Oakman - Violent oblivion
Rude / MembranVÖ: 03.05.2024
Flugstunden
Völlig losgelöst von der Erde? Zum Abheben und Durchstarten scheint Marine Lanzillotta, die auf dem Cover abgebildete Sängerin der französischen Newcomer Oakman, jedenfalls bereit. Bislang allerdings flog das Trio sowohl vor allem bei der deutschsprachigen Kritik als auch kommerziell noch deutlich unter dem Radar, obwohl bei Fertigstellung dieser Rezension schon fast ein Monat vergangen ist, seit ihr Debütalbum "Violent oblivion" das Licht der Welt erblickte. Eigentlich müssten Oakman nur als "die neuen Chvrches" vermarktet werden, um den Erfolg sicherzustellen, schließlich sind die Parallelen zu der populären schottischen Band unverkennbar. Hier wie dort steht eine Frontfrau am Mikro, die von zwei Herren im Hintergrund in ein glänzendes Soundgewand gekleidet wird. Hier wie dort gibt es so edlen wie einprägsamen, in sanfte Melancholie getränkten Elektropop, auch wenn sich Oakman freilich erst noch etablieren müssen
An der Qualität ihres Debüts sollte das jedenfalls nicht scheitern. Denn innerhalb des spacigen Rahmens, der mit dem Eröffnungs- und Schlusstrack gesetzt wird und der den angestrebten Höhenflug akzentuiert, passieren Lanzillotta und ihre beiden Mitstreiter einige Sternschnuppen, die mal schneller und mal langsamer ziehen und mitunter besonders stark strahlen.
Das gilt zuallererst für "Ricochet", das vermutlich mit voller Absicht gleich zu Beginn platziert wurde, damit auch wirklich jeder hinschaut und die ungeteilte Aufmerksamkeit sicher ist. Oakman wären definitiv gut beraten, diesen gut gelaunten Sommerhit-Aspiranten als Single auszukoppeln. Eine solche Nummer gleich am Anfang zu bringen, kann allerdings Fluch oder Segen sein. Entweder es greift der berühmte Ankereffekt, wodurch das restliche Album besser wahrgenommen wird, als es eigentlich der Fall ist. Oder es passiert gewissermaßen das Gegenteil, und alle anderen Songs werden zum Nachteil der gesamten Platte erfolglos daran gemessen.
Die Franzosen sind allerdings kein One-Trick-Pony und haben genug Ideen auf Lager, um diese Fallstricke zu vermeiden und auch auf Albumlänge eine gute Figur zu machen. Fast alle Songs beherrschen das Einmaleins des eingängig-verträumten Elektropops aus dem Effeff, sodass Oakman ein angenehmer Begleiter in nostalgieseligen Nächten und auf ausgelassenen High-School-Happenings sind. Das gilt auch und vor allem dann, wenn es wie bei der selbstbewussten Kampfansage "Curse" mal eine Spur aggressiver zugeht.
Kleinere Durchhänger erlaubt sich die Band lediglich bei den beiden Balladen "A letter to them" und dem Titeltrack. Grundsätzlich haben die Franzosen zwar auch diese gut im Griff, vor allem weil Sängerin Lanzillotta hier ihr volles Potenzial ausspielen kann, doch der eingangs erwähnte Höhenflug wird etwas abgebremst, kann aber noch den Orbit halten. Gut, dass es danach wieder flotter zugeht, bevor Oakman zu einer sanften Landung ansetzen – die aber nicht abgeschlossen wird, weil das Album natürlich sofort wieder durchstartet, um weitere schöne Stunden seine Kreise zu ziehen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Ricochet
- Curse
Tracklist
- I am floating...
- Ricochet
- Spiral
- Proper attitude
- Missed connections
- I wish myself to be happier
- Curse
- A letter to them
- Violent oblivion
- Air hunger
- Acte manqué
- Love picture soundtrack
- ...faraway in space, forever
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Armin
2024-06-05 21:25:34- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- Oakman - Violent oblivion (1 Beiträge / Letzter am 05.06.2024 - 21:25 Uhr)