Die Buben Im Pelz - Verwandler

Konkord / Cargo
VÖ: 27.10.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Alles gar nicht Banane

Als Teile der Band mit dem ungewöhnlichen Namen Neigungsgruppe Sex, Gewalt Und Gute Laune trugen Christian Fuchs und David Pfister bereits vor knapp 20 Jahren maßgeblich zur Renaissance des österreichischen Dialektpops bei. Der Kunstform der Coverversion frönte die Truppe mit hinreißenden deutschsprachigen Neufassungen von beispielsweise Babyshambles und Lana Del Rey, wobei sowohl "G'fickt für immer" als auch "Video spü" den Geist der Vorlagen kongenial und quasi ironiefrei einfangen. Diesen Ansatz wählten die FM4-Radiokollegen 2015 auch bei ihrem neuen Bandprojekt Die Buben Im Pelz und übertrugen auf ihrem Debütalbum ebenso ambitioniert wie erfolgreich den Erstling von The Velvet Underground komplett ins Deutsche. Andy Warhols Banane auf dem Cover wich dabei einem Wiener Würstl, und die abgründigen New Yorker Geschichten aus den Songs von Lou Reed fanden in den dunklen Ecken Wiens ein neues Zuhause.

Nach zwei Alben mit selbst komponierten Stücken widmen sich Die Buben Im Pelz auf Bitte ihrer Plattenfirma exakt pünktlich zu dessen zehntem Todestag erneut dem Werk der Legende Lou Reed. Anders als Titel und -motiv vermuten lassen, handelt es sich bei "Verwandler" jedoch nicht um eine direkte Adaption von Reeds wohl bestem Album "Transformer". Stattdessen greifen die Österreicher auch diesmal wieder häufig auf Schmankerl aus der Diskografie von The Velvet Underground zurück. Den Songreigen von "Verwandler" eröffnet das von Pfister gesungene "Candy sagt". Nahezu Zeile für Zeile übersetzt, berührt der Song über die Ablehnung des eigenen Körpers fast noch unmittelbarer als das Original "Candy says" von 1969. Reed widmete der trans Schauspielerin Candy Darling nach dieser Ballade auch noch eine Strophe in seinem wohl größten Solo-Hit "Walk on the wild side", der hier als "Die Wüdn" direkt anschließt. Die Ode an Außenseitertum und Selbstverwirklichung behält auch bei Die Buben im Pelz ihren vom hypnotischen Bass geprägten Groove und erzählt dabei augenzwinkernd von Hertha aus einem Vorort von Innsbruck, in den sie selbstverständlich "nie z'ruck" möchte.

Musikalisch eigenständiger wird aus dem elegischen "Perfect day" das deutlich ruppigere "Alles wird gut wennst nichts mehr willst" und zelebriert das Bekenntnis zum Verzicht. Lou Reed bezeichnete den Rock'n'Roll einst als seinen Gott, und der gleichnamige Song über das musikalische Erweckungserlebnis fetzt hier dank eines Hauchs von Falco in Intonation und Phrasierung mit besonders viel exaltiertem Flair. Doch auch die zarten Momente des Albums wissen zu überzeugen. Das naive Liebesbekenntnis von "I'm sticking with you" wirkt in der Neufassung besonders entwaffnend: "I pick fest an Dir / I bin der Uhu, Du des Papier." Zärtlich, verletzlich und von Gastsänger Robert Zikmund betont schmucklos vorgetragen, klingt "Blassblaue Augen" mehr nach einem Liebeslied von Georg Danzer als nach der Vorlage von The Velvet Underground. Neben Zikmund ist Fritz Ostermeyer als weiterer Alumni der Neigungsgruppe Sex, Gewalt Und Gute Laune mit von der Partie. Er singt "Wellen der Angst" als herrlich grantelnde Variante von "Waves of fear", die dessen existenzielle Verzweiflung in einem torkelnden Kneipenchor münden lässt. "I don't like nostalgia, unless it's mine", ließ Lou Reed einst verlauten. Die Buben im Pelz vermeiden jegliche anbiedernde Nostalgie, verbeugen sich jedoch erneut überaus gelungen vor dem Altmeister.

(Michael Albl)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Candy sagt
  • Die Wüdn
  • Wellen der Angst

Tracklist

  1. Candy sagt
  2. Die Wüdn
  3. Alles wird gut wennst nichts mehr willst
  4. Rock'n'Roll
  5. I pick fest an Dir
  6. Blassblaue Augen (feat. Robert Zikmund)
  7. Wischen
  8. Wellen der Angst
  9. Alles löst sich auf
Gesamtspielzeit: 35:25 min

Im Forum kommentieren

Armin

2024-01-10 19:23:42- Newsbeitrag

DIE BUBEN IM PELZ
Lou Reed & Velvet Underground Tribute Frühjahr






Als DIE BUBEN IM PELZ 2015 ihr selbstbetiteltes Debütalbum (Konkord) veröffentlichen, wagen sie etwas Riskantes. Denn die beiden Gründungsmitglieder David Pfister und Christian Fuchs (beide vom Radiosender FM4) übersetzen das ikonische Debütalbum von Velvet Underground komplett ins Wienerische.

Düstere Parallelen werden ausgelotet. Spirituelle Verwandtschaften mit Lou Reed, John Cale und Nico zelebriert. Das Wien der Gegenwart verschmilzt mit dem New York der späten Sechziger Jahre. Die Platte wird zu einer Art modernem Klassiker der deutschsprachigen alternativen Popmusik. Für „Die Zeit“ beispielsweise ein Album des Jahres damals.

Bald danach entstehen eigene Songs, die Indie-Rock’n’Roll, Wiener Melancholie und Artpop-Einflüsse kreuzen. 2017 und 2019 erscheinen zwei weitere Platten auf dem Wiener Label Noise Appeal, zuletzt „Geisterbahn“, produziert von Alexander Hacke von den Einstürzenden Neubauten und dem Wiener Alexander Lausch.

Zum zehnten Todestag von Lou Reed veröffentlichten DIE BUBEN IM PELZ im Oktober 2023 ihr neues Album „Verwandler“ (Konkord), auf dem sie sich erneut den Songs von Lou Reed und Velvet Underground widmen. Von „brachialer emotionaler Schlagkraft“ schreibt das „Slam Magazin“ und schwärmt auch über die „perfekt passenden Stimmfarben der Sänger“ und die „gefühlvollen instrumentalen Interpretationen“.



„Leiwand, nichts anderes“, meint der „Musikexpress“ und vergibt 4 von 5 Sternen. In den Jahrescharts der besten Lieder 2023 von der TAZ schafften es die Buben sogar auf Platz 1 und in den Album-Charts der TAZ auf Platz 6.

Und dann sind da die Liveauftritte. DIE BUBEN IM PELZ mutierten inzwischen vom Studioprojekt zur vielköpfigen Allstarband der Wiener Szene. Neben David Pfister (The Devil & The Universe) und Christian Fuchs (Black Palms Orchestra) begeistern Bernd Supper (Scarabeusdream), Markus Reiter (Destroyed But Not Defeated), Christof Baumgartner (Fetish 69, Bunny Lake) und Roland Reiter (M185) das Publikum.

„Wer Lou Reed übersetzt, die Geschichten aus New York nach Wien bringt, der muss wahnsinnig oder genial sein“, bringen es die OÖ Nachrichten auf den Punkt. „DIE BUBEN IM PELZ sind Letzeres.“ Weitere Pressestimmen zu „Verwandler“:

Nach dem „famos eingewienerten Debütalbum“ urteilt „Die Presse “ liegt jetzt ein „neues Prachtstück“ vor.

Nach dem „famos eingewienerten Debütalbum“ urteilt „Die Presse “ liegt jetzt ein „neues Prachtstück“ vor.

Die Kronen Zeitung: „New York liegt für eine Dreiviertelstunde an der schönen blauen Donau und Reed selbst hätte als offener Freigeist und Bekämpfer von Kulturklischees vielleicht auch seine Freude an der Verwandlung seines Liedguts.“

Von einem neuen „Sammelsurium an Coverversionen“ spricht „The Gap“ und „liebevollen Hommagen“. Sowie: Nr. 1 Best New Music Playlist Update in der TAZ, Tipp in der 3SAT Kulturzeit, TV-Beitrag im ORF, Album des Monats beim „Haubentaucher“ Podcast.


2024 gehen DIE BUBEN IM PELZ mit ihrer Velvet Underground Revue auf Tour.

20.01.2024 Schallter, Wien
17.02.2024 Stadttheater, Landsberg
02.03.2024 Ottakringer Brauerei, Wien
22.03.2024 Röda, Steyr
23.03.2024 Kohi, Karsruhe
TBA München, Linz, Innsbruck, Graz u.v.m.


Neben einer schicken CD im Digipak gibt es vom neuen Buben-Album nicht weniger als vier Vinylversionen: eine klassische schwarze Scheibe, eine goldfarbene Variante und zwei limitierte Edition, wobei die Deluxe-Variante bereits ausverkauft ist. Zeitgleich erfuhr der Erfolgstitel „Die Buben im Pelz & FreundInnen“ eine Neuauflage. Black Vinyl, Colored Vinyl, CD.



TRACKS:

1. Candy sagt
2. Die Wüdn
3. Alles wird gut wennst nichts mehr willst
4. Rock´n´Roll
5. I pick fest an dir
6. Blassblaue Augen [feat. Robert Zikmund]
7. Wischen
8. Wellen der Angst [feat. Fritz Ostermayer]
9. Alles löst sich auf


ARTIST: Die Buben Im Pelz

TITEL: Verwandler

FORMAT: Vinyl, CD, Digital

LABEL: Konkord


RELEASE: 27.10.2023

Armin

2023-12-21 20:05:10- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Threads im Forum