The Strumbellas - Part time believer

Glassnote / Rough Trade
VÖ: 09.02.2024
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Hoffnung ist grad alle

Um es gleich vorwegzunehmen: The Strumbellas haben kein schlechtes Album aufgenommen. Wer die Band über die Jahre verfolgt hat, bekommt hier mit "Part time believer" genau das, was bestellt wurde – konfektionierten, locker durchdudelnden Folk-Pop mit eingängigen Melodien. Und das weitestgehend ohne elektronische Einsprengsel oder Ballerbeats, sondern handgemacht, Gitarre, Schlagzeug, Bass und ab und zu Streicher. Soweit so gut. Was man aber auch als Fan tunlichst vermeiden sollte, ist, sich ihr geniales Debüt "Hope" anzuhören und danach dieses Album. Denn so wird im Kontrast deutlich, wie müde die Kanadier geworden sind. Auf "Hope" sangen sie noch mit der Kraft der Jugend gegen graue Wolken auf der Seele und Unsicherheit an. "Hey, ihr seid nicht allein, uns geht es genauso, aber zusammen machen wir eine große Party und dann ist alles nicht mehr so schlimm." Schon der Nachfolger "Rattlesnake" lies vermuten, dass nach dem Höhenflug irgendwann der Abschwung kommt.

Denn das Hochgefühl der Anfangstage ist dahin, es hat sich eine gedrückte Stimmung unterschwellig in der Band eingenistet. Heute wird immer noch über graue Wolken auf der Seele und Unsicherheit gesungen, aber aus der Party ist eher die Familienfeier geworden, zu der man gegen den eigenen Willen mitgeschleift wurde. Da setzt sich der fröhliche Onkel zu einem und haut raus: "Was ziehst du denn für eine Flunsch? In deinem Alter habe ich es richtig krachen lassen!" – Ja, danke für gar nichts! Die Songs der Strumbellas vermitteln genau dieses Gefühl, sie sängen zwar mal über traurige Sachen, aber wollten doch eigentlich nur, dass man lacht. Die Zutaten zum Erfolg von The Strumbellas haben sich nicht geändert, aber die Grundstimmung ist dahin. Der Song "Steal my soul" ist fast nicht zu ertragen, wie er im Refrain versucht dann doch irgendwie wieder Fröhlichkeit zu verbreiten. Dort kommt auch der Albumtitel "Part time believer" her. Man möchte Sänger und Songschreiber Simon Ward fragen, ob er seinen eigenen Empfindungen nicht mehr traut. Es ist fatal, wenn sich die Zeile darauf beziehen sollte, dass die Band nicht mehr an sich selbst glaubt.

So bleiben auch die großen Melodielinien der Vorgänger-Alben aus. "Let down" geht gut nach vorn, aber dieses spezielle Etwas, das aus einem Strumbellas-Song einen Welthit machte, fehlt. "Echoes" versucht noch mal ein Wir-Gefühl heraufzubeschwören, das nicht mehr da ist. Und auch wenn es hart klingt, aber Songs, die nur noch daraus bestehen, dass die Welt da draußen nicht mehr so schlimm ist, wenn man einfach nur eine fröhliche Melodie hört, haben einen Namen: Das sind Schlager! Dabei gibt es gute Songs auf dem Album. "Wreckage" oder "My home is you" sind vom Ansatz her tolle Songs und man würde sich so sehr wünschen, dass Simon Ward einfach seinem Gefühl vertraut hätte und sich in guter Singer-Songwriter-Manier die Tiefe und Verzweiflung zu eigen gemacht hätte. Aber stattdessen ruft jeder Song: "Lach doch mal!" Nein, lachen will man bei alldem nicht mehr.

(Stephan Dublasky)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hold me
  • My home is you
  • Wreckage

Tracklist

  1. Hold me
  2. Holster
  3. Steal my soul
  4. Running out of time
  5. Let down
  6. The hurt
  7. Echoes
  8. My home is you
  9. Hurricane
  10. Great unknown
  11. Florence
  12. Wreckage
Gesamtspielzeit: 41:15 min

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Armin

2024-01-31 22:10:07- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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