Linkin Park - Papercuts (Singles collection 2000-2023)

Warner
VÖ: 12.04.2024
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

... and got so far

Seit geschlagenen sieben Jahren hoffen eingeschworene Linkin-Park-Aficionados auf ein Lebenszeichen der im Dornröschenschlaf liegenden Lieblingsband. Jetzt ist der Tag endlich gekommen! Oder etwa doch nicht? So halb. Eigentlich kaum zu fassen, dass es bislang noch keine tatsächliche "Greatest hits"-Compilation der einstigen New-Metal-Urgewalt gegeben hat – vor allem, da sie schließlich bisher um jedes noch so freche Live- und Remix-Album oder auch um pralle Anniversary-Editions nie verlegen war. Mike Shinoda und Co. lassen sich jedoch nicht lumpen und veröffentlichen mit "Papercuts (Singles collection 2000-2023)" nun einen Rundumschlag quer durch ihre Karriere, der selbige so ziemlich aufs Wesentlichste reduziert. Für und Wider solcher Schachzüge lassen sich natürlich immer diskutieren. Was am Ende spricht, ist aber die Musik. Und gesprochen haben Linkin Park zu verdammt vielen.

Der größte Coup des Sextetts während seiner aktiven Phase war es ja irgendwie, gleichermaßen von Kritiker*innen unter- wie von seinen Fans ein bisschen überschätzt zu werden. Bei allem Kommerz und romantischer Verklärung im Rückspiegel: Die Relevanz der Band nicht nur für die (US-amerikanische) Musiklandschaft der frühen 2000er, sondern auch für den Geschmack zahlloser in den 90ern geborener Menschen weltweit steht trotzdem außer Frage. Wut, Trauer und Trost – das holte (fast) alle ab. Nicht zuletzt durch den charismatischen Frontmann Chester Bennington, der sich die Seele aus dem Leib schrie und sein Innerstes nach außen kehrte – und traurigerweise 2017 seinen persönlichen Kampf verlor.

Die Intensität gerade der älteren Stücke überdauert die Zeit, die experimentelleren Tracks der mittleren Schaffensphase spart die Band sich hier zum größten Teil – Hits, eben. Der bloße Single-Katalog gäbe eine doppelt so umfangreiche Liste her, die Zusammenstellung ist so sinnvoll wie simpel. Denn die unsterblichen Gassenhauer sind alle vertreten: "Faint" mit seinem Hochgeschwindigkeits-Riff (dem besten der Band), die rohe Gewalt der Debüt-Single "One step closer", der ewige Tränendrücker "Numb" sowohl mit als auch ohne Jay-Z – you name it, they got it. Das nervöse und gleichzeitig schmerzvolle "Breaking the habit" bleibt eines der definitiven Glanzstücke der Band. Und selbst die letzten Hater müssen zugeben, dass die Über-Hymne "In the end" über jeden Zweifel erhaben ist.

Auf der anderen Seite: Warum man sich entschieden hat, von "Minutes to midnight" neben den ersten zwei Singles "What I've done" und "Bleed it out" das zwar schöne, aber handzahme "Leave out all the rest" ins Rennen zu schicken, während die Großtat "The little things give you away" vernachlässigt wird, bleibt ein Fragezeichen. Und so furchtbar rar, wie getan wird, sind weder die Dampframme "QWERTY" noch das schon 2023 im Zuge der "Meteora"-Neuauflage veröffentlichte "Lost" – beides B-Seiten, die die Nostalgie-Schiene bedienen. Das reggaeske "Waiting for the end" ist zumindest das beste Stück des an seinen eigenen Ambitionen gescheiterten "A thousand suns". Und nicht erst retrospektiv durch Benningtons Tod ist der Titeltrack des Biedermeier-Pop-Albums "One more light" ein Garant für Gänsehaut.

Linkin Park haben sich von der Ursuppe ihres Genres mit Raps und Riffs über Künstlerisch-Wichtigtuerisches bis hin zu generischem Kalkül-Pop entwickelt – für Letzteres steht der einzige unveröffentlichte und absolut austauschbare Radio-Track "Friendly fire". Allein für diese Vielseitigkeit, die ihnen schließlich oft genug abgesprochen wurde, muss man sie dann doch bewundern – auch wenn man über manch arg verbissene Komposition oder allzu platte Songs von ganz früher natürlich heute ein bisschen lächeln kann. Die zwischenzeitliche Rückkehr zur Hartwurst "The hunting party" hat es nicht auf "Papercuts" geschafft. Fanden die Kalifornier diese Platte im Nachhinein nicht so "great"? Reicht es für die ultimative Linkin-Park-Experience nicht eigentlich, sogar nur die alten "Hybrid theory"- und "Meteora"-CDs hervorzukramen, sich einfach ordentlich die Rübe durchpusten zu lassen und in Sentimentalität zu suhlen? "In the end, it doesn't even matter."

(Ralf Hoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Faint
  • Breaking the habit
  • In the end
  • One more light
  • One step closer
  • Numb

Tracklist

  1. Crawling
  2. Faint
  3. Numb/Encore
  4. Papercut
  5. Breaking the habit
  6. In the end
  7. Bleed it out
  8. Somewhere I belong
  9. Waiting for the end
  10. Castle of glass
  11. One more light
  12. Burn it down
  13. What I've done
  14. QWERTY
  15. One step closer
  16. New divide
  17. Leave out all the rest
  18. Lost
  19. Numb
  20. Friendly fire
Gesamtspielzeit: 67:56 min

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Armin

2024-04-10 20:47:33- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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