Jenobi - Irregularity
Popup / MembranVÖ: 31.05.2024
Warum nicht mal allein tanzen?
Die Schwedin Jenny Apelmo Mattsson spielt seit Jahren bei der Band Torpus & The Art Directors den Bass, vornehmlich Kontrabass. Insofern ist sie hierzulande keine Unbekannte, sondern grob dem Lager um Marcus Wiebusch und Thees Uhlmann mit dem Grand Hotel Van Cleef zuzuordnen. Das Korsett des Genres Folkrock ist der Wahl-Hamburgerin aber schon länger zu eng. Und so veröffentlichte sie unter dem Namen Jenobi Ende 2020 ihre erste Soloscheibe, damals noch mit reichlich Kontrabass, aber einer deutlichen Hinwendung zum Elektro-Pop. Mit dem Nachfolger "Irregularity" verankert Jenobi nun ihren eigenen Sound, ohne Kompromisse mit etwaigen Bandkollegen schließen zu müssen. Das war nötig, da sie nach eigenen Angaben überall aneckte und nirgendwo richtig hineinpasste – schon gar nicht in Schubladen, die andere für sie bereithielten – irregulär eben. Nun eröffnen sich Freiräume, die Jenobi voller Lebenslust bespielt, da sie nicht die kleine, putzige Frau mit dem großen Bass ist, sondern sämtliche Instrumente übernimmt und am Mikro zeigt, dass eine ausdrucksstarke Sängerin in ihr steckt.
Vom Torpus-Folk ist nichts geblieben, "Irregularity" lädt ein, durch eine Vielzahl von organischen und elektronischen Drumpattern zu streifen. Es ist wie eine Reise durch die Welt der Drumsounds. "The perfectionist" eröffnet mit einem Indie-Schlagzeug, das einen sofort in einem Sog festhält. Und Jenobi erklärt, dass sie keine Lust mehr habe, immer perfekt zu sein und eine Rolle zu spielen – das Hauptmotiv des Albums. Ein klassisches Sixties-Schlagzeug setzt ein bei "Still waiting for my name in the credits". Fast schon etwas zu lässig holt "My baby" dann den HipHop der 90er-Jahre zurück ins Gedächtnis. Aber nur fast, denn Jenobi gelingt es, mit frischen Sounds eine dichte Atmosphäre zu weben, die mit Snoop Dogg überhaupt nichts zu tun hat. Der Text eines durch die Nacht schlendernden Liebespaares bildet eine ungeahnt kraftvolle Symbiose mit der Musik. "Queen of the night" bleibt im Gedächtnis, da Jenobi zum Ende in stakkatoartigen Sprechgesang verfällt, der einen schönen Kontrast zur sonst sanften Stimme bildet.
Bereits zur Mitte des Albums kommt der Verdacht auf, dass mehr Hamburg in dem Album steckt, als die Schwedin verraten möchte. Die Songs werden elektronischer. Und diese Kombination aus Loops, Pattern und ausgefeilten analogen Instrumenten würde man sofort im Mojo Club auf der Reeperbahn verorten, wo man sich ganz hervorragend zu Songs wie "Little sweet" oder "Makeup" allein auf der Tanzfläche vom wabernden Stroboskoplicht die nötige Nachtbräune verpassen lassen könnte. Für "Overthink" zückt Jenobi noch einmal den Kontrabass – den sie nun einmal wirklich gut beherrscht und so jazzartige Stimmung heraufbeschwört. Mit dem Rausschmeißer "Sunday morning" hätte das Album auch einen guten Abschluss gefunden; die beiden letzten Tracks kann man getrost als Zugabe werten. Die Release-Party von "Irregularity" findet im Hamburger Knust statt. Viel romantischer wäre allerdings die Vorstellung, dass Jenobi für den Release eine Nacht den Mojo Club mietet und allein zum Album tanzt, einfach weil das jetzt ihr Ding ist.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Still waiting for my name in the credits
- My baby
- Queen of the night
Tracklist
- The perfectionist
- Still waiting for my name in the credits
- My baby
- Queen of the night
- Little sweet
- Syster
- Overthink
- Makeup
- Sunday morning
- The producer
- A song that never ends
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Armin
2024-06-05 21:25:09- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- Jenobi - Irregularity (1 Beiträge / Letzter am 05.06.2024 - 21:25 Uhr)