
Conchúr White - Swirling violets
Bella Union / PIASVÖ: 19.01.2024
Abschied und Aufbruch
Die Leserschaft von Plattentests.de ist klar im Vorteil, denn wir versorgen Euch stets auch mit dem notwendigen Angeberwissen. Also: Wenn demnächst der irische Musiker Conchúr White in Sachen Ruhm steil durch die Decke geht (wofür wir ihm die Daumen drücken), könnt Ihr alle bei der falschen Aussprache seines Vornamens lässig darauf hinweisen, wie es richtig klingt. Ganz einfach Conor muss es heißen. Sollte der Singer-Songwriter mit seiner charismatischen Stimme hingegen ein Fall für die Nische bleiben, dann seid dazu ermutigt, ihn bekannter zu machen. "Swirling violets", das kurzweilige Debüt des Iren, hat es verdient, ein breites Publikum zu finden. Folkiger Pop mit rockiger Note? Rockiger Folk mit poppigem Antlitz? Unabhängig von einer etwaigen Zuordnung warten auf jeden Fall elf stimmige Songs.
White musste sich zunächst aus einem Bandgefüge verabschieden, um den Kern seines künstlerischen Schaffens freizulegen. Als Mitglied von Silences jedenfalls war er irgendwann nicht mehr glücklich und schlug den Pfad des Soloschaffenden ein. Auf "Swirling Violets" bringt er seine Qualitäten nun souverän auf den Punkt. Inhaltlich steht bei seinem Aufbruch zu neuen Ufern kaum Fassbares mit gespenstischer Note neben höchst Irdischem. Gleich zum Auftakt in "The holy death" zum Beispiel wird es geheimnisvoll: "I've got friends who died a thousand different times / Strewn across the sky, scabbard by the sun / Or they're ghosts I meet in melaluca trees, macabre grins and helpless eyes." Ein wenig experimenteller, elektronische Elemente inbegriffen, geht es im folgenden Stück "Righteous (Why did I feel like that?)" zu. Was hier besonders deutlich wird: Allzu sehr in eine einzelne Schublade möchte sich White keinesfalls zwängen lassen. Dass einem gelegentlich Sufjan Stevens durch den Kopf schwirrt, spricht nicht für eine etwaige Neigung zur Kopie, sondern nur für seine Qualitäten, die sich selbstbewusst mit den ganz Großen vergleichen lassen dürfen.
Den regelmäßigen Ausflügen in imaginierte Welten stellt der Musiker derweil auch mutmaßlich reale Erinnerungen an die Seite. So heißt es In "501s": "I remember the boy at the central point / When he kicked us out for passing the bottle, we were barely annoyed / And as we left from the film before it'd even begun, you gave up the end." Gelegentlich kommt White mit ganz wenigen Zutaten aus, um einen starken Song abzuliefern: "Rivers" ist ein solcher, zurückhaltend instrumentiert, leise, aber nie betulich vorgetragen. Man hört ihm schlicht gerne zu, wenn er seine Geschichten erzählt – ob sie nun aus dem realen Leben stammen oder aus Parallelwelten. "I did good today", singt er im stilvollen Stück mit eben diesem Titel, und aus der Position des Zuhörers bleibt nur die anerkennende Zustimmung zu dieser unbeabsichtigten Selbsteinschätzung seines Schaffens. Die Klasse seiner Arbeit, die spätestens in "Red house parlour" oder dem grandiosen Abschlusstrack "Deadwood" zur vollen Entfaltung kommt, hat sich übrigens in der Musikwelt längst herumgesprochen. Davon zeugen nicht zuletzt Auftritte im Vorprogramm von John Grant oder The Magnetic Fields. Well done, Conchúr – oder besser: Conor!
Highlights & Tracklist
Highlights
- Rivers
- Red house parlour
- Deadwood
Tracklist
- The holy death
- Righteous (Why did I feel like that?)
- 501s
- Rivers
- I did good today
- Swirling violets
- Red house parlour
- Before ten
- Fawn
- The women in the war
- Deadwood
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Klaus
2024-01-19 11:42:27
Läuft hier gerade. Schönes easy-listening Folkrock-Abum, gut passend zur Arbeit 7/10 genau richtig.
Armin
2024-01-15 20:32:01- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- Conchúr White - Swirling violets (2 Beiträge / Letzter am 19.01.2024 - 11:42 Uhr)