Kasabian - Happenings
Columbia / SonyVÖ: 05.07.2024
Party-Quickie
Album Nummer zwo. Also nach der leider notwendigen Trennung von Sänger Tom Meighan. Man hatte es eigentlich kaum für möglich gehalten, dass Kasabian ohne dessen doch sehr markante Stimme erfolgreich weitermachen könnten. Andererseits: Serge Pizzorno war schon immer das Mastermind der Band, ihr Chef-Songwriter und Sound-Designer. Und auch live mit seinem extrovertierten Bühnenverhalten für einen großen Teil der Party verantwortlich, zu der Kasabian-Konzerte stets ausarten. Nun übernimmt er eben noch den Job der ersten Stimme. Auf "The alchemist’s euphoria" gelang das leidlich, auf Albumlänge wirkte es aber mitunter noch etwas unentschlossen, in welche Richtung die Band denn nun wollte.
Auf "Happenings" ist das nun anders. Der Albumtitel deutet es an: Hier steht das Feiern im Vordergrund, diese Songs wollen raus auf die Bühne und von einer möglichst großen Menge mitgesungen werden. Und da hält sich Pizzorno gar nicht erst mit so etwas wie einem Vorspiel auf. Kein Intro, kein langsames Aufbauen von Atmosphäre. Nein, hier hat einer die Spotify-Algorithmen verstanden, hält 28 Minuten Albumlänge für ausreichend und springt gleich mit dem Refrain des schmissigen "Darkest lullaby" mitten auf die Mainstage. Sehr poppig mit seinem Disco-Sound, inklusive schillernder Synthies und (Dosen-)Streichern, aber auch sehr eingängig, das muss man ihm lassen. Mit "Call" geht es nahtlos so weiter. Eine saftig voranbratzende Rave-Hymne, zweieinhalb Minuten und man schwitzt schon ordentlich im staubigen Pit. Und "How far will you go" tritt das Gaspedal gleich noch weiter durch und ballert seinen Dance-Punk in unter zwei Minuten ins Ziel. Subtilität? Never ever.
Aber Pizzorno hat nach dieser Eröffnungs-Dreifachwalze ein Einsehen und spendiert mit dem sonnigen "Coming back to me good" einen entspannten Ohrwurm, bei dem man sich mit dem Getränk der persönlichen Wahl in Ruhe zurücklehnen kann. Auch "G.O.A.T" kommt eher lässig daher – ob man damit nun Leo Messi oder dem lokalen Leicester-City-Helden Jamie Vardy ein Denkmal setzen oder dem Hörer eine Inspirationshymne liefern möchte, darf offenbleiben. Dann zieht das Tempo wieder an – und der Ohoho-Zähler ebenfalls. Aber "Passengers" trifft trotz seines schematischen Indie-Rock-Hit-Rezeptes und des charmant-naiven "Bombs away"-Wunsches mitten ins Herz. Leider fallen die beiden folgenden Stücke mit ihrer platten Ideenlosigkeit komplett durchs Sieb. Erst "Bird in a cage" lässt wieder aufhorchen, bekommt aber zu wenig Spielzeit, um seinen knarzigen Elektronik-Groove zu entfalten. Mit "Algorithms" gibt es zum Schluss noch einen nett-fluffigen Popsong. Aber wie soll man diese Platte nun einsortieren? Als weiteren Schritt auf dem Weg der Findung von Kasabian 2.0? Mit der Gefahr weiterer Coldplayisierung? Oder vielleicht einfach erst einmal nur als unterhaltsamen Partysnack zwischendurch?
Highlights & Tracklist
Highlights
- Darkest lullaby
- Coming back to me good
- Passengers
Tracklist
- Darkest lullaby
- Call
- How far will you go
- Coming back to me good
- G.O.A.T
- Passengers
- Hell of it
- Italian horror
- Bird in a cage
- Algorithms
Im Forum kommentieren
Lordran
2024-07-25 17:44:56
Vom düsteren Club vom Debüt ist so gar nichts geblieben. Gibt mir gar nichts mehr.
milbona
2024-07-23 11:40:53
nicht gut! Nichts gegen "unterhaltsame Partysnacks zwischendurch", aber das konnten sie schon besser. Viele Songs sind banal und einfallslos. dabei konnten Sie früher mit kraftvollen Hymnen jahrelang überzeugen. Sie wissen, wie's geht. Aber das hier wirkt wie hingeschludert
Armin
2024-07-22 20:26:11- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
LoarsWoars
2024-07-10 17:02:20
Kasabian waren für mich immer die coole Rockband. Coole Riffs, Basslines, Drums, Gesang - das ging locker bis einschließlich Velociraptor. Butcher Blues, Secret Alphabets, Days are forgotten usw.
Die Nachfolgealben waren immer noch gut, aber ich glaube, seit "For Crying Out Loud" ist die Coolness gewichen. Sixteen Blocks hat vielleicht noch so den Vibe; aber ich finde, es ging schon zu Zeiten von Tom Meighan allmählich in eine andere Richtung. Mir hat es aber trotzdem immer gefallen; konnte den Alben immer etwas abgewinnen - auch dem letzten ohne Tom. Mit dem neuen tue ich mich aber echt schwer. Ich weiß nicht, was es ist, aber es klingt für mich einfach anstrengend.
Ich geb dem Album weiter eine Chance, aber aktuell ist es eine Enttäuschung.
Kojiro
2024-07-09 08:57:08
Serge hatte häufig die spannenderen Songs, aber Solo oder als Kasabian ist das auf Albumlänge nichts. Seitdem Tom nicht mehr dabei ist, habe ich das Interesse vollends verloren.
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Kasabian - Happenings (10 Beiträge / Letzter am 25.07.2024 - 17:44 Uhr)
- Kasabian - The West Ryder Pauper Lunatic Asylum (101 Beiträge / Letzter am 07.03.2024 - 16:50 Uhr)
- Kasabian - The alchemist's euphoria (46 Beiträge / Letzter am 07.03.2024 - 09:06 Uhr)
- Kasabian - For crying out loud (43 Beiträge / Letzter am 13.08.2023 - 19:38 Uhr)
- Kasabian - 48:13 (39 Beiträge / Letzter am 27.10.2014 - 17:26 Uhr)
- Kasabian - Velociraptor! (38 Beiträge / Letzter am 28.04.2014 - 14:54 Uhr)
- Kasabian - Kasabian (91 Beiträge / Letzter am 26.03.2012 - 19:42 Uhr)
- Warum werden Kasabian hier so unterbewertet? (28 Beiträge / Letzter am 31.01.2012 - 16:41 Uhr)
- kasabian - switchblade smiles (2 Beiträge / Letzter am 08.06.2011 - 15:05 Uhr)
- Kasabian - Empire (85 Beiträge / Letzter am 02.09.2007 - 14:06 Uhr)