The Bronx - The Bronx (I)

Wichita / V2 / Rough Trade
VÖ: 26.01.2004
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Bastard Rock

Zack. Direkt eins auf die Fresse. Fragen stellen kann man später. Wenn überhaupt. Denn hier geht es um Action. Sex. Drogen. Speed. Also nur um eines: Rock'n'Roll. Und um die Rettung der "The"-Bands. Wer schon glaubte, daß sich dieses musikalische Genre langsam aber sicher in die Verweichlichung zurückgezogen hat, sollte jetzt bei The Bronx die Ohren spitzen und verfolgen, wie die zweite Generation eine gekonnte Machtübernahme vollzieht. Ein kräftiger Tritt in die Fett ansetzenden Ärsche der Altvorderen, dann das Zepter an sich reißen und Luftgitarre darauf spielen. Dabei kommen diese vier Herrschaften weder aus der skandinavischen Halbprovinz noch aus dem verschlafenen Wales, sondern mitten aus L.A. Und doch gerät auch eine Prise der Großdorf-typischen Bluescoolness eines Jon Spencer in das rundum gelungene Debüt der Westcoast-Jungs.

Vielleicht fragt sich ja jemand, warum der Autor hier mal wieder so penetrant auf der Herkunft der Band herumreitet. Die Antwort ist ganz einfach: The Bronx klingen so erfrischend überhaupt nicht nach der kalifornischen Metropole, daß man gar nicht oft genug erwähnen kann, daß sie tatsächlich genau daher stammen. Diese ungestüme Wut bekommt man üblicherweise immer eher von Landeiern zu hören, die die nächste Kreisstadt schon für urban halten. Alles, was man so in der Vorurteilskiste über Rockbands aus der Stadt der Engel hat, kann man getrost unter Verschluß lassen. Das gilt trotz der produzierenden Mitarbeit von Gilby Clarke ganz speziell für alle Assoziationen die mit "G" anfangen und mit "uns N' Roses" aufhören. Ebenso wenig haben The Bronx bei aller Härte und Kernigkeit irgend etwas mit dem Trademark-Hardcore aus dieser Gegend am Hut. Auch der in der Bay Area beheimatete Melody Core liefert keine passende Beschreibung dessen, was man hier so hört.

Auf der Suche nach einem passenden Begriff wird man hingegen ganz überraschend im Bereich des DJing fündig. Das als Bastard-Pop bezeichnete Ineinandermixen zweier oder mehr bekannter Chartshits bietet einen guten Ansatz, sich der Musik der Kalifornier zu nähern. Wenn man gleichzeitig Smoke Blow und McLusky ordentlich laut aufdreht, bekommt man nämlich eine Ahnung von der rohen Energie und Wut, die den Hörer auf "The Bronx" nahezu physisch anspringt. Selbstredend ist das Album natürlich nicht das Ergebnis tagelangem Umgangs mit Tonträgern fremder Künstler. The Bronx sind zu recht stolz darauf, ihr Debüt bis auf drei Songs live eingespielt zu haben, die goldene "Höchstens drei Takes!"-Regel immer fest im Visir.

So klingt den "The Bronx" auch nicht nach Studiogetüftel und Diamantfeilenarrangements. Sondern nach Schweiß, Dreck, Kippen und schlechter Luft. Gearbeitet wurde an den Songs im Proberaum. Im Studio ging es darum, die Früchte dieser Arbeit möglichst schnell auf Band zu bannen. Das ist zweifelsfrei gelungen. Schnell ist das vorliegende Album allemal, und gebannt ist der Zuhörer sowieso. Ja, das ist ein Bastard, reudig, schmutzig und verfilzt. Beautiful Freak.

(Rüdiger Hofmann)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Heart attack American
  • White tar
  • I got chills
  • Strobelife

Tracklist

  1. Heart attack American
  2. False alarm
  3. White tar
  4. Cobra lucha
  5. They will kill us (without mercy)
  6. I got chills
  7. Gun without bullets
  8. Notice of eviction
  9. Kill my friends
  10. Strobelife
  11. Los Angeles
Gesamtspielzeit: 31:18 min

Im Forum kommentieren

fuzzmyass

2021-01-30 14:53:49

Bei mir sind III und IV zusammen auf Platz 1, dann kommt I... II und V sehe ich etwas dahinter, gut sind sie aber trotzdem... eigentlich wird es Zeit für VI, ich meine, dass daran bereits gearbeitet wurde, evtl könnte es sogar fertig sein

sizeofanocean

2021-01-30 14:20:45

Album-Ranking:

I
IV
III
II
V

Best Of Songs (ohne Wertungsreihenfolge, Album V ausgeklammert):

Heart Attack American
Shitty Future
Knifeman
The Unholy Hand
False Alarm
History's Stranglers
Inveigh
Along for the Ride
They will kill us all
Past Lives
Style Over Everything
Gun Without Bullets
Six Days a Week
Youth Wasted
Young Bloods
Ribcage
Strobe Life (immer noch Gänsehaut...)

fuzzmyass

2019-10-14 01:05:07

Unbedingt!!! Besonders III und IV finde ich gigantisch, evtl. ihre besten.

Affengitarre

2019-10-13 19:47:50

Kenne nur das hier. Ich glaub, ich hör mal chronologisch weiter.

fuzzmyass

2019-10-13 18:03:45

Ja. Geile Band ohne schwaches album in der diskographie.

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum