Phono Royal - So gut wie kaputt

Hazelwood / Universal
VÖ: 06.02.2004
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Alltagsprosa on the rocks

Thomas Waschat verweigert sich also elf Stücke lang der Idee Popsong. Vielleicht hat er zuviel Jeansteam gehört. Ich singe keine Melodien. Ich singe 1-2-3-4. Wer weiß. Oder es liegt doch an der Herkunft. Das Ruhrgebiet. Herber Charme. Eine notwendig alltagstaugliche Sprache, bisweilen holprig. Keine Lautmalerei oder gar poetischer Tiefgang. Aber eben auch kein ausgestellter Humor wie zum Beispiel beim Kollegen Stoppok. Keine Jammer-Attitüde à la Tom Liwa. Obwohl Waschat ein ehemaliger Flowerporno ist.

Musikalisch klingt das wie frühes Weilheim nach einer ausgiebigen Krautrockkur. Phono Royal haben aber bestimmt einen Ausflug in die Hauptstadt unternommen und dabei mit Kokon und Herrn Nilsson im Garten gejammt. Der Sound lässt sich ungefähr so beschreiben: Eine fast schon jazzige Rhythmusgruppe trifft auf ein Saiteninstrument, welches mal mehr Hardcore, mal mehr Wandergitarre ist sowie eine Stimme, deren Tonumfang höchstens bei einer Terz liegt. Diese natürliche Beschränktheit wird zum Stilmittel gemacht. Womit wir beim eigentlichen Problem der Platte wären: latente Langeweile. Nicht, daß mehrmaliges Hören keine Entdeckungen zuließe. Auch positiv überraschtes Aufhorchen wird provoziert. Besonders "Heulen und Schwimmen" ist eine treffliche Befindlichkeitsanalyse und auch ein brauchbarer Ratschlag. Allerdings darf sich Popmusik darin nicht erschöpfen. Was fehlt, ist Innovation. Musikalischer Mut. Einfälle, Ideen.

"So gut wie kaputt" ist kein schlechtes Album. Phono Royal ist ja auch keine schlechte Band. Nur: Den Charme, den ihre Konzerte verströmen, wissen die Drei nicht auf Konserve zu bannen. "Ich dachte viermal so schnell, wie die anderen sprachen", eine Zeile aus "Hauptgewinn", ist wahrscheinlich nicht nur eine treffende Selbstanalyse des Herrn Waschat, sondern wäre im Umkehrschluß auch eine Aufforderung an die Band: Beim nächsten Album bitte mehr Aktion, weniger Reflektion!

Das Positive als Nachtrag: Das letze, zwölfte, Lied auf dem Album heißt "Extrafein". Ein ausgefeilter Basslauf. Gefühl in der Stimme. Sehr zurückgenommene Gitarre. Toller Text. Kurz. Und gut. Geht doch.

(Joerg Utecht)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Heulen und Schwimmen
  • Extrafein

Tracklist

  1. Unterwegs
  2. KPTn Planet
  3. Irgendwo
  4. Lucilla
  5. Hauptgewinn
  6. Spazieren gehen
  7. Quer durch die Welt
  8. Dabeiwar
  9. Kickerzwerg
  10. Heulen und Schwimmen
  11. Der Ausflug
  12. Extrafein
Gesamtspielzeit: 41:52 min

Im Forum kommentieren

wawa

2005-08-12 13:16:48

danke schalu

schalu

2004-02-28 23:31:09

neue musik,endlich................................

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