Frail Body - Artificial bouquet

Deathwish / Membran
VÖ: 29.03.2024
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Möchtest Du eine Erinnerung teilen?

Menschen neigen dazu, das Gefühl dafür zu verlieren, wann Dinge in ihrem Leben passiert sind. Dafür gibt es zum Glück Soziale Netzwerke, die hartnäckig daran erinnern. Frail Body veröffentlichten Ende 2019 ihr aus zwei zusammengepackten EPs bestehendes Debüt "A brief memoriam" und heimsten viel Lob sowie unseren "Album der Woche"-Titel dafür ein. Anscheinend dachte das Trio aus Illinois des Öfteren an seinen Erstling, denn es folgten zwei Live-Alben, die sich ebendiesem widmeten, und neue Musik erschien bis auf den Sampler-Beitrag "Titus" so gut wie gar nicht. Knappe fünf jährliche Erinnerungen hat es gedauert, bis Frail Body nun mit "Artificial bouquet" den Nachfolger präsentieren.

Schon der Opener "Scaffolding" betritt neues stilistisches Terrain und könnte auch von einem noch kommenden Deafheaven-Album stammen: Blast-Beats, Gekeife und zwischenzeitliche Melodien als Brandbeschleuniger. Ähnliche Qualitäten weist das grandiose "Horizon line" auf, das zusätzlich noch ein tolles Finale bereithält. Was hier auffällt, ist das klangliche Upgrade, das sich Frail Body im Vergleich zu "A brief memoriam" verpasst haben. Dringlichkeit und Aggression sind ungebrochen, doch Jack Shirley, bekannt durch seine Arbeiten mit den erwähnten Deafheaven oder Oathbreaker, lässt das Ganze am Mischpult voluminöser klingen und rückt damit die Stärken der Band noch deutlicher in den Vordergrund.

Neben dem Sound-Update haben Frail Body die lange Zeit auch dazu genutzt, ihre Songs reichhaltiger auszustatten. "Devotion" ist als zweiter Vorbote zum Album ein sehr gutes Beispiel für diese Entwicklung: Das Stück nimmt sich viel Zeit, bis seine Schönheit sich entfaltet, von den sechseinhalb Minuten dienen zwei allein dem Intro. All das steht den Amerikanern sehr gut. Zweifelsohne war es auf "A brief memoriam" die Raserei in Kombination mit den dazwischengestreuten Melodien, die Eindruck hinterließ, wobei jedoch auch immer die Gefahr bestand, auf Dauer etwas eindimensional zu klingen und diese Formel überzustrapazieren. Die Band schafft es inzwischen aber mit Bravour, die Hörer*innen in "Critique programme" oder eben "Devotion" mit ihrer Epik erfreulich kalt zu erwischen.

"Möchtest Du eine Erinnerung mit deinen Freunden feiern?" Wenn schöne Erlebnisse wieder ins Bewusstsein gespült werden, stehen am Ende meistens der Gedanke, der Wunsch und die Frage: Tolle Sache, sollten wir öfters machen, beziehungsweise warum haben wir das nicht öfters gemacht? Frail Body sollten "Artificial bouquet" also nicht wieder allzu lange in Vergessenheit geraten lassen, bis sie mit ihrem nächsten Werk weiteren Platz im Gedächtnis ihrer Fans einnehmen.

(Thomas Verkamp)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Scaffolding
  • Devotion
  • Horizon line

Tracklist

  1. Scaffolding
  2. Berth
  3. Critique programme
  4. Devotion
  5. Monolith
  6. Refrain
  7. No resolution
  8. Runaway
  9. Horizon line
  10. Another year removed
  11. A capsule in the sediment
Gesamtspielzeit: 40:46 min

Im Forum kommentieren

Vivat Virtute

2024-06-28 22:43:12

Hat sich in den letzen Wochen zum Dauergast bei mir entwickelt. Und es wächst immer weiter.
Am Anfang noch ein ziemlicher Brocken, weil einfach so unglaublich viel passiert (und die Shouts noch eine Stufe näher an der Raserei sind), aber mit jedem Durchgang schälen sich neue Details heraus. Ich könnte - mal abgesehen vom überragenden Doppelpack aus „Critique Programme“ und „Devotion“ - nicht mal wirklich Higlights benennen.
Für mich bislang eine klare 9/10, weil tatsächlich nochmal besser als der Vorgänger (dem ich heute immer noch die 8 geben würde).
Was für ein Album!

Dumbsick

2024-05-03 09:08:31

Kann da auch sehr die neue Infant Island empfehlen:

https://www.transcendedmusic.de/2024/01/infant-island-obsidian-wreath-review/

Eiersalat

2024-05-02 22:32:52

Ja Meddl

boneless

2024-05-02 21:44:57

Jetzt erst gehört und meine Herren, dieses Album ist der schiere Wahnsinn. Als wäre es ein Leichtes, die schon großartige A Brief Memoriam mal eben zu toppen. Bin nach dem ersten Durchlauf noch wie erschlagen, richtig geil.

kiste

2024-04-10 10:49:10

Also die Rezension und die Musik hören sich in meinen Ohren mehr als 7/10 an. Ich bin sehr überrascht über die kreative Weiterentwicklung der Band und der letzte Abschnitt trifft es!

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum