King Gizzard & The Lizard Wizard - Flight b741

KGLW / Virgin / Universal
VÖ: 09.08.2024
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Pigs on the wing

Wenn King Gizzard & The Lizard Wizard den Blues bekommen, dann dauert es. Das letzte Mal entstand mit 481 Tagen zwischen "Gumboot soup" und "Fishing for fishies" der längste Abstand zwischen zwei Alben der Australier und nun ließ "Flight b741" als Melange aus Blues, Country und Southern Rock immerhin 291 Tage auf sich warten. Wir reden hier schließlich von der 26. Platte innerhalb von weniger als zwölf Jahren, das sind schon "Chinese democracy"-Ausmaße für das produktive Sextett. Dass dieses neue Bündel an Songs quasi "Fishing for fishies 2" wäre, stimmt allerhöchstens zur Hälfte. Jenes Album war zwar abwechslungsreicher, aber mit dem ernsten Hintergrund und den recht unterschiedlich aufgelegten Stücken auch schwieriger. Und: Schwierig – das ist "Flight b741" mal so gar nicht. Es ist eine Gaudi, wo das Tempo kaum gedrosselt wird und es letztlich auch egal ist, welcher der zehn Songs gerade aus dem Boxen lärmt. Vom freudestrahlend eröffnenden "Mirage city" bis zum finale Wiehern, das "Daily blues" beschließt, rollt die Spaßwalze über alles hinweg.

Dabei schneiden King Gizzard auch hier durchaus ernste Themen an. Eskapismus steht hoch im Kurs: "There's a place I wanna go / 'Cause my Mum and Pa, they fight at home", lauten die ersten Zeilen, später heißt es: "I'd rather be amongst the clouds / Elevated rats in the sky." "Sad pilot" wird gar existentialistisch, wenn es von harmloser Erzählung – "I've been to the doctor somewhat recently / I haven't felt safe in my skin" – zur Sinnkrise mutiert: "How long can one spend dying / Before they completely disappear?" Nur: Die Musik macht da nicht mit. Als ob es darum ginge, unbedingt gegen die düsteren Gedanken anzukämpfen, pumpt sich jeder Song eine Extraportion Spaß in die Backen. "Sad pilot" holt über die rhythmusbetonte Spielweise und die hübsche Refrainmelodie ab, "Raw feel" packt dagegen als euphorischer Hit den Groove aus, kurz nach dem Warmspielen durch die ersten beiden Songs. Würde "Field of vision" noch eine Mickey-Mouse-meets-Rasierklingen-Stimme beheimaten, wäre der glatt auf dem nächsten AC/DC-Album ein Highlight. "Take my gift / It's made of mud." Und wir suhlen uns auch noch drin.

Mit "Le risque" bekommt Drummer Michael Cavanagh sogar seinen ersten Einstand am Mikro in Form eines Spoken-Word-Parts. "I'm weak as piss, no risk", skandiert er da mehr oder weniger falsch, bevor gleich mehrere Bandkollegen den Staffelstab übernehmen. Überhaupt steckt "Flight b741" wieder so voller liebevoller Details – die dezenten Gospel-Qualitäten mancher Backing-Chöre, die gerne dazwischengrätschende Mundharmonika oder wie gewohnt die wiederkehrenden musikalischen und lyrischen Motive –, dass eine Beschreibung wie "King Gizzard & The Lyzyrd Wyzyrd" am Ende doch zu kurz greift. Klar, es ist nicht das tiefgehendste Album ihrer Diskographie, der Spagat zwischen zweifelnden Texten und einem sehr selbstsicheren instrumentalen Auftritt manchmal seltsam. Aber das immerhin knapp achtminütige "Daily blues" bringt schließlich alles auf einen Nenner. "Flying through clouds of hate / Flying through clouds of love / We ain't that different / Put down your weapons", singen sie vor einer klaren Instruktion zu mehr gegenseitigen Liebesbekundungen. Zu einfach? Vielleicht. Aber halt schweinegeil.

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Raw feel
  • Field of vision
  • Sad pilot

Tracklist

  1. Mirage city
  2. Antarctica
  3. Raw feel
  4. Field of vision
  5. Hog calling contest
  6. Le risque
  7. Flight b741
  8. Sad pilot
  9. Rats in the sky
  10. Daily blues
Gesamtspielzeit: 43:07 min

Im Forum kommentieren

The MACHINA of God

2024-09-05 16:02:04

:D

Felix H

2024-09-05 15:58:23

Ja, sowas Ernstzunehmendes wie "Gilaaa! Gilaaa! Gilaaa! Monstaaa!" hätte ich auch gern wieder.

nörtz

2024-09-05 15:53:47

Ne. Jetzt reichts mal mit dem Quatsch und bitte wieder ernstzunehmende Musik machen.

kiste

2024-09-05 11:53:41

Mein Sommeralbum. Fast schon frech, mit welcher Leichtigkeit sich hier ein Ohrwurm nach dem anderen reiht. Antarctica und Sad Pilot (tolle Texte btw) haben es mir besonders angetan… Take me away!
Wer glaubt noch, dass nach dem Wiehern am Ende des Albums nun ein Countryalbum folgen wird?

Quirm

2024-08-29 10:11:44

Cooles Album. Wenn man die ganzen Schichten erstmal freigelegt hat, macht das alles richtig Spaß.

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