LL Cool J - The force

Virgin / Universal
VÖ: 06.09.2024
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

40 Jahre im Dienst

1984 gründeten Russell Simmons und Rick Rubin in New York City das legendäre Plattenlabel Def Jam Recordings. Der erste Release hieß "I need a beat" und kam von einem damals 16-Jährigen: dem im Stadtteil Queens geborenen James Todd Smith, Künstlername LL Cool J. 1985 veröffentlichte er sein Debütalbum "Radio", das 1995 erschienene "Mr. Smith" katapultierte den Endzwanziger ins oberste Regal des kommerziell erfolgreichen US-Raps. Den Jüngeren dürfte Smith heute vor allem als Schauspieler in seiner Rolle als Agent Hanna aus der TV-Serie "Navy CIS" bekannt sein. Passend zum 40-jährigen Geburtstag von Def Jam Recordings feiert er mit "The force" sein musikalisches Comeback nach elf Jahren Pause.

Der mittlerweile 56-Jährige ist sicherlich nicht der G.O.A.T., wie er sein 2000er-Soloalbum selbstbewusst betitelte. Eine Ikone des US-Rap ist LL Cool J aber in jedem Fall. Sein klarer und aggressiver Stil hat noch immer einen hohen Wiedererkennungswert. An den Reglern von "The force" saß mit Q-Tip eine weitere Legende. Was erstmal nach einer echten Traumhochzeit klingt, entpuppt sich bei näherem Hinhören als komplizierte Beziehung. Die Instrumentals von A-Tribe-Called-Quest-Mastermind Q-Tip sind ausgefeilt und vielschichtig, pures Gold für einen virtuosen Rapper. LL Cool J wirkt davon jedoch teilweise überfordert. Beim Titeltrack stehlen ihm die unzähligen Effekt- und Samplespuren die Show, und auch bei "Passion" ist soundtechnisch so viel los, dass der Hauptakteur blass bleibt. Der direkte, knallende Beat von "The vow" dagegen ist passgenau auf LL Cool J zugeschnitten, und auch auf dem Intro-Track "Spirit of cyrus" kann er glänzen. Er textet über die Diskriminierung von Schwarzen in Amerika und schwingt sich zum black vigilante auf. Für den Chorus klettert niemand Geringeres als Snoop Dogg in die Booth. Überhaupt zollt eine illustre Runde dem New Yorker Rap-Urgestein mit Gastbeiträgen Tribut. Für "Murdergram deux" steuert Eminem einen klassischen Slim-Shady-Verse bei. Auf "Huey in the chair" hört man den mittlerweile leicht kurzatmigen Busta Rhymes, Nas veredelt mit seinem Auftritt den Track "Praise him".

"Saturday night live", an der Seite von Rick Ross und Fat Joe, klingt nach dem perfekten Soundtrack für einen klassischen Mobster-Film, auch der angenehm schleppende Beat ist oscarverdächtig. Beim ungewöhnlichen "Black Code Suite" rappt LL Cool J über ein entspanntes Orgel-Instrumental, dann übernimmt die gambische Sängerin Sona Jobarteh und gibt dem Track mit ihrem traditionellen Gesang eine unerwartete Wendung. Ganz und gar nicht unerwartet kommt dafür "Proclivities", bei dem Ladies Love Cool James seinem Namen alle Ehre macht und den alten Schwerenöter gibt. Wenn die Musik für den vierfachen Vater LL Cool J ein solcher Jungbrunnen ist, wird sein vierzehntes Studioalbum womöglich nicht sein letztes sein. Den Nachfolger dann gerne mit schnörkellosen Boombap-Beats und vielleicht The Alchemist oder DJ Premier an den Reglern. Sicherlich würden auch diese Legenden einem der dienstältesten Rapper im Geschäft die Ehre erweisen.

(Andreas Rodach)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Spirit of cyrus (feat. Snoop Dogg)
  • Saturday night special (feat. Rick Ross & Fat Joe)
  • The vow (feat. Mad Squablz & J-S.A.N.D. & Don Pablito)

Tracklist

  1. Spirit of cyrus (feat. Snoop Dogg)
  2. The force
  3. Saturday night special (feat. Rick Ross & Fat Joe)
  4. Black code suit (feat. Sona Jobarteh)
  5. Passion
  6. Proclivities (feat. Saweetie)
  7. Post modern
  8. 30 decembers
  9. Runnit back
  10. Huey in the chair (feat. Busta Rhymes)
  11. Basquiat energy
  12. Praise him (feat. Nas)
  13. Murdergram deluxe (feat. Eminem)
  14. The vow (feat. Mad Squablz & J-S.A.N.D. & Don Pablito)
Gesamtspielzeit: 43:38 min

Im Forum kommentieren

Kojiro

2024-09-07 18:22:13

Korrigiere mich: Locker 8,5, wenn nicht 9.

Q-Tip steht einfach für Qualität. Unfassbar irre Sachen hier produziert. Und LL rappt einfach als wär er noch 16... Besser wird's in diesem Genre 2024 nicht mehr.

Kojiro

2024-09-06 11:06:34

Großes Manko, dass weder der aktuell gut aufgelegte Snoop im Opener noch Q-Tip selbst rappen. Einen Q-Tip Part hätte das Album durchaus vertragen!

Kojiro

2024-09-06 11:04:16

"The Vow" klingt nicht nach Q-Tip. Würde mich überraschen, wenn der von ihm ist.

Kojiro

2024-09-06 11:02:41

Also nach dem dritten Durchgang frage ich mich, ob der Rezensent das Album tatsächlich gehört hat. Die anderen Reviews zeigen, dass er sich im US-Rap offenbar nicht ganz heimisch fühlt.

LL wirkt auf keinem der Songs überfordert; im Gegenteil. Er fügt sich - ungeachtet seines Alters sowie des heute antiquiert wirkenden Flows - wunderbar in Q-Tips musikalisch abwechslungsreiches Werk ein. Auch auf "Passion" klingt er absolut klasse. Ebenso auf "Mudergram Deux", wo Eminem und er ein Flowgewitter präsentieren. Der Beat-Switch ist famos...

Q-Tip überrascht hier mit teils sehr untypischen Produktionen, was aber nichts Negatives ist. Wie auf dem letzten Tribe-Album hat Q-Tip wieder einen Sound kreiert, der schön nostalgisch, dabei aber dennoch irgendwie modern klingt. Wie großartig ist bitte "Post Modern"?

Ein sehr sehr gutes LL Cool J Album, das ohne unnötige Anbiederung an heutige Sounds auskommt und dennoch nicht peinlich nach Altherrenrap klingt.

Mindestens eine 8/10.



Kojiro

2024-08-28 21:39:50

Bin ich gespannt, ob das wirklich nur eine 6/10 sein soll...

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