Feeder - Black / Red

Big Teeth / PIAS / Rough Trade
VÖ: 05.04.2024
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Gut / Bewährt

Sind Feeder eine typische Rockband? Sie haben einiges in ihrer nunmehr drei Jahrzehnte andauernden Karriere schon durch: vielversprechende Anfänge, Mainstream-Erfolg, den Verlust eines Bandmitglieds, schwindende Chartsplatzierungen und künstlerische Fehltritte, Aufrappeln und Weitermachen. Eine Sache fehlte jedoch bisher noch im Panini-Sammelalbum des Rockstar-ABCs: das Doppelalbum. Die ultimative Hybris in der populären Musik, die Platte, die Dich mit ihrer Tracklist quasi anblickt und herausfordert zu sagen: "Zu lang, da hätte man dies und das locker kürzen können." "Black / Red" heißt dieses zwölfte Feeder-Album, es bietet über je neun Tracks durchaus auch zwei kleine in sich geschlossene Spannungsbögen. Was sagt man dazu? Klar: "Zu lang, da hätte man dies und das locker kürzen können."

Kleiner Scherz am Rande. Sicher wären ein paar wenige Tracks verzichtbar, vor allem das arg im kitschigen Schwulst wadende "Soldiers of love" – "You'll learn to fight another day / You're a soldier of love" stelle man sich mal auf Deutsch übersetzt mit der passenden Musik dazu vor. Letzten Endes bietet "Black / Red" aber stabil genau die Kost und Qualität, die anhand der letzten paar Alben zu erwarten war. Grant Nicholas schreibt weiterhin powervolle Riffs, die meisten Songs bauen intern eine Spannung auf zwischen zeterndem Gewitter und euphorischer Befreiung. Paradebeispiel ist das eröffnende "ELF", das wieder eine dieser weltumarmenden Melodien findet, die auf ewig hängenbleiben. "Playing with fire" spielt das Gleiche noch mal etwas motziger und damit ist im Wesentlichen der Rahmen für alles Weitere abgesteckt.

Was also ist überhaupt neu auf der längsten Feeder-Studioplatte – die mit 66 Minuten Spielzeit im Vergleich ohnehin eher nur ein Eineinhalbfach-Album ist? Zum ersten Mal gibt es in Form von "Droids" ein kurzes, mechanisch knirschendes Intro. Passt als Einleitung. Am anderen Ende findet der Closer "Ghosts on parade" einen überraschend tanzbaren Beat in der Strophe, der einen wunderbaren Kontrast zum bombastischen Refrain bietet. Danach muss man schon in den Details wühlen. "Submarine" versucht gleich alle Facetten der Band in vier Minuten zu pressen, springt von aggressivem Metal-Riffing zu ruhigen Phasen, nur um in den letzten Sekunden ultrahart die Tür zuzuschlagen. "Unconditional" probt wenig später erst einen verkopften 5/4-Takt, um diesen im Refrain straight aufzulösen. Herrlich schwebend gerät dagegen "Sahara". "Carried by the wind / Just close your eyes, believe / Stay with me", singt Nicholas wie als Instruktion für die Band.

"AI man" (stilisiert als "AI.m^n" und nein, nicht als "Alman" zu lesen) ist hingegen nicht nur vom Titel her ungewöhnlich. So lauernd und ominös klangen Feeder selten und so konkret hat sich Nicholas auch textlich selten auf ein Thema festgelegt. "Don't look back / You'll only fall back in", warnt er, bevor die Prophezeiung kommt: "AI world replacing man." Ob das lyrisch nun besser ist als die ungewöhnlichen religiösen Anklänge in vielen Songs wie im hübsch luftigen "Hey you" – "Pray if you want to / I say pray / We've got nothing left to lose / Faith comes a-calling / And I'll be there with you" – sei dahingestellt. Die Stärke der Platte liegt ohnehin in der Musik und die trägt sich mit satten Riffs und tollen Melodien. Da darf ein "Here comes the hurricane" mit "Oh-oh-oh-oh"-Chören auch mal die Arme Richtung Cheap Seats strecken, wenn dabei ein so kickender Refrain herauskommt. Zudem passt die Dynamik, so dass man erst am Ende eine weitere Überraschung bemerkt – nämlich dass diesmal gar keine richtige Ballade dabei ist. Trotzdem wirkt "Black / Red" rund wie eh und je. More of the same? Ja, aber vor allem: more of the good!

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • ELF
  • Sahara
  • The knock
  • Sleeping dogs lie
  • Submarine
  • Here comes the hurricane

Tracklist

  • CD 1
    1. Droids
    2. ELF
    3. Playing with fire
    4. Vultures
    5. Sahara
    6. Hey you
    7. The knock
    8. Perfume
    9. AI man
  • CD 2
    1. Sleeping dogs lie
    2. Scream
    3. Submarine
    4. Lost in the wilderness
    5. Memory loss
    6. Unconditional
    7. Here comes the hurricane
    8. Soldiers of love
    9. Ghosts on parade
Gesamtspielzeit: 66:13 min

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jo

2024-09-02 14:02:22

Ja, im Luxor habe ich sie auch mal gesehen. Fand ich auch klasse :).

Huhn vom Hof

2024-09-02 13:01:16

Wenn Feeder touren, beehren sie ja auch immer mal wieder das Luxor (aka Prime Club) in Köln. Hab sie dort schon 3x gesehen und es war immer toll. Und bei meinem ersten U2-Konzert, 2005 in Gelsenkirchen, waren Feeder die Vorband, das war herrlich :)

didz

2024-09-02 00:52:31

es war mehr bewegung, mehr leben drin, ja.
vllt kommt das wirklich durch dieses gefühl, das die breite masse einfach nich mehr zuhört. mit der größe der fanbase abgefunden, wird diese nun bedient mit dem sound der ankommt. weiss der geier woran es liegt...
im moment sind sie jedenfalls in diesem komischen loop gefangen...wie gesagt solang die songs gut sind geht das schon klar, aber die gefahr der abnutzung is schon da.
wenn 'red' nich gewesen wäre und es nur 'black' gegeben hätte, das wäre schon sehr underwehlming gewesen. is nen schmaler grad.

Felix H

2024-09-02 00:17:11

Mich stört es ja mehr auf einer Metaebene. Ich finde die Alben alle gut bis toll, habe hier ja auch 7, 8 und 7 gegeben (die 6 für "All Bright Electric" war zudem totaler Käse)... aber früher war einfacher mehr "Bewegung" zwischen den Alben. Andere Ausrichtung, Experimente, sowas. Auf "Black/Red" muss ich Ausreißer wirklich sehr großzügig sehen, um welche ausmachen zu können.

didz

2024-09-01 23:38:24

ah ok, dachte das er nich so glücklich bei feeder war und ihm die reunion 'grade recht kam', sozusagen.

gibts die überhaupt noch?

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