Powerwolf - Wake up the wicked
Napalm / UniversalVÖ: 26.07.2024
Ein bisschen Spaß muss sein
Hach, Powerwolf. Eigentlich möchte man sie hassen, sie dissen und verreißen bis zum Gehtnichtmehr. Seit 20 Jahren tragen die Saarländer mit den lustigen Bühnennamen ihre Story vor sich her, folgen dem selben Rezept. Spielen massentauglichen Metal, der problemlos im Formatradio laufen könnte, ohne jemandem wirklich weh zu tun, kokettieren mit schlageresker Eingängigkeit gepaart mit der obligatorischen Kirchenorgel als Begleitung. Und wenn das Küchenlatein mancher Texte nicht ausreicht, dann darf es auch gerne mal ein Herrenwitz sein, für den sonst selbst der eigentlich schambefreite Mario Barth Skrupel hätte.Dazu ein bisschen Feuer und Krawumm, fertig ist das Headliner-Konzept.
So die Theorie. Nur – warum kann man überhaupt nicht anders, als schon beim ersten Durchlauf von "Wake up the wicked" die Refrains mit gereckter Faust mitzugrölen, auch wenn man so manche Parts sicherer vorhersagen kann als Krake Paul die Spiele der Fußball-WM 2010? Warum kann man sich sicher sein, dass beim Fremdscham-Titel "Kyrie klitorem" trotzdem alle Geschlechter komplett steil gehen werden? Weil die Saarländer in seltsamen Zeiten eine Konstante sind. Natürlich weiß jeder, dass Attila Dorn so rumänisch ist wie eine Portion Dibbelabbes. Aber da der Frontmann nun mal ein grandioser solcher ist, zumal mit einem Stimmumfang von vier Oktaven gesegnet, und dieser saarländische Kartoffelpfannkuchen ganz nebenher sehr lecker ist, fressen die Fans der Band buchstäblich aus der Hand. Musikalisch gesehen, nicht kulinarisch. Und wenn Sabaton ihren Weltkriegs-Historismus ausleben dürfen und Ghost mit satanischem Mummenschanz Millionen verdienen, dann dürfen Powerwolf das mit ihrem Sakral-Metal erst recht.
Erst recht, wenn der Opener "Bless 'em with the blade" eben nicht mit feinem Florett arbeitet, sondern gar deftig voranpeitscht wie eine wüste Kneipenschlägerei. Hochgeschwindigkeits-Opener haben bei Powerwolf eine gewisse Tradition, aber hier wächst anschließend tatsächlich kein Gras mehr. Ansonsten allerdings bleibt der Umgang mit dem Gaspedal wohldosiert, einzig der Titeltrack und "Thunderpriest" – das seine größte Referenz bereits im Titel trägt – bilden hier eine temporeiche Ausnahme. Der Rest spielt sich in mitsingkompatiblem Midtempo ab, wirkt dadurch vereinzelt etwas kalkuliert, weil an der ein oder anderen Stelle überdeutlich wird, dass live genau hier der Publikumspart eingestreut wird – ein bisschen dezenter darf's dann manchmal schon sein.
Tja, und dann sind da die Momente, an denen man sich fragt, ob die wirklich ernst gemeint sein sollen. Das erwähnte "Kyrie klitorem" gehört definitiv dazu, und tatsächlich findet man irgendwo unter der Theaterschminke dann doch noch das Augenzwinkern. Auf der anderen Seite steht "1589", was den absurden Prozess um den vermeintlichen Werwolf Peter Stump im selben Jahr thematisiert und somit "Beast of Gévaudan" vom Vorgängeralbum "Call of the wild" nicht unähnlich ist. Schade, dass dieser korrekt recherchierte Kern vermutlich im Schunkeln untergehen dürfte. Insofern machen Powerwolf das, was sie spätestens seit dem Durchbruch-Album "Blood of the saints" eben so machen – von allem ein bisschen zu viel, immer ein bisschen drüber, purer Power-Metal-Hedonismus, bei dem man das Gehirn nicht nur ausschalten kann, sondern es tunlichst auch machen sollte. Denn genau dann, wenn man sich auf dieses Pomp & Circumstance mit einer Spur Metal eingelassen hat, macht "Wake up the wicked" am meisten Spaß. Und dafür muss man Powerwolf dann doch ein bisschen lieben.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Bless 'em with the blade
- 1589
- Thunderpriest
Tracklist
- Bless 'em with the blade
- Sinners of the seven seas
- Kyrie klitorem
- Heretic hunters
- 1589
- Viva vulgata
- Wake up the wicked
- Joan of Arc
- Thunderpriest
- We don't wanna be no saints
- Vargamor
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Socko
2024-08-02 22:58:20
Da gibt's ja offensichtlich sehr viele
McFoxx
2024-08-02 20:40:17
Nichtlustig. Ich verstehe nicht, warum Markus seine Lebenszeit mit diesem Schunkelmeddl vergeudet. Wer will das lesen, geschweige denn hören?
Socko
2024-08-01 05:11:43
Ich finde solche Musik immer sehr erheiternd
Von allen Musiken auf der Welt ist Metal a la Powerwolf neben deutschem Ballermann Schlager die eigenartige und abstossenste Musik. Dieser Metal ist dabei auch noch unfreiwillig komisch
Armin
2024-07-31 21:20:45- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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