Girl In Red - I'm doing it again baby!

Columbia / Sony
VÖ: 12.04.2024
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Mental gestärkt

2024 über Pop sprechen, ohne Taylor Swift zu erwähnen, ist möglich, aber sinnlos. Die kommerziell dominierende Sängerin ist musikalisch schlichtweg zu einflussreich und interessanterweise in zu viele Karrieren verstrickt, um sie zu ignorieren. So auch im Fall von Girl In Red. Die norwegische Sängerin, die eigentlich Marie Ulven Ringheim heißt, begleitete Swift im Sommer 2023 auf der "Eras"-Tour. Danach schien der einstige Hype-Act wie untergetaucht. Ringheims neues Album "I'm doing it again baby!" dröselt ihre Abwesenheit inhaltlich auf. Hörbar ist ebenfalls: Girl In Red hat offenbar einiges vom Taylor-Swift-Sound mitgenommen.

Der Opener "I'm back" fällt direkt mit der Tür ins Haus. Ringheim geht ohne Umwege auf ihre offenbar zuletzt angeschlagene psychische Gesundheit ein. Ein Thema, mit dem Girl In Red schon immer offen umgegangen war und unter anderem dafür regelmäßig positiv hervorgehoben wurde. "I'm back, I feel like myself / I was gone for a minute 'cause I went to get help", heißt es in den ersten Zeilen. Dazu klimpert ein Klavier fröhlich umher, während zunächst kaum wahrnehmbar ein Beat im Untergrund wummert. Während Girl In Red sich hier noch im weitesten Sinne im vertrauten Bedroom Pop wiegt, schlägt sie mit "Doing it again baby" eine andere Richtung ein: Der Song ist wesentlich gitarrengeprägter und dynamischer. Ringheim experimentiert nicht nur mit ihrem Gesang und Verzerrungen, sondern auch mit der häufig wechselnden Melodie.

Im mittleren Part des Albums spiegelt sich mehr und mehr die gemeinsame Zeit mit Taylor Swift wider: "Phantom pain" oder "A night to remember" nähern sich Beat-basiertem und Hit-konzentriertem Pop an, behalten aber einen Funken Indie-Charakter. Lyrisch könnten beide Stücke auch aus Swifts Feder stammen: Girl in Red spielt mit cleveren Reimen und einfachen, aber ausdrucksstarken Worten und erhöht ihre Metapher-Dichte. "Why you gotta lead me on? / Your love is like a rose's thorn / I wish I never met you in the first place / My life would be much easier today", heißt es etwa in "Phantom pain". Auch "You need me now?", stellt eine Verknüpfung zu Swift her. Als einziger Gast auf dem Album wirkt hier Sabrina Carpenter mit. Sie begleitete die "Eras"-Tour ebenfalls zu weiten Teilen als Voract. Dank ihr und dem energiegeladenen Haudrauf-Refrain mausert sich der Song zum Herzstück von "I'm doing it again baby!".

Doch der Großteil der Songs zieht leider schnell vorüber, ohne sich wirklich einzuprägen. Girl in Red zeigt auf "I'm doing it again baby!" zwar nicht nur eine neue Vielschichtigkeit, sondern beweist auch Mut zum einwandfreien Genre-Hopping. In nur rund 28 Minuten Albumlänge lässt Ringheim sich aber offenbar kaum Zeit, Ideen auch wirklich auszuweiten. Die Hoffnung auf baldigen Nachschub schürt sie mit diesem kurzen Album aber allemal.

(Lena Zschirpe)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • I'm back
  • You need me now? (feat. Sabrina Carpenter)

Tracklist

  1. I'm back
  2. Doing it again baby
  3. Too much
  4. Phantom pain
  5. You need me now? (feat. Sabrina Carpenter)
  6. A night to remember
  7. Pick me
  8. Ugly side
  9. New love
  10. ★★★★★
Gesamtspielzeit: 27:56 min

Spotify

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