Elias - Verlieren/Gefunden

Columbia / Sony
VÖ: 26.07.2024
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Neues Glück

Emotional aufgetürmte Werbung ist zur Weihnachtszeit längst etabliert: Egal, wie an den Haaren herbeigezogen der Zusammenhang zum eigentlich beworbenen Unternehmen ist, die kurzen Clips über einsame Großväter an Heiligabend lassen einen nicht kalt. Auch ganzjährig sind die Supermarktketten, Autohersteller und Netzbetreiber dieser Welt geübt in üppigen Werbeclips mit eindrucksvollen Bildern. Außerdem können die Songs, die darin vorkommen, einen wahren Erfolgs-Push erleben. So seinerzeit beispielsweise geschehen bei "Safe and sound" von Capital Cities. Doch auch Elias Breit wurde durch einen Werbeclip berühmt. 2018 ist er durch ein Casting das Gesicht und die Stimme einer Telekom-Kampagne geworden. Sein dort zu hörender Song "Change your mind" hat in Deutschland Goldstatus erreicht, im selben Jahr war Elias auch in der "Helene Fischer Show" zu sehen. Zwar hat er danach weiterhin Musik veröffentlicht, doch einige Zeit ist es ruhig um den Songwriter geworden. "Verlieren / Gefunden" ist nicht nur ein neues Lebenszeichen, sondern eine komplette Typveränderung und ein Wiedereinstieg als Newcomer in die Musikwelt. Sein Label macht ein Geheimnis daraus und schildert die Vergangenheit nur, ohne den alten Namen zu nennen. Doch mit ziemlicher Sicherheit wurde aus dem einstigen Eli jetzt Elias.

Den Künstlernamen sowie seinen Stil habe er im Zuge einer Sinneskrise abgelegt. Auf "Verlieren / Gefunden" ist der Ton zwar immer noch sentimental und poppig, aber deutlich beat-betonter mit Rap-Annäherungen. Ein weiterer großer Schritt ist der sprachliche Wechsel. Statt englisch sind Elias' Texte nun in deutscher Sprache, und die hat es inhaltlich in sich. Der Songwriter spricht Unsicherheiten und emotionale Verletzlichkeit offen an, etwa direkt im Opener "Verlieren" sowie dem dazugehörigen "Verlieren Pt. 2". Seine Gefühlswelt spiegelt sich auch in seinem Gesang wider. Elias arbeitet vor allem mit sehr hoher Kopfstimme und haucht die Zeilen, statt sie zu singen. Eine Technik, die sich durch "Verlieren / Gefunden" zieht und leider häufig dazu führt, dass die Worte nicht auf Anhieb verständlich sind. Bei "Wenn ich falle" schlägt sein Gesang sogar nasale Töne an. So sauber und angenehm anzuhören Elias' Stimme während seiner englischen Stücke war, umso mehr hält er diese Fähigkeiten auf "Verlieren / Gefunden" zurück.

Priorität hat offenbar der allgemeine Ausdruck von Gefühlen, der sich erstaunlich gut mit der eher simplen Instrumentierung vereinen lässt. Elias nutzt zwar vorrangig Beats, aber webt diese so behutsam um seinen Gesang, dass kein musikalischer Bruch, sondern ein angenehmes Miteinander entsteht. Nur selten bricht er sein Muster, setzt bei "3Uhr19" beispielsweise mehr Klavier ein, "Hier" kommt etwas beschwingter als der Rest des Albums daher, trägt aber immer noch eine Grund-Melancholie in sich. Die Stimmung, das Soundbild und die Vocals mit Autotune-Experimenten sorgen oft dafür, dass die Songs kaum zu unterscheiden sind. "Gar nichts sagen" hebt sich hingegen stark ab, was sicherlich auch mit dem Einsatz von Sängerin Maïa zu tun hat, die für Ayliva-Vibes und Mainstream-Flair sorgt. Ein Einfluss, der Elias durchaus gut steht. Vielleicht ist es einen weiteren Versuch wert?

(Lena Zschirpe)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Verlieren
  • 3Uhr19
  • Gar nichts sagen

Tracklist

  1. Verlieren
  2. Wenn ich falle
  3. 3Uhr19
  4. Verlieren Pt2.
  5. Unter meiner Haut (Interlude)
  6. Was ist das für ein Gefühl?
  7. Hier
  8. Zeit
  9. Gar nichts sagen
  10. Gefunden (Outro)
Gesamtspielzeit: 25:53 min

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Armin

2024-07-31 21:19:25- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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