The Snuts - Millennials
Happy Artist / The OrchardVÖ: 23.02.2024
Melodien statt Millionen
Sind Jack Cochrane, Joe McGillveray, Callum Wilson und Jordan Mackay wohl Millionäre? So kometenhaft der Aufstieg der vier Schotten in den letzten Jahren von den ersten Demosingles über eine EP in Eigenregie bis hin zum Major-Deal in kürzester Zeit auch war, wird man diese Frage vermutlich verneinen können. Mit den Erfolgsalben "W.L." und "Burn the Empire" thronten die Herrschaften mitunter zwar an der Spitze der heimischen Charts, aber ob das allein reicht, darf bezweifelt werden. Macht aber auch nichts. Was nicht ist, kann ja noch werden. Oder wie Sänger Jack Cochrane im Refrain von "Millionaires" so schön trällert: "Don't you worry, we'll be rich, I swear", um dann ein "If love was money, we'd be millionaires" zu ergänzen. Denn in Wahrheit geht es in der fünften (!) Single um weit mehr als den schnöden Mammon. The Snuts klagen das gesellschaftliche Streben nach einer falschen Vorstellung von Glück an und verpacken das Ganze musikalisch in eine knackige Feel-Good-Hymne, der die Sonne aus dem Allerwertesten scheint.
Die Love-Story "Gloria", mit der das Quartett das dritte Album in knapp drei Jahren eröffnet, funktioniert nach dem gleichen Schema: Cochranes markante, nasale Stimme ebnet sich ihren Weg vor dem Hintergrund eines treibenden Beats hin bis zum Refrain, der dann alles und jeden umarmt, der ihm in den Weg kommt. Plattentests.de-Kollege Meyer hatte es beim Debütalbum sehr treffend auf die zwei Kernelemente Tanzbarkeit und Rock'n'Roll heruntergebrochen. Dass dafür erneut zweieinhalb bis drei Minuten vollkommen ausreichend sind, stellen The Snuts auch mit "Dreams" unter Beweis, einem erneut beschwingt voranschreitenden Kleinod über die wahre Liebe, die damit verbundenen Glücksgefühle und die Zweifel, dass alles irgendwie zu gut ist, um wahr zu sein. Stecken am Ende hinter den vier Schotten also keine Rock'n'Roller, sondern in der Tiefe ihrer Herzen wahre Romantiker?
In gewisser Weise ja, denn auch der Wechsel vom Majorlabel Parlophone hin zur selbst gegründeten Independent-Plattenschmiede Happy Artist Records hat etwas Romantisches an sich. Wenn irgendwann nur noch die Wichtigkeit von TikTok-kompatiblen Songfragmenten im Vordergrund steht und die eigentliche Musik in die zweite Reihe rutscht, macht man als Künstler das Spielchen mit oder eben nicht. Cochrane & Co. wählten die Back-to-the-roots-Variante, was den zehn ausgefeilt und akribisch produzierten Songs auch nicht geschadet hat. Irgendetwas Neues haben The Snuts nicht parat, war in der Kürze der Zeit aber auch nicht zu erwarten. Abgesehen vom leicht schnulzigen Rausschmeißer "Circles", der als einziger Song sogar die Vierminutenmarke durchbricht, bleibt alles beim Alten. Irgendwo eingebettet zwischen Proberaum-Atmosphäre und den großen Stadien geben die Jugendfreunde ihre britpoppige Variante des Indie Rock zum Besten und hauen in "Butterside" und "Deep diving" Melodien für Millionen raus. Sie hatten es ja angekündigt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Gloria
- Millionaires
- Butterside
Tracklist
- Gloria
- Millionaires
- YoYo
- NPC
- Butterside
- Nova Star
- Dreams
- Wunderkind
- Deep diving
- Circles
Referenzen
Spotify
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