Tenfold Loadstar - Mellow garden

L'Age D'Or / Zomba
VÖ: 16.02.2004

Botanisches Warten

Lagerfeuer sind schon etwas Feines. Man sitzt gemütlich im Kreis, sonnt sich im Funkenregen, der schon dem Grillgut abenteuerlich dunkle Farben verpaßt hat, und irgendwer hat bestimmt eine Gitarre dabei. Aber neuerdings, wir leben ja schließlich in den Nullern, drohen die Laptops der guten, alten Klampfe den Rang abzulaufen. Und die Feuerstellen mitten in irgendwelchen umgebauten Lagerhallen mit virtuellen Landschaften sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Irgendwie ist die Romantik abhanden gekommen.

Wie gut, daß es noch Leute wie Tenfold Loadstar gibt. Bei denen ist der "Mellow garden" zwar auch hauptsächlich das Werk der Schaltkreise, aber diese haben wenigstens noch naturbelassene Leiterbahnen. Die Atmosphäre dort besteht aus allerlei Angenehmen: ein paar Reste Folk, ein gerüttelt Maß Indietronik, eine Handvoll Rock, Spuren von Lärm, Sphärenklänge und Elfengesang. Ein paar glitzernde Glühwürmchen haben sich breitgemacht und schwirren mit dem Zärteln von Caro Garskes kristallklarer Stimme um die Wette. Kaum greifbar und doch strahlend hell.

So ästelt der Zweitling der Braunschweiger Sanftmut-Popper Tenfold Loadstar behaglich vor sich hin. Und ehe man sich verhört, kippt einem die ausgetüftelte Produktion von Olaf O.P.A.L. wieder ein paar Splitter seltsamer Glückseligkeit ins Ohr. Sei es das augenzwinkernd nölige Testosteron von "Williams", der bittersüße Regenbogen von "Sun and rain", das urbane Gelärm "Berlin", das zuckrige Kinderlied "Birdy" oder das schmetterlingshafte "Umbrella". Und daß das verhuschte Wortspiel "New young" mit "Hey hey my my / Rock and roll will never die" nicht gerade den inmitten all der Synthetik naheliegendsten Slogan zitiert, könnte man durchaus als Wegweiser ansehen. Hier wird Pop noch um die Ecke gedacht. Und selbst das Glück hat einen doppelten Boden: "Everybody's happy / Nobody cares."

(Oliver Ding)

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