King Hannah - Big swimmer

City Slang / Rough Trade
VÖ: 31.05.2024
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Wüstenblues

Bereits das King-Hannah-Debütalbum "I'm not sorry, I was just being me" atmete mehr die Weiten der amerikanischen Steppen, statt klischeehaft Lagerhäuser, Industriebrachen oder allgemein ein Stimmungsbild ihrer Liverpooler Herkunft abzubilden. Geblieben von der britischen Herkunft: der lakonische, typische Humor von der Insel. Romantik trifft Morbidität in den Texten, daran ändert sich auch auf "Big swimmer" nichts. Noch mehr jedoch stehen King Hannah nun mit beiden, statt nur eineinhalb Beinen auf dem Übersee-Kontinent. Ihr Zweitwerk ist zum einen eine Verneigung vor den eigenen Heroen wie Kurt Vile, Kevin Morby oder Thurston Moore, zum anderen einfach staubtrockener Folkrock. Darauf erst einmal ein Glas Wasser.

Eine Station auf der Reise über den Teich: New York. Was machen? Cool dastehen, Gitarre umschnallen und nichts tun. Hannah Merrick vorne dabei mit einem Mix aus Sprechgesang und einigen melodiös gesungenen Einlagen. Die Gitarrenarbeit ihres Kompagnons verleiht dem Song einen ziemlichen Drive, verglichen mit einigen anderen Tracks klappt der Vorsatz "New York, let's do nothing" dann noch nicht so ganz. Wesentlich zurückgenommener ist teilweise "The mattress", welches einen Vibe ausstrahlt, mit dem Sivert Høyem ganze Alben füllen konnte. Vor allem vom Storytelling-Ansatz lebt "Milk boy (I love you)". Zwar schrammelt Whittle ein wenig, um eine Art Spannungsbogen zu erhalten, zentral ist hier jedoch die Erzählung Merricks.

Apropos Schrammeln. Hinter diesem ungeliebten Wort zum Beschreiben eines Gesamtsounds verbirgt sich die größte Stärke des Duos. Der Americana-Ansatz kann sich durchaus abnutzen, in den sieben Minuten tritt "Suddenly, your hand" etwa ziemlich auf der Stelle. Besser macht es da das noch längere "Somewhere near El Paso", in denen die beiden einen ziemlich psychedelischen Desertrock-Ansatz fahren, welcher auch mal richtig ausbricht. Derlei Momente waren schon auf dem Debüt die Highlights und wären hier öfter wünschenswert. Zwar hat Merrick durchaus eine angenehme Singstimme und damit auch einiges zu erzählen, über die kompletten 50 Minuten hinweg hat "Big swimmer" im Sound schon einige Längen oder gar Ausfälle, wie das windschiefe "Davey says", welches in diesem Album voller Slackertum nicht wirklich reinpasst.

Unterstützung erhalten Merrick und Whittle übrigens mehrfach von prominenter Stelle. Sowohl im titelgebenden Opener, als auch in "This wasn't intentional" trägt Sharon Van Etten einige Zeilen bei. In "Big swimmer" fällt dies kaum auf, da ihre und Merricks Stimme eine ähnliche Färbung haben, in "This wasn't intentional" hauchen beide deutlich hörbar in einem sonst leider umspannenden Song um die Wette. Recht gemächlich lassen King Hannah dann auch im Duett das Album mit "John Prine on the radio" ausklingen, in dem einmal mehr einem Vorbild der beiden die Ehre erwiesen wird.

(Klaus Porst)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • New York, let's do nothing
  • Somewhere near El Paso

Tracklist

  1. Big swimmer (feat. Sharon van Etten)
  2. New York, let's do nothing
  3. The mattress
  4. Milk boy (I love you)
  5. Suddenly, your hand
  6. Somewhere near El Paso
  7. Lily pad
  8. Davey says
  9. Scully
  10. This wasn't intentional (feat. Sharon van Etten)
  11. John Prine on the radio
Gesamtspielzeit: 49:54 min

Im Forum kommentieren

Arne L.

2024-09-13 22:52:54

Hab es jetzt erst gehört und find es deutlich besser als 6/10, aber mag auch ganz klar an der September-Mood liegen. Glaube, im Juni hätte ich es vielleicht auch nicht so gefühlt. Jetzt landet's direkt in der Playlist mit den Alben aus diesem Jahr, die ich noch deutlich häufiger hören möchte.

nörtz

2024-06-15 15:30:22

Dann musst du richtig lesen.

Kojiro

2024-06-14 13:29:19

Ziemlich langweilige Geschichte.

cargo

2024-06-14 13:28:57

Sehr schönes Album und definitiv mehr wert als eine 6/10. Dry Cleaning als Referenz wurde schon erwähnt. Das passt wirklich gut bei manchen Songs. Am stärksten finde ich den Mittelteil mit "Suddenly, Your Hand" und "Somewhere Near El Paso".

bender

2024-06-14 09:13:16

I like listening to King Hannah, it makes my heart warm...

Der Vorgänger war mein Lieblingsalbum des Jahres. Das neue Album kommt da vielleicht nicht ganz ran, aber ich höre der Hannah einfach gerne zu, wie so einfach so erzählt wie "I like listening to Bill Callahan", usw. Die Länge bei den Songs gehört zu diesem Sound einfach dazu.

Dieses Album sollte man nicht meinen bewerten zu müssen, sondern einfach in Ruhe geniessen.

Meine Highlights:
- Big Swimmer
- The Mattress
- Lily Pads

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