Hammerfall - Avenge the fallen

Nuclear Blast / Rough Trade
VÖ: 09.08.2024
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Ohoho!

Es gibt sie immer noch, die Legenden des Metal, die Bands, ohne die das Genre heute komplett anders aussähe. Iron Maiden, Judas Priest, Metallica, Hammerfall ... Moment, wie bitte?! Hammerfall? Blicken wir einmal knapp 30 Jahre zurück. Der Grunge oder dessen Medienhype hatte die Genre-Granden förmlich hinweggefegt. Bruce Dickinson hatte Iron Maiden frustriert verlassen, Metallica irrlichterten in Alternative-Rock-Gefilden, und auch Rob Halford hatte Judas Priest das Mikrofon vor die Füße geworfen und Metal für tot erklärt. In Göteborg allerdings wollte eine kleine Truppe von Musikern den Holzfällerhemden nicht das Feld überlassen und schwor weiter auf Nieten und Leder. Als Hammerfall dann 1997 ihr Debüt "Glory to the brave" veröffentlichten, gingen die Fans steil wie lange nicht. Endlich wieder Metal, endlich wieder Fäuste recken, und wenn das Image auch hundertmal überzeichnet sein mag. Und plötzlich fassten auch all die anderen wieder Tritt – schau an, Metal funktioniert ja doch noch!

Für Hammerfall war das der Startschuss in eine Karriere, die dann doch irgendwann polarisierte. Zwischen kultischer Verehrung und blanker Verachtung schwankten die Reaktionen, am Ende blieben sich die Schweden einfach nur mit nordischer Sturheit treu. Trends? Können gefälligst die anderen machen. Insofern ist und bleibt der größte Fehler, irgendwelche Innovationen im Bandsound zu erwarten. Was selbstverständlich auch für "Avenge the fallen" gilt, das 13. Studioalbum. Was auch das fünfte oder siebte oder zwölfte sein könnte. Denn Fans wie Hater bekommen alles, was sie wahlweise lieben oder verachten – Stampf-Rhythmen in schön simplem 4/4-Takt, nicht zu schnell, sonst klappt das Headbangen nicht mehr so recht, jede Menge Pathos, dazu reichlich mächtige Ohoho-Chöre.

Aber ganz ehrlich? Genau so muss eine Hammerfall-Platte auch klingen. Wer sich zu Prog-Metal die Synapsen verknoten möchte, nur zu, wer im tiefsten Black-Metal-Underground versacken will, immer gerne, doch manchmal braucht der gemeine Metaller eben diesen herrlich simplen Stoff. Den Refrain des Titeltracks grölt man noch nachts um drei mit, während "The end justifies" und "Burn it down" geradezu ungestüm loslaufen. Und auch wenn "Freedom" sicherlich kein Kandidat für den Pulitzer-Preis wird – wenn man einen Anlass benötigt, sich nachts auf einem Festival singend in den Armen zu liegen, kommt ein Refrain wie "I'm free, free to rule my life / No more, no repression" trotz oder gerade wegen seiner fast schon rührseligen Naivität gerade recht.

Wer jetzt meint, huiuiui, jetzt bekommen Hammerfall aber mal so richtig Beef – nö. Denn wie die Schweden es auch immer anstellen, ihre Hooks sind und bleiben bockstark. Da ist es dann auch einigermaßen egal, wenn an der ein oder anderen Stelle mit dem Schlager-Appeal deutlich übertrieben wird, oder dass die Ballade "Hope springs eternal" dermaßen over the top ist, dass man dafür den Begriff "cringe" erfinden müsste, wenn es ihn nicht schon gäbe. Aber auch das kann man den Skandinaviern letztlich verzeihen. Sie wissen um ihre gefühlte Gestrigkeit, wussten es im Grunde schon vor drei Jahrzehnten. Doch genau das macht sie so sympathisch. Und spätestens bei zwei Atü auf dem Kessel geht auch das letzte "Ohoho" ganz ohne Skrupel von den Lippen. Been there, done that.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Avenge the fallen
  • Freedom
  • Burn it down

Tracklist

  1. Avenge the fallen
  2. The end justifies
  3. Freedom
  4. Hail to the king
  5. Hero to all
  6. Hope springs eternal
  7. Burn it down
  8. Capture the dream
  9. Rise of evil
  10. Time immemorial
Gesamtspielzeit: 46:57 min

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Neytiri

2024-08-12 22:20:14

Ich konnte den Hype um "Glory to the brave" nie nachvollziehen und kann auch dem neuen Album nichts abgewinnen.

Ich empfehle stattdessen das selbstbetitelte Debut von den Griechen "Warrior Path" und dessen Nachfolger "The Mad King".

Armin

2024-08-12 19:45:24- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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