
Blackout Problems - Riot
Hansa / SonyVÖ: 23.02.2024
Netzwerkstörung
Schlechte Zeiten verlangen nach guten Nachrichten. Beginnen wir also ausnahmsweise mit was Positivem: 2024 käme mutmaßlich niemand mehr auf die Idee, Blackout Problems ernsthaft mit den schauerlichen Guano Apes zu vergleichen wie seinerzeit in der Anfangstagen der Band der geschätzte Kollege Smeets. Das ist ein Fortschritt, den man neidlos anerkennen muss. Das präpotente Alternative-Gedöns des Debüts "Holy" ist längst Vergangenheit. Gut so. Mit "Dark" haben Blackout Problems ihre Nische gefunden, indem sie den Titel des Albums kurzerhand auch programmatisch verstanden. Und mit dem Nachfolger "Riot" gehen die Münchner nun endgültig von der Selbstfindungsphase ins Stadium der Konsolidierung über. Die Grenzen sind gesetzt, der Sound ist definiert, bahnbrechende Überraschungen sind nicht mehr zu erwarten. Dass das im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass hier Langeweile vorprogrammiert ist, beweist beispielhaft ein Song wie "Funeral", der mit entwaffnendem Pathos und selbstbewussten Gesten auf den Dancefloor drängt. Kann man schon so machen.
Zum großen Wurf reicht es für "Riot" trotz einiger guter Ansätze und einer Handvoll ganz netter Nummern dann allerdings doch nicht. Manches ist sicher auch eine Frage des persönlichen Geschmacks und der eigenen Vorlieben. Ob der mitunter doch arg gepresste Gesang eine besondere Dringlichkeit vermittelt oder nach drei Tagen schlimmer Verstopfung klingt, wer will das schon entscheiden müssen? Aber niemand wird behaupten, dass Blackout Problems nicht alles versuchten. Sie waren "schon immer eine Band mit unstillbarem Willen und grenzenloser Ambition", heißt es im Beipackzettel des Labels, und diese Formulierung erinnert nicht von ungefähr an einen nervtötenden Klassenprimus. Was wiederum nicht heißt, dass das alles, das ernste Streben und tiefe Drängen, überhaupt keinen Ertrag brächten. Der breitbeinige Opener "DNA" mit Leonie Klinger von Umme Block oder das treibende "Whales" geben für sich genommen keine schlechte Figur ab. Auch der straighte Synthie-Rocker "Stash" und das eingängige "Puzzle" gehen gut ins Ohr.
Auf lange Strecke gerät der dunkel lackierte und dezent überladene Indierock mit allerlei Elektro-Firlefanz drumherum jedoch zu gleichförmig und irgendwie auch ein bisschen beliebig. Da können auch viel Getöse und ein prominenter Rap-Part von Enter Shikaris Rou Reynolds nichts ausrichten. Die distanzierte Kühle, die "Riot" auf der Oberfläche ausstrahlt, würde ja durchaus Potenzial bergen. Das wird aber zu selten eingelöst. Denn darunter verbirgt sich – nicht viel. Dem Vernehmen nach hat sich Sänger und Gitarrist Mario Radetzky bei Musik und Texten vom ganzen Unbill der Gegenwart inspirieren lassen. Und es stimmt ja: Die AfD und das überschwemmte Ahrtal, Krise hier und Klima da, es ist schon alles sehr arg. Aber in Teilen arg bemüht und überambitioniert klingt eben auch die Umsetzung auf Platte. Gegen Ende wird "Riot" dann zunehmend generischer, und warum das ohnehin schon blasse "Talktome" unbedingt eine ziellos dahin trudelnde Fortsetzung braucht, man weiß nicht es. So bleibt der im Albumtitel großspurig angekündigte Aufruhr eine Behauptung. Nicht immer ist der Name auch Programm.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Stash
- Puzzle
- Funeral
Tracklist
- DNA (feat. Leoni Klinger)
- Whales
- Trouble
- Stash
- Puzzle
- Funeral
- GLOFS (feat. Rou Reynolds)
- Blackroom
- Talktome
- Tired ice
- Talktome (II)
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Vivat Virtute
2024-02-22 09:13:38
Ist das gleiche wie bei Marathonmann (scheint so ein Münchner Problem zu sein): Die sind halt einfach durch und durch mittelmäßig und biedern sich jedem dahergelaufenen Trend an. Irgendwie unangenehme Band.
Armin
2024-02-21 22:02:21- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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