Liam Gallagher & John Squire - Liam Gallagher & John Squire

Warner
VÖ: 01.03.2024
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Drin, was draufsteht

Ein blutjunger Liam Gallagher hatte sein musikalisches Erweckungserlebnis Ende der Achtzigerjahre bei einem Gig von The Stone Roses. Kurz darauf schloss er sich einer lokalen Band namens Rain als Sänger an. Ergänzt um Gallaghers älteren Bruder Noel sollte die Formation nur wenige Jahre später unter dem Namen Oasis vor allem Großbritannien, aber ein bisschen auch die Welt im Sturm erobern. Als Oasis 1996 bei zwei Open-Air-Gigs im Knebworth Park vor 250.000 Zuschauern am Höhepunkt ihrer Strahlkraft angekommen waren, stand für die finalen Songs auch John Squire, der Gitarrist von The Stone Roses, mit auf der Bühne. Und wie um das Nostalgiefeuerwerk perfekt zu machen, wiederholte Squire seinen Gastauftritt schließlich bei Gallaghers Solo-Rückkehr nach Knebworth mehr als ein Vierteljahrhundert später. Bei den gemeinsamen Proben zu diesen Konzerten ging es erstmals auch darum, dass Squire neue Songs geschrieben habe, und die Idee einer Kollaboration der beiden Schwergewichte der britischen Musikgeschichte nahm langsam Form an. Britpop-Avengers assemble.

Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit erscheint nun unter dem arg schlichten, aber ungeheuer treffenden Namen "Liam Gallagher & John Squire". Für Fans ist die Kombination des besten Vokalisten und des besten Gitarristen von The Stone Roses und Oasis ein wahr gewordener Traum. Wer bisher mit beiden Bands nichts anfangen konnte, wird auch von diesem neuen Album nicht bekehrt werden. Alle anderen können jedoch getrost Parka und Anglermütze rausholen und sich auf die wohl beste Platte freuen, die beiden Künstlern seit dem Ende ihrer jeweiligen großen Bands gelungen ist.

Der stampfende Opener "Raise your hands" trägt die Publikumsanweisung für die anstehenden, in Großbritannien innerhalb von 30 Sekunden ausverkauften, Live-Shows bereits im Titel. Mit hymnischem Refrain samt "Na na naah"-Teil und einer textlichen Variation des altbekannten "Gib niemals auf"-Topos gewinnt der Song keine Sonderpreise für Originalität, bereitet aber viel Vergnügen. Beides gehört auch zum Konzept des gesamten Albums. Die poppige Single "Mars to Liverpool" klingt mit ihrer Anlehnung an den Mersey Sound deutlich mehr nach letzterer Örtlichkeit und bietet außer unverschämtem Ohrwurmfaktor auch noch die an diverse Gallagher-Eskapaden aus alten Zeiten gemahnenden, schönen Eröffnungszeilen "Jesus Christ / About last night / I can only apologize." Definitiv vielleicht an alte Zeiten erinnert auch "One day at a time", ein Song wie von den frühen Oasis plus gedopte Leadgitarre.

Der vielleicht überraschendste Track des Albums ist auch gleichzeitig einer der besten: "I'm a wheel" ist gut abgehangener Bluesrock mit schweren Riffs und triumphalem Refrain. Liam gibt den Lennon aus "How do you sleep?", und Squires Gitarrenarbeit steht in der Tradition von Eric Claptons Werk mit Cream. In einem offenbar wässrigen Referenzraum vermengt die erste Single "Just another rainbow" den Klassiker "Waterfall" vom Debütalbum von The Stone Roses mit den psychedelischen Beatles von "Rain" aus der "Revolver"-Ära zu einem trippigen Vergnügen samt eines furiosen, ausladenden Gitarrensolos. Auch die pointierten Drums von Joey Waronker, der auch schon für Beck, R.E.M. und Atoms For Peace trommelte, prägen den Sound sowohl dieses Songs, als auch des gesamten Albums.

Produzent und häufiger Gallagher-Kollaborateur Greg Kurstin, der im Studio auch den Bass spielte, setzt auf einen eher ungeschliffenen Live-Sound und betont damit die Stärken von Gallagher und Squire, die mehr in der energiegeladenen Ausführung als in der ausgefeilten Komposition der Songs liegen. Kurstin trägt auch das ausgelassene Boogie-Woogie-Klavier zum herrlich treibenden Rocker "You're not the only one" bei, der vor allem einen schamlos schreddernden Squire glänzen lässt. In "I'm so bored" treffen auch dank des glänzenden Waronker gar nicht mal so langweilig die Sex Pistols auf Lennons "I'm only sleeping". Dass "Make it up as you go along" so klingt, als wäre der Titel Entstehungsprinzip gewesen, sei ebenso verziehen wie die arg pastorale George-Harrison-Pastiche "Mother nature's song" zum Abschluss, angesichts des sonst so überaus gelungenen retro-rockenden Vergnügens. Fern jeder Innovation befriedigen Gallagher und Squire ihre Fans hier auf hohem Niveau. Die beste Hörempfehlung lässt sich wohl einer Zeile von beider Vorbild John Lennon entlehnen: "Turn off your mind, relax and float down-stream."

(Michael Albl)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • I'm a wheel
  • Just another rainbow
  • You're not the only one

Tracklist

  1. Raise your hands
  2. Mars to Liverpool
  3. One day at a time
  4. I'm a wheel
  5. Just another rainbow
  6. Love you forever
  7. Make it up as you go along
  8. You're not the only one
  9. I'm so bored
  10. Mother nature's song
Gesamtspielzeit: 39:38 min

Im Forum kommentieren

fuzzmyass

2025-01-18 16:51:56

"ich halte das gebashe von einigen für maßlos übertrieben"

Ja, sehe ich auch so... kann nachvollziehen, dass es einigen nicht gefällt, aber den Stempel als lahmes Katastrophenalbum kann ich nicht nachvollziehen, vor allem wenn man sonst Liams Solowerk mag.

Socko

2025-01-18 16:46:32

War natürlich.überspitzt formuliert.ich halte das gebashe von einigen für maßlos übertrieben.immer nicht ein ganz ordentliches Album

fuzzmyass

2025-01-18 16:45:23

"Schrottlyrics,geile oldschoolscheibe in Gesang und instrumentierung.also keine grosse veränderung zu Oasis"

Kann man so sehen, obwohl hier Paar Lyric Stellen einfach wirklich schlecht sind, was bei Oasis nicht der Fall ist...
Dafür, dass Gallagher&Squier von einigen als olle lahme Bluesrock Scheibe gesehen wird, liefert es recht viel Abwechslung IMO

Socko

2025-01-18 16:42:15

Schrottlyrics,geile oldschoolscheibe in Gesang und instrumentierung.also keine grosse veränderung zu Oasis

The MACHINA of God

2025-01-18 13:47:47

Die Entwertung des Wortes "biblical" schreitet vorran.

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