Humanist - On the edge of a lost and lonely world
Bella Union / Rough TradeVÖ: 26.07.2024
Gemeinsam durch die Dunkelheit
Für Devotees ist Humanist natürlich kein unbeschriebenes Blatt. Schließlich hat Rob Marshall mit seiner Band nicht nur Depeche Mode auf der triumphalen Tour zum Album "Memento mori" für einige Abende als Supportband begleitet, sondern hat es auch geschafft, dass Dave Gahan ihm seine Stimme für einen Song auf dem Debütalbum lieh – und nun erneut auf dessen Nachfolger. Noch stärker war die musikalische Verbindung zum leider nicht mehr unter uns weilenden Mark Lanegan, mit dem Marshall unter anderem an dessen Großtat "Gargoyle" arbeitete und der wiederum gleich auf vier Stücken von "Humanist" sang. Diese markante Stimme ist nun nicht mehr irdisch verfügbar, sodass ein dramatischer Titel wie "On the edge of a lost and lonely world" durchaus angemessen erscheint.
Das Konzept aber bleibt vergleichbar. Marshall holt sich passende Kollaborateure für seine Songs ins Studio – beziehungsweise lässt sich ihre Parts zuschicken, wie das heute halt so gemacht wird – und baut sie in sein Soundkorsett ein. Und auch auf seinem zweiten Album verdient es Anerkennung, wie gut der Mann vernetzt ist. Ein Humanist eben. Neben Gahan auf dem zunächst getragenen, aber dann mit Gitarren, Streichern und Chören die Welt umarmenden "Brother" kehrt zwar nur Carl Hancock Rux von den Debütpartnern zurück. Und Madman Butterfly, mögen aufmerksame Hörer*innen anmerken – der aber ist nur ein putziges Alias von Marshall selbst. Etwas Humor ist schließlich auch am Rande einsamer Welten nicht fehl am Platze. Doch zu den Neuzugängen im Cast: Isobel Campbell (die ebenfalls musikalisch mit Lanegan verbandelt war), Peter Hayes (Black Rebel Motorcycle Club), Tim Smith (Midlake), James Allan (Glasvegas), Ed Harcourt, Rachel Fannan und James Cox (Crows) – sehr ordentliche Liste.
Das Schöne daran: Marshall gelingt es noch besser als auf dem Debüt, die ganzen Gäste unter seinem Schirm zu vereinen. Das ist hier kein musikalischer Gemischtwarenladen, sondern ein gemeinsames Bewältigen dunkler Abgründe des menschlichen Daseins. Was dann sogar in einen geradezu fröhlich klingenden Song wie "Happy" münden kann, gefühlvoll intoniert von Ed Harcourt. Die mitunter sehr unterschiedlichen Stimmen passen sich da der jeweiligen Atmosphäre an. Negative Ausnahme: James Allan, dessen schon bei Glasvegas oft anstrengendes Pathos "Dark side of the window" aus dem Fenster kippen lässt. Viel schöner gelingt es dagegen Midlakes Tim Smith, "Too many rivals" in pure Schwelgerei zu verwandeln. Noch watteweicher geht das nur mit Isobel Campbell in "Love you more". Auf der kantigeren Seite ist es schön, mal wieder Peter Hayes vom Black Rebel Motorcycle Club hören zu können, und auch Rachel Fannan und James Cox schieben ihre druckvollen und sehnsüchtigen Songs gut nach vorn. Mit den finalen drei Tracks – die gut zu einem hätten vereint werden können – lässt Marshall die dunkle Grundstimmung cinematisch rund auslaufen. Humanismus in seiner musikalischsten Form.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Happy (feat. Ed Harcourt)
- Too many rivals (feat. Tim Smith)
- Brother (feat. Dave Gahan)
- Love you more (feat. Isobel Campbell)
Tracklist
- The beginning (feat. Carl Hancock Rux)
- Happy (feat. Ed Harcourt)
- Too many rivals (feat. Tim Smith)
- The immortal (feat. Ed Harcourt)
- This holding pattern (feat. James Cox)
- Brother (feat. Dave Gahan)
- Born to be (feat. Peter Hayes)
- Keep me safe (feat. Rachel Fannan)
- Dark side of your window (feat. James Allan)
- Love you more (feat. Isobel Campbell)
- Lonely night
- The presence of Haman
- The end
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fuzzmyass
2024-08-21 20:53:01
Bin schon gespannt... diesmal waren Jane's auch in der OG Besetzung mit Eric Avery am Bass
vincent92
2024-08-21 20:10:43
Hab ich mir schon gedacht. Perry Farrell ist halt einfach einzigartig. Wow, sogar mit Tom Morello. Hab ich Anfang der Nuller Jahre auch mal live genießen können:-)
Ja genau, freu dich auf das neue Album. Du wirst es nicht bereuen :-)
fuzzmyass
2024-08-21 19:08:41
Ja, das war ein überragendes Konzert, vor allem in dieser Kombination... dazu kommt, dass Jane's Addiction auch noch Tom Morello auf die Bühne geholt haben, der mit ihnen Mountain Song und Chip Away gespielt hat...
Das erste Humanist Album habe ich inzwischen nachgeholt - absolut großartig!
Das hier habe ich noch nicht geschafft zu hören, kommt aber bald
vincent92
2024-08-21 19:00:04
Wow. Jane's Addition und Humanist im Doppelpack. War live bestimmt überragend :-)
Überragend auch der neue Longplayer von Humanist.
Eines meiner Alben des Jahres :-)
Armin
2024-08-21 10:33:04- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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