Suuns - The breaks
Joyful Noise / CargoVÖ: 06.09.2024
Oder im Aquarium
Wahrhaftigkeit ist eine Zier – weiter kommt man ohne ihr. Na gut, das stimmt nicht so ganz. Zumindest nicht bei Suuns. Die Kanadier pochten schließlich seit dem Debüt "Zeroes QC" darauf, ausnahmslos Musik einzuspielen, die sie bei ihren Shows mit den gleichen Mitteln originalgetreu reproduzieren konnten. Im Studio wie auf der Bühne ein wahrhaftig erfolgreiches Unterfangen, wie auch energiegeladen rumpelnde und knatternde Alben wie "Images du futur" oder "Felt" zeigten. Ab 2021 nahm Keyboarder Max Henry zuerst live, dann zugunsten eines Musikpsychologie-Studiums ganz seinen Hut – was Suuns jedoch nicht daran hindert, nach seinem Weggang verstärkt mit Elektronik zu hantieren und eigenen Angaben zufolge bei Auftritten künftig auf das lange gehegte Reinheitsgebot zu pfeifen. Erlaubt ist, was gefällt. Doch gilt das auch für "The breaks"?
Jedenfalls scheinen sowohl die minimalistischen Solo-Platten von Sänger Ben Shemie als auch sein Projekt High Season mit der französischen Produzentin Chloé Thevenin ihre Spuren hinterlassen zu haben: Vom krautigen Post-Punk früherer Tage oder Ansätzen halbwegs handelsüblicher Rockmusik entfernen sich Suuns auf ihrem sechsten Longplayer noch weiter als auf dem bereits zusehends diskreten "The witness". Wenn das der nur noch gelegentlich von Shemie emulierte Clinic-Frontchirurg Ade Blackburn wüsste, der vermutlich gerade auf "Fantasy island" Cocktails mit giftgrünen Sonnenschirmchen schlürft. Also das richtige Unterhaltungsgetränk für die lysergsäurehaltig schmachtende Single "Doreen" oder für "Vanishing point", durch das sich ein gebremster HipHop-Beat, elektronische Flächenbrandung und ausgesucht schmierige Saxofon-Ad-Libs schleichen.
Ein Mission Statement der beduselten Art, das "The breaks" eher komisch als kosmisch eröffnet. Allmählich in Tritt kommen Suuns erst, wenn das filigran arrangierte "Fish on a string" zu einem behutsamen Blues-Riff und feinen perkussiven Details vom kollektiven Geworfensein in eine vorgegaukelte Realität berichtet. "I'm stuck in this glass bowl but I believe that I'm free / Free to dream in colors I'll never see" – ein Höhlengleichnis aus dem Aquarium, das die Existenz dunkler abbildet, als dieser reizende kleine Klopfer suggeriert. "Rage" wirkt anschließend, als wollten Suuns das Intro von Coldplays "Clocks" nachspielen, indem sie ein angetütertes Harmonium die Treppe herunterwerfen, ehe Gitarre und Vocals um die Wette irrlichtern und auch die dezente Distortion von "Brainwash" aus "Hold / still" kurz reinschaut. Geht doch – und geht noch besser weiter.
Nämlich mit "Road signs and meanings", das unbeirrt auf einem straighten Piano-Groove vorwärts rollt: bassig, kugelrund und anders als der merkwürdig disparate Auftakt mit seinen sieben Minuten keine Sekunde zu lang. Doch das Trio aus Quebec vermag sich auch kurz zu fassen, dreht die üppige Synth-Sinfonie "Overture" auf engstem Raum komplett auf links und lässt "Wave" in seiner ersten Hälfte konsequent körperlos durch weichgezeichneten Fuzz rauschen, bis zum Finale die erste zerspante Gitarre auf "The breaks" dran glauben muss. Süffisantes, psychedelisches Mini-Chaos, nach dem sich trotzdem alle liebhaben können – zu herzig holpert das Titelstück zum Schluss über glitzernden Arpeggio-Flausch, als dass sich Suuns für ein sympathisch gekipptes Album mit einigen Umgereimtheiten auf leisen Flossen verdrücken müssten. Blubbubb.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Fish on a string
- Road signs and meanings
Tracklist
- Vanishing point
- Fish on a string
- Rage
- Road signs and meanings
- Overture
- Wave
- Doreen
- The breaks
Im Forum kommentieren
Armin
2024-08-28 21:02:00- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
MickHead
2024-07-31 23:38:10
Neuer Song "Overture"
https://youtu.be/jfBOLI6u-OY?si=pRYjvCxHdGbDyWs_
MickHead
2024-06-27 23:46:05
Neuer Song "Doreen"
https://youtu.be/4bp3WgdCC3Q?si=E__XCHh3Dtdjd_C1
saihttam
2024-06-07 02:05:23
Die gibts noch?
ijb
2024-06-05 18:51:47
Bin sehr gespannt. Die letzte Tour war super. Und das letzte Album auch unterbewertet.
(Sehr schräg aber diese neue Mode, dass alle jetzt nach dem Subjekt immer ein Komma eintippen. Versteh gar nicht, was das bringt. Außer Stolperfallen beim Lesen.)
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