
Cloud Nothings - Final summer
Pure Noise / MembranVÖ: 19.04.2024
Früher spannender
Dylan Baldi backt hin und wieder auch gern mal kleinere Brötchen. Seit der Zusammenschluss mit Krachpapst Steve Albini dem Lo-Fi-Indiepop von Cloud Nothings dazu verholfen hat, sich einen festen Platz im Noise-Olymp zu sichern, lotet das Trio aus Ohio dasselbe Konzept unter Baldis Führung in variierenden Intensitätsgraden aus. "Last building burning" zum Beispiel hatte sich gänzlich im Scheppern und Schürfen verloren, bis im wahrsten Sinne des Titels kein Stein mehr auf dem anderen stand. Schon "The shadow I remember" (eine von insgesamt bereits drei Veröffentlichungen aus den 2020ern, zwei andere Bandcamp-exklusiv) aber outete die Band als zeitweilige Wiederholungstäter – zum ersten Mal zeigten sie kaum neue Facetten und schrieben einfach "nur" nette Songs. Ist nach dem Label-Wechsel von Carpark zu Pure Noise Records – zumindest dem Namen nach wohl ein denkbar geeigneter Heimathafen – wieder mehr Esprit zu spüren?
Ach, es ist kompliziert. Cloud Nothings stehen immer noch auf kompromisslosen Lärm, belassen es aber auch in Sachen Songwriting bei roher Direktheit. Nicht unähnlich zu ihrer Prä-Albini-Phase kommen die zehn neuen Kompositionen von "Final summer" äußerst straightforward und wenig kunstvoll daher. Vor allem melodietechnisch könnte man beinahe schon ins empörte Meckern geraten: Eigentlich hat Baldi pro Song nämlich genau eine (!) zündende Idee und walzt diese jeweils platt – sowohl durch Repetition als auch durch die obligatorische Fuzz-Parade. Exemplarisch ist hier "Daggers of light" zu nennen: Im Vordergrund stehen zerfressene Noise-Schleifen, um die vorn und hinten einzelne Verse drapiert werden. Auch in "I'd get along" verschwinden die Vocals im Mix – Hauptdarstellerinnen von "Final summer" sind ganz klar die bis zum Exzess strapazierten Gitarren. Das ist durchaus charmant und hat Drive, "Mouse policy" bolzt sogar fröhlich wie prähistorische Weezer durch die Mitte. Die zentrale Frage des Songs lässt sich darüber hinaus auf das gesamte Album anwenden: "Can we work it out?"
Die leider recht ernüchternde Antwort folgt auf dem Fuße: "Silence playing like a song that everyone knows." Neu ist hier nix, wirklich erhellend auch nicht. "Running through the campus" führt Baldi zurück in goldene College-Zeiten, nicht nur hier orientiert er sich an archivierten, fast vergessenen Gefühlen und passenderweise dem skizzenhaften Songwriting seiner ersten Releases aus den alten Tagen als Ein-Mann-Band. "I never run for anyone else / It's just a thing I do for myself": Cloud Nothings machen, worauf sie Bock haben, und das ist auf ihrem achten Album das Zusammenführen eines gewissen "Back to the roots"-Gedanken mit dem obligatorischen Getöse, für das man sie so schätzt. So weit, so gut – in den nur 29 Minuten Spielzeit finden sich jedoch bloß vereinzelt Höhepunkte wie die luftige Hook und das fast schon proggende Intro des Openers und Titeltracks. "Oh I have some thoughts / Oh I have some dreams / But I need to be happy / With what I've got for me", singt Baldi da. Wenn ihn "Final summer" glücklich macht, hat er sein Ziel erreicht! Ansonsten aber gilt sich einzugestehen: Cloud Nothings waren früher spannender.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Final summer
- Mouse policy
Tracklist
- Final summer
- Daggers of light
- I'd get along
- Mouse policy
- Silence
- Running through the campus
- The golden halo
- Thank me for playing
- On the chain
- Common mistake
Im Forum kommentieren
Huhnmeister
2024-05-16 23:28:55
2004 hat angerufen, es will sein Rock und Independent zurück.
Rock und Independent
2024-05-16 22:51:25
Laut PT-Hausmeinung viel schlechter als die letzten von Taylor Swift und Dua Lipa. Wow...
Vive
2024-04-20 17:52:53
Klingt auch so als ginge es der Band um ne good time
noise
2024-04-20 15:02:46
Bin überrascht. Hatte die Band nach den letzten Veröffentlichungen schon abgeschrieben.
Die neue kommt zwar nicht an frühere Großtaten heran, aber der Mix aus eingängigen Melodien und krachigen Ausbrüchen passt schon.
Vive
2024-04-20 12:52:29
Clean?
Finde der Sound ist ganz schön dreckig.
Und insgesamt druckvoll, eigen und interessant.
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