Chase & Status - 2 ruff, vol. 1

EMI / Universal
VÖ: 10.11.2023
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Absolutely nasty!

"2 ruff, vol. 1" von Chase & Status? "Moderne Tanzmusik", würde man seiner alten Mutter erklären. "Plastikmusik", mag der Rockfan denken. Hitparadentaugliche Electronic Dance Music (EDM), genau: Drum & Bass, wird dagegen die passende Umschreibung sein. Mit "2 ruff, vol. 1" hat das Electronic-Duo Chase & Status aus London, bestehend aus Saul Milton und Will Kennard, sein siebtes Album herausgebracht, das sogar für eine Woche Platz 4 in den offiziellen UK-Album-Charts besetzen konnte. Erstaunlich ist, wie lange die beiden alternden Musiker sich in der dünnen Höhenluft des kurzlebigen Musikbusiness halten, nachdem der kommerzielle Durchbruch mit "No more idols" bereits von 2011 datiert.

Das aktuelle Werk kann man am Stück oder auf dem Sofa eingekuschelt schlichtweg nicht ertragen, dafür stampfen die Beats viel zu unruhig im Dauertakt wie ein nicht endendes Inferno ohne akustische Relax-Insel als Gegenpol. Aber nur eine Nummer davon zum Abtanzen auf dem Dancefloor oder im Auto laut in voller Dröhnung wummern lassen? Wundervoll aufputschend und mega antreibend! Eine treffende Kurzrezension ihres neuen Œuvres haben die beiden Künstler selbst abgegeben: "Absolutely nasty!".

Der Aufbau fast aller Songs folgt einem simplen Schema: Ein gegenüber dem Hauptteil des Stücks klanglich reduziertes Intro geht in den variablen Drum'n' Bass-Permanentbeat über, der die Bodenplatte bildet. Darauf bauen dann die Details auf, die von den vielen Gastkünstlern geprägt sind – alles Drum'n'Bass-Produzenten der nächsten Generation. Die Einflüsse dieser Jungen auf der Platte sind sicher mitverantwortlich dafür, dass Milton und Kennard auch 2023 noch angesagt sind und nicht verstaubt klingen. Trotz ähnlicher Architektur sind die Tracks unterscheidbar, und einige stechen besonders heraus.

"Liquor and cigarettes have got me in a mess", lautet die zum Schmunzeln einladende Selbsterkenntnis von ArrDee in "Liquor & cigarettes" zu lustigem Blubbersound, der sich mit den harten Bassbeats abwechselt. "Baddadan (feat. IRah, Flowdan, Trigga & Takura)" punktet mit einem tief und furchteinflößend gesungenen Refrain, der wie das stimmliche Comeback von Jabba The Hutt aus "Star Wars" wirkt. Inhaltlich wirft der Song mit den Augen eines Migranten einen sozialkritischen Blick auf England, und kommt zum selbstbewussten Schluss: "Nobody badder than we." "Massive & crew" lässt Lyrics dagegen weitgehend draußen, erinnert aber den Ü50-Hörer unweigerlich an den Sound von Videospielen der 80er und 90er. Wie Spechtgehacke mit Young-Fathers-Vibes malträtiert "On the block (feat. Savo & Horrid1)" die Ohren, bleibt dabei aber absolut tanztauglich. Der Rest des Albums: alles ordentliche EDM-Tracks, aber nicht herausragend. Die Konsequenz: moderner Dance, Dance, Dance und sonst gar nix – kombiniert mit Durchtriebenheit und Kreativität ergibt das einen guten, aber auch nicht spitzenmäßigen Output.

(Achim Keil)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Liquor & cigarettes (feat. ArrDee)
  • Baddadan (feat. Irah, Flowdan, Trigga & Takura)
  • Massive & crew

Tracklist

  1. Selecta (feat. Stefflon Don)
  2. Liquor & cigarettes (feat. ArrDee)
  3. Baddadan (feat. Irah, Flowdan, Trigga & Takura)
  4. Massive & crew
  5. Say the word (feat. Clementine Douglas)
  6. On the block (feat. Sav’O & Horrid1)
  7. 2Ruff (feat. Takura)
  8. Get got
  9. Tough talk (feat. Kwengface)
  10. 20 Man down (feat Mist & Irah)
Gesamtspielzeit: 34:09 min

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Armin

2023-12-21 20:07:15- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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