Blues Pills - Birthday
Throwdown / BMGVÖ: 02.08.2024
Auf ein Neues
Es war zwischenzeitlich still um Blues Pills geworden. Vor zehn Jahren kamen zwei Amerikaner, eine Schwedin und ein Franzose quasi aus dem Nichts und rissen mit einer faszinierenden Mischung aus Blues und dem damals heftig boomenden Vintage Rock alles ab, begeisterten gar das Publikum auf reinen Metal-Festivals, angeführt von einer Frontfrau mit einer Stimme für die Ewigkeit. Ein paar Jahre später musste die Band dem irren Tempo der Anfangstage Tribut zollen und zudem den eigentlich für unersetzlich gehaltenen Gitarristen Dorian Sorriaux ersetzen. Und just, als das Quartett wieder Tritt fasste, verhinderte die Pandemie jegliche Tour-Aktivitäten zum Album "Holy moly!". Schöner Mist auch. Der Titel des neuen Albums "Birthday" könnte also für einen Neustart stehen, wäre da nicht der Umstand, dass Sängerin Elin Larsson während der Aufnahmen schwanger war – und dies auch auf den Band-Promofotos selbstbewusst zeigt. Ein tolles Statement, das nur am Rande.
Wer nun allerdings mütterliche Milde oder gar Rührseligkeit auf "Birthday" erwartet, sieht sich umgehend eines Besseren belehrt. "I'm gonna ruin someone's birthday", singt Larsson in der ersten Zeile des Titeltracks, und der Typ, der genau das auf ihrer Geburtstagsparty tat, bekommt von der 35-Jährigen einen Satz heiße Ohren verpasst, der sich gewaschen hat. "You masochistic dinosaur / Don't want you in my head no more / I hope you get a virus or / Choke on your damn chili sauce" – was Taylor Swift mit ihren Verflossenen kann, kann Elin Larsson mit Partycrashern schon lange. Mal ganz davon ab, dass "Birthday" jegliche Skepsis, die angesichts der Vorgeschichte möglicherweise aufgekommen sein mag, in Grund und Boden stampft. Was für ein Opener!
Trotz dieses rasanten Beginns ist die rohe, ungestüme Energie, dieses Einfach-mal-drauf-los der frühen Alben, einer gewissen Routine gewichen. Und das ist an dieser Stelle wahrlich kein Kritikpunkt, denn mit der Routine kommt die Reife. "Don't you love it" startet mit einem feisten Basslauf und frisst sich mit tollem Refrain ins Hirn, während das beschwingte "Bad choices" mit feiner Selbstironie glänzt. "Piggyback ride" lässt den Bluesrock einmal komplett beiseite und vergreift sich überaus gekonnt am Krautrock, während "Shadows" insbesondere zu Beginn die weite Reise von Schweden in die Südstaaten der USA antritt – und sich dort dermaßen wohlfühlt, als läge die Heimatstadt Örebro nicht etwa in den schwedischen Wäldern, sondern tief in den Sümpfen von Louisiana.
Doch natürlich weiß auch die Band, was sie an ihrer Sängerin hat, ohne sich zu ihrer Begleitband zu reduzieren. "Somebody better" ist einfach ganz großes Drama, während "I don't wanna get back on that horse again" zeigt, dass die ohnehin sehr weit gesteckten stilistischen Grenzen nur dafür da sind, um sie zu durchbrechen – und wenn es passt, einmal Adele zu zitieren, dann wird eben Adele zitiert. Dass der nachdenklichste Moment "What has this life done to you" die Platte beschließt, ist allerdings nur vordergründig melancholisch. Denn die Musik steht in gewissen Teilen im Widerspruch, zeigt aber genau damit einen Aufbruch, einen Blick nach vorne. Und dieser Blick ist positiv. Für Elin Larsson hat als Mutter ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Und "Birthday" zeigt, dass auch die Band gewachsen ist, neue Energie gewonnen hat. Es wird wieder laut um und mit Blues Pills.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Birthday
- Piggyback ride
- Shadows
Tracklist
- Birthday
- Don't you love it
- Bad choices
- Top of the sky
- Like a drug
- Piggyback ride
- Holding me back
- Somebody better
- Shadows
- I don't wanna get back on that horse again
- What has this life done to you
Im Forum kommentieren
Dan
2024-08-31 19:59:25
Neulich im Radio beim Autofahren "Top Of The Sky" gehört... Wusste gar nicht so recht, wie die klingen. Seitdem: Ohrwurm.
Stimmlich eher bei Lady Gaga als bei Adele, finde ich.
The Malthead
2024-08-14 10:00:48
Man merkt dass die Band jetzt beim Major Kabel angekommen ist. Die meisten Songs sind auf Radiolänge gekürzt, die Stimme ist extrem weit nach vorne gemischt und alles schreit nach rockiger Adele- Kopie. Hmmm ... der Rest ist Schweigen.
Armin
2024-08-12 19:44:50- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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