Glass Animals - I love you so f***ing much

Polydor / Universal
VÖ: 19.07.2024
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die Stärke als Schwäche

Ob positiv oder negativ, Veränderungen sind erstmal spannend. Für Genre-Wechsel und sonstige Neuerfindungen der eigenen Musik gilt das wohl besonders. Im Fall von Glass Animals sorgte eine neue Ausrichtung ihres Stils sogar für einen riesigen kommerziellen Erfolg: Die 2020 veröffentlichte Single "Heat waves" gehört zu den 20 meistgestreamten Songs aller Zeiten auf Spotify, nur übertroffen von Ed Sheeran, Harry Styles oder The Weeknd. Das dazugehörige Album "Dreamland" verschrieb sich ästhetisch erstmals voll und ganz dem Vaporwave, war musikalisch aber wesentlich breiter und irgendwo zwischen Indie-Pop, 2000er-R'n'B und HipHop-Annäherungen aufgestellt. "I love you so f***ing much" scheint nun die Weiterentwicklung von dem zu sein, was für die Band als Erfolgskonzept funktioniert hat. Es gibt hörbare Ähnlichkeiten, aber auch offensichtliche Unterschiede.

Das zeichnet sich schon beim Vorabtrack "Creatures in Heaven" ab: Frontmann Dave Bayley setzt erneut auf leicht holperigen Sprechgesang in den Strophen und garniert diesen mit einem catchy Pop-Refrain. Musikalisch zieht sich ein repetitiver, simpler Beat durch den Song, Gitarren und E-Orgel-Spielereien runden das Stück ab. Dermaßen eindeutiges Hit-Potenzial wie "Heat waves" bringt diese Single zwar nicht mit, den Song zu übertrumpfen, dürfte aber auch für Glass Animals keine leichte Übung sein. Grundsätzlich erinnern viele Momente auf "I love you so f***ing much" an den größten Erfolg der Band aus Oxford. Glass Animals scheinen aber nicht verkrampft bemüht zu sein, ein zweites "Heat waves" nachzulegen. Ein großer Unterschied zum letzten Mal: Während auf "Dreamland" R'n'B-Einflüsse dominierten, schlagen Glass Animals auf dem Nachfolger eher mystische Synthie-Töne an. "Wonderful nothing" etwa startet mit surrenden Sounds, während Bayleys Gesang sanft zwischen Kopf- und Bauchstimme wechselt. Erst im Verlauf setzen unregelmäßige Beats ein. "White roses" funktioniert ganz ähnlich, bringt aber noch mehr Dynamik mit.

Mit "Dreamland" hat "I love you so f***ing much" vor allem seine Soundausrichtung und Experimentierfreude gemein. Die Stärke von Glass Animals ist hier aber gleichzeitig die Schwäche der Band: Wirklich progressiv, innovativ oder einfach nur interessant sind ihre Songs damit nicht automatisch. Wie schon in "Heat waves" bleiben Glass Animals in ihren Soundspielereien mehr als zugänglich. Etwa auch in der zweiten Single "A tear in space (Airlock)", die gefühlt auf selben Beat-Gerüst aufbaut wie der Rest des Albums. Der erste, packende Eindruck der Songs trügt spätestens beim zweiten Durchgang. Spätestens dann ist ein identischer Klang nicht mehr von der Hand zu weisen. Es bleiben leider Experimente im Mantel des Mainstream-Pop.

(Lena Zschirpe)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Creatures in Heaven

Tracklist

  1. Show pony
  2. Whatthehellishappening
  3. Creatures in Heaven
  4. Wonderful nothing
  5. A tear in space (Airlock)
  6. I can't make you fall in love again
  7. How I learned to love the bomb
  8. White roses
  9. On the run
  10. Lost in the ocean
Gesamtspielzeit: 41:42 min

Im Forum kommentieren

tjsifi

2024-08-10 06:23:59

Zwischenzeitlich bin ich ziemlich hängengeblieben an diesem Album. Zusammen mit Blood Cultures und dem neuen Cults Album.

keeeyt

2024-07-26 22:05:31

Japp.

Habe mir jetzt auch ein paar Videos von kürzlichen Liveshows angesehen und tatsächlich scheint es so, dass ich sie nicht für 60€ sehen muss.

tjsifi

2024-07-25 15:43:13

Wonderful Nothing ist aber tatsächlich ein mega Song!

Armin

2024-07-22 20:26:02- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

keeeyt

2024-07-22 16:05:22

Habe mich schon gefragt warum das Ticket 60€ kostet.. weil die für mich immer noch die kleine Indieband waren. Aber scheinbar gab es ja einen mega hype für sie mit heatwaves ..

Das neue Album ist jedenfalls musikalisch nicht so deep was die vocals und Melodien angeht. Fast jeder Song klingt wie der davor.

Aber gut. Ich gönne ihnen den Erfolg.. das ist nicht schlimm. Sie werden jetzt wie Kings of Leon oderso. Die alten Alben kann man weiterhin hören.

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