The Fourth Wall - Return forever

DevilDuck / Indigo
VÖ: 15.03.2024
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Fragen ans Leben

Wer bekleidet in einer Band eigentlich die Chefrolle? Mal werden die Aufgaben paritätisch geteilt, oft genug gibt es Zoff. Ab und an sind die Rollen, zumindest oberflächlich, auch recht klar verteilt. Ein Beispiel dafür: The Fourth Wall aus Portland. Sänger Stephen Agustin zeichnet für alle Lyrics auf dem Album "Return forever" verantwortlich, hat die neun Songs im Alleingang produziert und gemixt und kommt in der obligatorischen Begleitinfo zur Veröffentlichung ausgiebig und exklusiv zu Wort. Seine Mitstreiter werden, scheinbar einer gewissen Chronistenpflicht folgend, ganz zum Schluss zumindest erwähnt. Deren Mitwirken allerdings ist von entscheidender Bedeutung, und das ist gewiss auch Agustin bewusst. Denn erst im fein austarierten Zusammenspiel entsteht ein Sound, der inhaltlicher Tiefe den Feinschliff verpasst.

Zurückhaltend, nahezu schüchtern schleichen sich The Fourth Wall im Auftakt "Interrupts the dream" auf leisen Sohlen an. Es ist eine Form des Herantastens an den musikalischen Kern dieses Quintetts. Der bleibt dann tatsächlich nicht allzu lang anhaltend im Verborgenen, denn die US-Amerikaner bevorzugen durchaus den beherzten Griff in die Saiten. Und so entwickelt sich das Stück zu einem gelungenen Beispiel für den Kontrast zwischen laut und leise, sanft und rau, intro- und extrovertiert. "What interrupts the dream / Becomes the dream / Thought you were the enemy / I recreate you endlessly", singt Agustin in diesem Song, der nach eigenem Bekunden den Umgang mit Fremdenfeindlichkeit in den Mittelpunkt rückt.

Fremdheit, Heimat, Auswanderung: All das thematisiert er auf "Return forever", auch und gerade mit Blick auf die eigene Familiengeschichte. Da gab es zum Beispiel eine Verwandte, die in die USA zog und dabei ihr eigenes Kind zurückließ. Nicht zuletzt dieser Moment war für Agustin, der auf Hawaii geboren wurde und aufgewachsen ist, ein Schlüsselerlebnis, um in der Musik Antworten auf seine vielen Fragen ans Leben zu finden. In "Never apart" betrachtet er die Beziehung zu seiner Großmutter: "Won't you hold me close / So I can rest assured / That there's no words to say / That undoes all the hurt / Or time enough to learn / Why my love for you returns." Seine Geschichten kleidet er dabei stets in ein Gewand aus Alternative, Rock, Noise, Dream Pop und Shoegaze. Und hier müssen dann zwingend seine Kollegen Erwähnung finden, denn Kasey Shun, Chris Lau, Kendall Sallay und Andrew White sind alles andere als schmückendes Beiwerk. Man kann sich "Return forever" übrigens glänzend in der Live-Umsetzung vorstellen. Als Untermalung eines lang nachklingenden Abends, nach dem man sich kurz sammeln muss, um zu konstatieren: Das war mal was! Gilt natürlich auch für dieses Album.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Never a part
  • Turn to you
  • No daggers

Tracklist

  1. Interrupts the dream
  2. Never a part
  3. Turn to you
  4. Can't lose that loss
  5. Darkness of heart
  6. Grain by grain
  7. Only the joy
  8. Conatus
  9. No daggers
Gesamtspielzeit: 43:14 min

Im Forum kommentieren

Yndi

2024-03-15 11:00:50

Sehr coole Scheibe. 7/10 geh ich mindestens mit, nach dem ersten Durchgang eher Option nach oben.

Armin

2024-03-06 21:01:48- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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