter anderem zwei launige Trio-Coverversionen enthielt. Aber geht doch: 26 Jahre nach "Blue" erscheint das Comeback nun bei Mike Pattons Ipecac Recordings – einer redlichen Krawall-Adresse.
Diese Verbandelung liegt nahe, da Gitarrist Duane Denison seit einem Vierteljahrhundert bei Pattons Supergroup Tomahawk spielt. Eine super Gruppe sind auch The Jesus Lizard immer noch, obwohl sich Frontmann David Yow zwischendurch bei den Kaliforniern Qui verdingte und ein Soloalbum aufnahm oder David Sims das eigene kleine Projekt UnFact betrieb und seinen Bass nur gelegentlich für Gastspiele bei Botanica oder Pigface in die Hand nahm. Songs für seine frühere Band schrieb Denison nämlich weiterhin und spielte sie eines Tages Yow vor – der siebte Longplayer war beschlossene Sache. Und abgesehen vom Fehlen des nicht mehr unter uns weilenden Albini hat sich auf "Rack" glücklicherweise nicht allzu viel verändert. Von schneidenden, plärrenden Riffs über ins Psychotische lappende Vocals bis hin zum Vier-Buchstaben-Wort im Titel.
Eine Spielart lärmigen Punkrocks, die Pissed Jeans oder Metz längst verfeinert respektive vergröbert haben – mit der The Jesus Lizard in ihrer sehnigen Konsequenz jedoch heute noch genauso ins Schwarze treffen wie einst mit den stilbildenden Bösewerken "Goat" oder "Liar". Denisons mal ruppig dazwischengrätschende, mal quietschige Volten vollführende Gitarre und Mac McNeillys blecherne Drums kicken "Rack" im überfallartigen Einstieg "Hide & seek" oder beim ähnlich auf den Punkt gerotzten "Grind" so räudig los, dass sich sogar der nur von Rost und Kaugummi zusammengehaltene Seifenkisten-Groover "Armistice Day" leidlich geschmeidig dazwischenquetscht. Schon bedrohlicher: der schleifende Bass-Schlagzeug-Spuk "What if?", in dem Yow allerlei Unheil herbeihalluziniert. "A thief? A liar? A murderer? A psychopath?" Gerne, in der Reihenfolge.
Auch "Alexis feels sick" verzweifelt zu einer über sich selbst stolpernden Rhythmusgruppe an einer Menschheit, die einfach nichts dazulernen will. Muss am "Dunning Kruger"-Effekt liegen, der Unfähigkeit des Einzelnen, die eigene Inkompetenz zu erkennen – egal, wie vehement The Jesus Lizard einem diese unbequeme Weisheit per wüstem Stakkato einzuprügeln versuchen. Da helfen irgendwann nur noch so herrliche Maximal-Dreiminüter wie "Falling down" oder "Moto(R)", die auf Denisons Leads rasant Schlitten fahren und die Dinge wieder halbwegs geraderücken, bis Yow abschließend "I wish I could give birth to a dog / And have it come out all trained and perfect" fabuliert. Klingt fast wie eine Trio-Coverversion – wie wär's demnächst also mit "Los Paul, Du musst ihm voll in die Familienjuwelen hauen"? Egal wem. The Jesus Lizard ist jeder recht.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Hide & seek
- What if?
- Falling down
- Moto(R)
Tracklist
- Hide & seek
- Armistice Day
- Grind
- What if?
- Lord Godiva
- Alexis feels sick
- Falling down
- Dunning Kruger
- Moto(R)
- Is that your hand?
- Swan the dog
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fuzzmyass
2024-09-25 15:09:39
27.05. Berlin
28.05. Köln
fuzzmyass
2024-09-19 03:50:46
Ziemlich geiles Album mit einigen Highlights.... eventuell hat es hintenraus ein Paar kleine Längen, aber geschenkt... geiler Sound, schöne Vinylpressung, macht mega Spaß
noise
2024-09-08 10:59:54
Also mich interessiert es auch. Die Band, die
mich den Noiserock kennen lernen lies, der mich bis heute fasziniert. Ihre erste Scheibe die ich hören durfte (Goat) gehört noch heute zu meinen Lieblingsscheiben. Und auch das erste Konzert von denen dem ich je beiwohnen durfte habe ich bis heute nicht vergessen. Grandios!
Immermusik
2024-09-07 16:42:43
Im entsprechenden thread wurde bereits Vorfreude geschürt.
Mann 50 Wampe
2024-09-07 15:41:19
Sicher interessierts, aber die muss ja erst mal gehört werden, wird doch erst nä. Woche veröffentlicht.
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