John Coffey - Four
Elektra BeneluxVÖ: 18.08.2023
Ein großer Wurf
2015 auf dem Pinkpop-Festival: Der Sänger einer Band klettert von der Bühne auf Schultern und hochgereckte Hände der begeisterten Crowd. Plötzlich kommt aus großer Entfernung ein Bierbecher geflogen. Er schnappt sich das Flugobjekt wie selbstverständlich aus der Luft, leert es in einem Zug und wirft den Becher lässig über die Schulter. Der talentierte Fänger heißt David Achter de Molen und diese Momentaufnahmevom Auftritt mit seiner Band John Coffey bescherte ihm bei YouTube bis heute mehr als Millionen Views.
Dass John Coffey viel mehr sind als ein Meme oder eine ulkige Feier- und Sauftruppe, beweisen sie einmal mehr mit ihrem neuen Studioalbum "Four". Es ist das furiose Comeback des Post-Hardcore-Quartetts aus dem beschaulichen Utrecht. 2016 legten sie ihre Band auf Eis, widmeten sich anderen Projekten, die Zeichen standen auf stillen Abgang. Im März 2023 melden sich John Coffey urplötzlich mit der Single "Steam waltz" zurück, einem wutschnaubenden Biest, das die Niederländer erbittert Richtung Moshpit peitschen. Der schnauzbärtige De Molen ist ein charismatischer Frontmann, in seiner Heimat außerdem erfolgreicher Podcaster. Trotzdem dreht sich die Band nicht um diese eine Person, sondern ist auf allen vier Positionen hervorragend besetzt und besticht als Kollektiv. Die zwei E-Gitarristen Alfred van Luttikhuizen und Christoffer van Teiijlingen schreddern sich virtuos durch Songs wie "Bomb culture" und "The revenue was sick!", Carsten Brunsveld ist die treibende Kraft an den Drums.
De Molen hatte die Auszeit von John Coffey genutzt und den Gesang bei der Neo-Grunge-/Hardcore-Band Beachdog übernommen, Gitarrist Van Luttikhuizen war bei der Pop-Punk Band Tusky aktiv. Beide lassen ihre Erfahrungen einfließen, die melodischen Parts sitzen noch besser als bei älteren Alben der Band. Das rätselhafte Albumcover wird im Musikvideo zu "This place is placeless" wieder aufgegriffen, einem Song mit breitbeiniger Hardrock-Kante. "Naaste" ist eine musikalische Verschnaufpause, der niederländische Singer-Songwriter Broeder Dieleman spricht hier über ein mystisches Instrumental aus Sludge-Gitarren und scheppernden Becken. Direkt im Anschluss wirbelt "River runs dark" los und baut sich zu einem wüsten Metal-Brett auf.
Als Produzent konnten John Coffey den Engländer Adrian Bushby gewinnen, der bereits für The Darkness und Muse an den Reglern saß, für seine Arbeit mit Foo Fighters sogar den Grammy absahnte. John Coffey zeigen sich spielfreudig und abwechslungsreich und wirken dabei stellenweise wie die Wiedergeburt der einstigen Metal- und Hardcore-Institution Every Time I Die. Deren Gitarrist Jordan Buckley spuckte bei einem Konzert mal einen Schwall Bier ins Publikum und rettete damit einem weiblichen Fan angeblich das Leben. De Molen kann also immer noch was lernen. Der nächste Bierbecher fliegt bestimmt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Steam waltz
- Bomb culture
- River runs dark
- The revenue was sick!
Tracklist
- Sing and hope it's out of tune
- Steam waltz
- Bomb culture
- This place is placeless
- The sunset
- Naaste (feat. Broeder Dieleman)
- River runs dark
- If you want fear now is the right time
- The revenue was sick!
- Gaze at the horizon
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Armin
2024-01-04 21:43:47- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
"Vergessene Perle 2023".
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