Scooter - Open your mind and your trousers

Sheffield / Virgin
VÖ: 22.03.2024

Darmwind und Feier

Warum gibt es Scooter? Jeder, der bis vier zählen kann, kennt die Antwort. Im Kern machen sie seit nunmehr 30 Jahren Funktionsmusik. Uffz-Uffz im Dienste der Party, ohne Rücksicht auf Gehirnzellen. Auch auf dem neuen Album "Open your mind and your trousers" passiert genau das, was passieren muss. Die Musik ist dabei einerseits erschreckend stumpf, andererseits äußerst kompetent produziert. Die Bässe schieben, die Synthesizer jubilieren, und Gesangs-Samples werden bis zur Unkenntlichkeit gepitcht und zerstückelt. Dazwischen proklamiert der Wickeda H.P. Verse wie "Boom-shakalak, once again we are back" oder "It's a long way to the top if you wanna rock". Alles wie immer also. Man könnte auch sagen, dass die Motörheadisierung Scooters rapide voranschreitet. Das wäre aber taktlos. Der reale Geist von Scooter liegt ohnehin einzig und allein in der Person des H.P. Baxxter. Die zwei bis drei Typen neben ihm sind austauschbar, aber Baxxter ist unersetzlich. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, sei dahingestellt.

Eigentlich müsste es auch gar keine Scooter-Alben mehr geben, denn neue Ideen hat die Band nicht. So gibt es gleich zwei Songs, die in ihrer Struktur an "Maria (I like it loud)" angelehnt sind: Sowohl "Berliner Luft" als auch "For those about to rave" sind im Prinzip einfach nur "Döp döp döp, dödödöp döp döp", Version 2.0. Der feiernden Menge dürfte das herzlich egal sein. Mit "Posse reloaded" liefern Scooter gleich noch ein Selbstzitat, die größte Neuerung stellt ein Gastauftritt von Finch dar, der mit dem Adjektiv "unnötig" noch schmeichelhaft beschrieben ist. Die wohl absurdeste Rekombination musikalischer Elemente findet jedoch in "I keep hearing bingo" statt: Der Refrain entstammt nämlich dem Song "A neverending dream" der mittlerweile fast vergessenen Eurodance-Band X-Perience. Alle die jetzt wissend nicken, sind alt.

Je länger man "Open your mind and your trousers" hört, desto stärker werden die Kopfschmerzen. Alles ist laut und zwar fast durchgehend. Was live durchaus seinen Reiz haben mag, funktioniert in der Studioversion nur bedingt. Einzelne Tracks sind zwar unterhaltsam, am Stück gehört verschwimmt die Musik jedoch zu einer amorphen Masse. Rave-Pianos, Hardbass-Stakkati, Acid-Synthies, alles dröhnt und scheppert, bis nur noch Asche zurückbleibt. Selbst das obligatorische Instrumental "ARDRHU" bleibt im Vergleich zu früheren Großtaten wie "Rhapsody in E" erschreckend blass. Letztendlich ist die Musik auf einem Scooter-Album aber auch einfach egal. Es geht darum, die Maschine am Laufen zu halten.

Doch irgendwie ist es auch schön, dass Scooter immer noch da sind. In ungewissen Zeiten sind sie eine Art Konstante, ein kleinster gemeinsamer Nenner. Wenn dereinst nur noch Roboter, Kakerlaken und Ozzy Osbourne die Erde bevölkern werden, erscheint wahrscheinlich immer noch alle vier Jahre ein Scooter-Album. Aufgenommen von besagten Robotern, eingesungen von einer H.P.-Baxxter-KI, die algorithmisch ermittelt, welche Wortkombinationen am wenigsten Sinn ergeben. Wobei Zeilen wie "Most stuff you hear at your nightclub / Sounds like a cow farting in a bathtub" selbst für die fortgeschrittensten Maschinen unerreichbar bleiben dürften.

(Christopher Sennfelder)

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