Beabadoobee - This is how tomorrow moves
Dirty Hit / Virgin / UniversalVÖ: 09.08.2024
Schuld und Tango
Beabado ... es bleibt schwer auszusprechen. Beatrice Laus, auf den Philippinen geborene Londonerin, besser bekannt als Beabadoobee, ist gerade einmal knappe 24 Lenze auf Erden und hat dennoch so einiges schon erlebt: Fünf EPs und zwei LPs hat die junge Musikerin bereits in petto und angelte sich dabei gleich mal fette Auszeichnungs-Fische wie den BRIT Award und "BBC Sound Of". Ganz nebenbei dudelte der Song "Death bed (Coffee for your head)" von Powfu mit ihr als Feature mittlerweile nahezu 1,7 Milliarden (!) Mal über eine beliebte, schwarz-grüne Steamingplattform.
Lebten Beas, wie wir sie einmal der Einfachheit halber nennen wollen, bisherige Werke von juveliler Kraft und Zerbrechlichkeit, zuweilen auch vom Trotzigen, gerät "This is how tomorrow moves" deutlich reflektierter. Und entspannter. Zum Einstieg zeigt der hübsch-fluffige Opener "Take a bite" zwischendrin nur kurz ein bisschen die Zähne, baut ansonsten stark auf die akustische Gitarre. Kommt jenes Instrument elektronisch verstärkt daher, dazu zarte Synthies, überrascht es nicht, dass der Britin mit spielender Leichtigkeit feine Indie-Rock-Perlen gelingen – mal wieder. "California" lautet einer der kleinen Hits, gefolgt vom ohrwurmigen "One time".
Thematisch nimmt uns "This is how tomorrow moves" mit auf eine Reise voller persönlicher Ein- und Rückblicke. Weniger himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt, sondern verständnisvoll und analytisch. Ein wenig, als beobachte man das Auf und Ab der beginnenden Adoleszenz hinter einer leicht milchigen Scheibe im Zug, abwechslungsreich wie die vorbeirauschende Landschaft, spiegelt Bea Erfahrungen mit ihrem jüngeren Ich. Schafft sich selbst Verständnis für das, was sie erlebt hat. "Früher habe ich über meine Reaktion auf die Taten anderer Leute gesungen, wie ein Schuldspiel", erläutert die Sängerin und ergänzt: "Heute akzeptiere ich, dass auch ich unweigerlich Schuld habe. Es gehören immer zwei dazu, um Tango zu tanzen."
So gerät das intensive "Post" dann auch mal drückend und melancholisch. Beabadoobee verließ ihren Lieblingsort namens Schlafzimmer und schlug bei Produzent Rick Rubin in dessen berühmtem Shangri-La-Studio in Malibu, Kalifornien, auf. Auffällig in diesem Kontext? Vielleicht die Prominenz von Beas Stimme, die über allem zu schweben scheint. Zart und mehrstimmig mit ein bisschen Saxophon im Hintergrund schmiegt sich "Tie my shoes" in die Ohrwindungen. Sehr intim wird's dann im zarten "Girl song", hier stehen nur Gesang und ein Piano im Raum – und erfüllen diesen strahlend. Schwungvolle Indie-Pop-Rocker wie "Beaches" kennt und schätzt man, doch die Songwriterin zeigt auf Longplayer Nummer drei Mut, auch und gerade im Sound. Laut wird's sehr selten, aber dafür verspielt. Denn wenn Beabadoobee von jener "A cruel affair" im swinggetünchten Kammerpop-Gewand berichtet, darf der Haken auch beim Wörtchen "Weiterentwicklung" gesetzt werden. Ähnlich gelagert ist "Real man", für das Bea ihre Hörer*innen in den souligen Jazz-Keller entführt und dort mit verschmitzem Grinsen zum gemeinsamen Hüftschwung lädt. Der olle Tango muss es aber bitte noch nicht sein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Take a bite
- California
- Girl song
- Beaches
Tracklist
- Take a bite
- California
- One time
- Real man
- Tie my shoes
- Girl song
- Coming home
- Everseen
- A cruel affair
- Post
- Beaches
- Everything I want
- The man who left too soon
- This is how it went
Referenzen
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