Daniel Davies - Ghost of the heart

Sacred Bones / Cargo
VÖ: 21.06.2024
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Rückkehr zum Rock

Daniel Davies hatte im Grunde keine faire Chance. Als Sohn von Dave Davies, Gitarrist der britischen Band The Kinks, und Patenkind keines Geringeren als John Carpenter war die Musik in seinem Leben schon in frühen Jahren buchstäblich tonangebend. Die höchst unterschiedlichen Einflüsse zogen sich hernach auch durch das eigene künstlerische Schaffen. Als Sänger war Davies für Year Long Disaster, Karma To Burn und CKY aktiv, woraus sich schließen lässt: Der Rock in seinen verschiedenen Spielarten hatte es ihm nachhaltig angetan. Später gesellte er sich zunehmend an die Seite seines Patenonkels und zeichnete sich nach seinen Beiträgen zu den beiden "Lost themes"-Alben zuletzt beispielsweise für innovative Zuarbeit bei "Halloween kills" verantwortlich. Irgendwo in den Tiefen aber blieb seine innige Liebe zum Rock lebendig, die er auf "Ghost of the heart", seinem inzwischen dritten Solowerk, jetzt vortrefflich auslebt. Aber auch seine Erfahrungen aus der Soundtrack-Arbeit werden nicht vernachlässigt.

Der lässig aus dem Ärmel geschüttelte Groove des Openers "I know why" türmt clever Schicht um Schicht auf, Davies sendet dabei stimmliche Grüße an Robert Plant. Wohl platzierte Heavyness und klug eingestreute Synthesizer gehen eine fruchtbare Verbindung ein und machen vor allem eines: neugierig. Die Vertrautheit mit cineastischen Soundlandschaften lauert in der Folge im atmosphärischen "Presence on the hill" vor allem hinter den Anfangssequenzen, bevor der Titel sich erst zu einem kernigen Rocker und schließlich zu einem wuchtigen Schwergewicht von Song entwickelt. Genau diese zwei Stücke benötigt der Brite im Grunde nur, um die Zuhörer*innen auf seine Seite zu ziehen. "Into you" ist in der Folge aufgrund seiner dezenten Stupidität der erste – und auch einzige – kreative Ausreißer in die falsche Richtung. Umso gelungener gerät unmittelbar danach "It takes a lot" mit seinen breiten Synthieflächen und feiner Pop-Attitüde.

Das größte Plus von "Ghost of the heart" ist ohnehin die Vielfältigkeit. Weder macht es sich Davies zu sehr gemütlich in den überzeugenden ruhigen Tönen der Songs, noch gibt er sich einem etwaig stupiden Ausweiden altbekannter Rockgewohnheiten hin. Abwechslung ist tatsächlich Trumpf. Das treibende Titelstück in der Mitte des Albums zum Beispiel zeigt den Sänger, der fast alles selbst eingespielt hat und sich nur von Bassist John Spiker und Drummer Matt Flynn unterstützen ließ, als wandlungsfähigen Mann am Mikrofon. Kurz danach tritt "Big crush" massiv auf die Bremse. Die familiäre Prägung, die in pubertären Auflehnungsphasen auch zur Lossagung hätte führen können, erweist sich als Geschenk nicht nur für ihn, sondern für alle, die seinem musikalischen Werdegang folgen. Das neue Soloalbum, mit "Those eyes" zu einem runden Abschluss gebracht, ist dabei ein Surrogat seiner künstlerischen Entwicklung mit all ihren unterschiedlichen Facetten. Und damit zwar einerseits eine explizite Rückkehr zum Rock, aber darüber hinaus eben auch erfreulich viel mehr.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • I know why
  • It takes a lot
  • Ghost of the heart
  • Big crush

Tracklist

  1. I know why
  2. Presence on the hill
  3. Into you
  4. It takes a lot
  5. Ghost of the heart
  6. Still the servant
  7. Big crush
  8. Wait
  9. Those eyes
Gesamtspielzeit: 36:25 min

Im Forum kommentieren

Armin

2024-06-27 23:03:25

Zusammengelegt, danke.

MickHead

2024-06-27 22:22:57

Hallo Armin!
Gibt schon einen Thread!

Armin

2024-06-27 22:19:39- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

MickHead

2024-04-25 11:19:46

Daniel Davies, Sohn von Dave Davies der legendären Kinks, kündigt für den 21.06. sein neues Album "Ghost Of The Heart" an. Nach einigen Soundtracks und Instrumental Veröffentlichungen, handelt es sich diesmal um ein reines Rockalbum.

Erster Song: "I Know Why"
https://www.youtube.com/watch?v=KCYvkaFaQGc

https://danieldaviesmusic.bandcamp.com/album/ghost-of-the-heart

Auszug aus Bandcamp:
Nachdem er ein Jahrzehnt lang Musik gemacht hat, die entweder zu einem gefilmten Bild passen oder ein mentales Bild erzeugen musste, klingt er befreit durch die konkrete, verlässliche Logik von Strophe/Refrain/Strophe. Die Songs auf „Ghost of the Heart“ lassen sich keinem Subgenre zuordnen: Sie sind stimmungsvoll, schwer und ein wenig proggy, aber mit einem ausgeprägten Pop-Gefühl und viel Melodie. Das Album offenbart Davies‘ Affinität zu eingängigen, zukunftsorientierten Bands wie Radiohead und Blur, aber vor allem fühlt sich „Ghost of the Heart“ natürlich an, als würde er auf etwas Grundlegendes an sich selbst als Musiker zurückgreifen. „Meine größte Liebe ist das Schreiben von Rocksongs“, sagt Davies. „Es fühlte sich einfach wie der richtige Zeitpunkt an, wieder damit anzufangen.“

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