Childish Gambino - Bando Stone and the new world
Wolf + Rothstein / RCA / SonyVÖ: 19.07.2024
Wenn's am schönsten ist ...
War echt schön mit Childish Gambino. Ja, "Bando Stone and the new world" ist tatsächlich erstmal das letzte Album von Donald Glover, zumindest unter seinem ikonisch gewordenen Rap-Alias. Gleichzeitig dient dieses fünfte Studioalbum als Soundtrack zu einem gleichnamigen Film, der aber noch kein Erscheinungsdatum hat. Jener Bando Stone, ein Sänger, der in eine postapokalyptische Welt hineingerät, wird darin die Hauptrolle spielen. Dadurch erleben wir hier cineastische Musik voller Facetten, neben der eines "big goodbye album" absolut würdigen Dystopie-Inszenierung. Dazwischen gibt es eine beachtliche Anzahl Features und Einflüsse von fast allen Genres, mit denen Childish Gambino zeitlebens Spaß hatte. Mal klingt's wie ausgefallener Pop, immer öfter auch mal nach Alternative oder Indie. Obwohl Glover immer noch ein fantastischer Rapper ist, der das auf dieser Platte ein letztes Mal untermauert. Notfalls auch zu Afrobeats, Jazz oder auf Electro-Spuren, möglich ist gefühlt alles, diesmal mehr denn je.
Dennoch etwas überraschend, dass die hochgelobte Lead-Single "Lithonia" als derart dramatische, fast theatralische Rock-Ballade daherkommt. Irreführend, denn kein anderer Track greift diese interessante Kulisse nochmal wirklich auf, aber dafür klingen "Real love" sowie "Running around" ohne den Pathos und mit dezent gehaltenen Gitarren sogar noch etwas charmanter. Diese rockigen Ausflüge enttäuschen zwar keinesfalls, doch die faszinierendsten Momente der Platte beginnen dann, wenn das Tempo sinkt, die Vocals verzerrt und die psychedelischen Samples ausgepackt werden. Mit "No excuses" ist dem schwedischen Produzenten Ludwig Göransson und allen anderen Beteiligten, wie beispielsweise Michael Uzowuru, ein mehr als siebenminütiges Meisterwerk gelungen, wehmütig und dabei so behaglich. "Steps beach" ist weniger mystisch gehalten, dafür zarter und melodischer, denn statt des Endes einer Beziehung geht es hier um einen Sommerflirt. Glover bleibt dabei so sehr ein lieber Typ, dass er mit dem Fahrrad zum Date kommt, weil er auf die Umwelt achtet – man muss ihn einfach lieben.
Warum auch immer, es ist derselbe Mann, der bei "Talk my shit" unter anderem mit "I'm hoppin' out the coupe with my titties out" einleitet. Eigentlich trotzdem ein ziemlich ansprechender Song, vor allem wenn man noch am Atlanta-Trap hängt, leider aber macht spätestens der Part von Amaarae ein bisschen was kaputt. Völlig anders dagegen bei "In the night", denn einen Song mit Beteiligung von Jorja Smith zu versauen wagt sich zurecht niemand. Childish Gambino und Amaarae übernehmen hier die abschließenden Zeilen, über die Hälfte des Songs nehmen Jorjas Stimme und die futuristischen Instrumentals von Dahi und Kurtis McKenzie ein. Ersterer ist auch beim genialen "Survive" herauszuhören, während Glover und die hervorragend eingesetzte Chlöe ohne lyrische Ansprüche, dafür mit wundervollem Stimmeinsatz, den Sommer begrüßen. Grimmiger geht es beim besten Solo-Track zu, denn "Yoshinoya" ist ein offensichtlicher Drake-Diss, welcher erst kürzlich durch den Beef mit Kendrick Lamar neue Angriffsfläche bot. Und damit die negativen Vibes nicht Überhand nehmen, lässt Glover seinen Sohn Legend mehrmals ein paar kurze Beiträge einsprechen, bei "Can you feel me" sogar in Feature-Länge. Diese Platte bietet enorm viel, musikalisch, emotional, lyrisch und handwerklich – Childish Gambino verabschiedet sich ehrwürdig, mit seinem vermutlich besten Album überhaupt, auf dem bis auf ein paar ganz wenige Gastbeiträge einfach alles stimmt. Und irgendwie wissen wir auch alle, dass Glover sicherlich nicht vor dem musikalischen Karriereende steht. Die Frage ist nun eher, welche ostensive Kunstfigur er sich als Nächstes einfallen lässt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Survive (feat. Chlöe)
- In the night (feat. Jorja Smith & Amarae)
- Yoshinoya
- No excuses (feat. Ludwig Göransson)
Tracklist
- Hearts were meant to fly
- Lithonia
- Survive (feat. Chlöe)
- Steps beach
- Talk my shit (feat. Amaarae & Flo Milli)
- Got to be
- Real love
- In the night (feat. Jorja Smith & Amarae)
- Yoshinoya
- Can you feel me (feat. Legend Glover)
- No excuses (feat. Ludwig Göransson)
- Cruisin' (feat. Yeat)
- We are god
- Running around (feat. Fousheé)
- Dadvocate
- Happy survival (feat. Khruangbin)
- A place where love goes
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Armin
2024-07-31 21:19:04- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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