The Warning - Keep me fed

Lava / Republic / Universal
VÖ: 28.06.2024
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Sisters act

Geschwister können Fluch und Segen zugleich sein. Die Nachzügler*innen dürfen gefühlt immer mehr, man liebt sich zwar, aber man ist auch neidisch und streitet, und man muss die meisten Dinge teilen, auch wenn man keinen Bock drauf hat. Probleme, die die drei Schwestern Daniela, Paulina und Alejandra Villareal Vélez scheinbar nicht so ausgeprägt haben. Was sie nämlich teilen, sind gleichwertige Plätze im sehr erfolgreichen Rock-Trio The Warning. Während gleichaltrige Jungs sich in der Phase noch ein Bein gestellt haben und das lustig fanden, wussten die jungen Frauen Jahrgang 2000, 2002 und 2004 schon sehr früh, was sie wollen: eine Power-Rockband gründen, die Songs bei Guitar Hero lernen, und so ging die Reise 2013 los und mündet jetzt in ihrem vierten und bisher vermutlich besten Album.

Von Monterrey in Mexiko ging es schon auf die großen Bühnen und ins Vorprogramm von Muse und Royal Blood. Und da passen die drei Schwestern, die vornehmlich auf Englisch texten und singen, auch sehr gut hin. Schon der Opener "Six feet deep" ist eine so direkte, angewiderte Rock-Hymne, dass man mitgrölen möchte, ohne den Song jemals vorher gehört zu haben: "So what you gonna say / When you're choking on my name? / Cause it's over / Six feet deep / I'll be seeing you underground." Frontsängerin Daniela hat dabei ordentlich Vocal-Range, die vielleicht nicht an den Überraschungseffekt Tatiana Shmayluks von Jinjer rankommt, aber eine ganze Menge Druck aufbaut und immer wieder die Augen begeistert aufleuchten lässt. Zum Beispiel in "S!ck", das mit seinen Snare Hits zum Mitklatschen annimiert, um dann mit ordentlich Anlauf zum Riff im Refrain den Head zu bangen. Hier wechselt Daniela als schönes Detail kurz in die Kopfstimme. Oder im einzigen spanischsprachigen Song des Albums "Qué más quieres", der ein bisschen an Gianna Nannini erinnert, wäre sie Mexikanerin und Dan Auerbach hätte sie produziert.

Immer wieder zeigen sich auch Bezüge zum New Metal, denn wenn man bei "Sharks" genau hinhört, das bisschen Sprechgesang und den Breakbeat bemerkt, die leichten Dissonanzen und die Nervosität im Blut, dann sind Korn nicht weit. Dann ist da noch der winzige dramatische Schlaflied-Einschub in "Escapism": "It's the hope that kills you." Oder die melodiöse Bridge von "Satisfied", die sich vorsichtig steigert und Amy Lee stolz machen würde. Ansonsten gibt es vor allem Riffs an allen Enden und auch jede Menge Groove Rock, was kein Wunder ist, gilt Drummerin Paulina als ein großes Talent der Schlagzeugszene. Die darf dann auch einmal selbst die lautesten Schreie der Platte ablassen. Da geht es kurz mit Akustikgitarre in sich, bevor die E-Gitarre fräst und der Songtitel als Aufforderung von Herzen kommt: "Apologize!" Ähnlich viel Herz packt sie in die nuancierten Drums in "Burnout", das die Gitarre nur von einer Seite reinkommen lässt und trotzdem dazu taugt, The Black Keys oder Royal Blood von der großen Bühne zu schubsen.

Lediglich die Lyrics haben nicht die überzeugende Anschlussfähigkeit, die die sonst perfekt auf Hochglanz polierten, aber nicht überpflegten zwölf Songs aufweisen. Die glänzen nämlich beim Vorfahren wunderschön, haben aber eine Tendenz zu Parolen. Das mag, aber muss nicht am Alter der drei Musikerinnen liegen. Luft nach oben ist da auf jeden Fall. Was man aber jede Sekunde merkt: Producer und Co-Writer Curtis DeLost und die Villareal-Vélez-Schwestern hatten jede Menge Spaß und sind mit den Resultaten mehr als zufrieden. Können sie auch sein, denn eine gut gesetzte Ramp wie im Finale des Albums "Automatic sun" ist vielleicht nicht die Idee, die das vielbeschworene Rad der Musikgeschichte neu erfindet. Aber das fetzt!

(Arne Lehrke)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Six feet deep
  • Qué más quieres
  • Burnout

Tracklist

  1. Six feet deep
  2. S!ck
  3. Apologize
  4. Qué más quieres
  5. More
  6. Escapism
  7. Satisfied
  8. Burnout
  9. Sharks
  10. Hell you call a dream
  11. Consume
  12. Automatic sun
Gesamtspielzeit: 38:39 min

Im Forum kommentieren

8hor0

2024-07-24 13:25:51

"Metallica als Referenz"

Vielleicht weil sie einmal "Enter Sandman" gecovert haben.

8hor0

2024-07-24 12:41:46

schön, dass diese talentierten schwestern auch mal rezensiert werden! finde sie generell sehr gut! sehr gut entwicklung von ihren ersten, auch schon beeindruckenden ted talk auftritten bis heute..

tjsifi

2024-07-23 18:54:12

Ok, den ganzen Nachmittag beim Arbeiten gehört und das ist ein mega Album! Mindestens ne 8/10!

tjsifi

2024-07-23 16:20:49

Kann man gut hören und auch anschauen. Aber Metallica als Referenz???

Armin

2024-07-22 20:27:30- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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