Bersarin Quartett - Systeme

Denovali / Cargo
VÖ: 15.12.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Mikrodosierung

Richtete Thomas Bücker mit seinen Songtiteln stets noch einige Sätze ans Publikum, ist das fünfte Album des imaginären Quartetts nun in dieser Hinsicht etwas kurz geraten: In den meisten Fällen sind es nur kurze Schlagworte, unter denen sich die 14 "Systeme" einordnen lassen. Noch spärlicher als die Begriffe sind seit jeher die Worte, welche vom Bersarin Quartett direkt verwendet werden: nämlich keine. Die Reime auf die instrumentalen Rhythmen musste das Publikum schon selbst finden, Bücker gab mit den von ihm oft mehrdeutig bezeichneten Ambientklängen lediglich die Richtung vor. Daran ändert nun auch "Systeme" genau nichts.

So breitflächig und weit wie das Münsterland, in dem der Künstler weilt, sind auch die verwendeten Flächensounds. Minimale Veränderungen am weiten Horizont bestimmen das Bild, alles fließt und geht ineinander über – hier und da eine versteckte Wendung. Ein wenig Pianosupport, beginnend in "Exo", verhuschte Bassläufe, eingestreute Melancholie ("Für und Wider"), nur nicht zu viel jedoch, denn: Laut Glücksatlas leben dort, in dieser Region, die Menschen mit der höchsten Lebenszufriedenheit hierzulande. Daher: Schwelgen. Baden im Sound. Die Systeme ermöglichen Optimismus, gerade jetzt, wo er gebraucht wird.

Hier Songs rausgreifen, einzeln abspielen? Quasi unmöglich. Wer "Systeme" nicht als Ganzes hört, hat entweder keine Zeit oder keinen Nerv dafür oder beides. Der eine Spannungsbogen, den dieses Album hat, er erstreckt sich auch in Gänze über die fünfzig Minuten. Nimmt dabei in den Soundscapes erste Hürden in "Signale", spaziert in schönen Beataufbauten durch "Firmamente" und setzt mit "Neuronen" gar ein kleines Ausrufezeichen. Ein wenig Breakbeat hat sich hierbei gar in halbierte Geschwindigkeit eingeschlichen. Genau zur richtigen Zeit, denn Ambientflächen sollen besterdings unterhalten, schlechterdings nur untermalen.

Die "Neuronen" fordern ebensolche. Dem folgenden "Macht" ließen sich sogar Doom-Riffs unterstellen, wäre der Regler etwas mehr gen Lautstärke gedreht. So aber läuten sie die langsame Rückkehr zur Ruhe ein. Begleitet in Pianoakkorden in "Liebe" und dem Schlusspunkt "Relevanz", automatisiert zwischendrin im Titeltrack samt feinem Pendel-Beat. Nicht nur auf diesem Album puzzelt sich Stück an Stück, auch das Gesamtwerk Bückers ist mittlerweile (beginnend mit dem fantastischen Debüt) zu einem feinen, stets zusammenfindenden Kosmos geworden, welcher sich sicher künftig weiter ausdehnen wird.

(Klaus Porst)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Neuronen
  • Macht

Tracklist

  1. Gespenster
  2. Exo
  3. Licht
  4. Für und Wider
  5. Autopoesie
  6. Signale
  7. Firmamente
  8. Illusionen
  9. Nacht und Nebel
  10. Neuronen
  11. Macht
  12. Liebe
  13. Systeme
  14. Relevanz
Gesamtspielzeit: 50:44 min

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Armin

2024-01-15 20:29:20- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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