Full Of Hell & Nothing - When no birds sang

Closed Casket Activities / Membran
VÖ: 01.12.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Ich paarsplitte jetzt

"Liebe besteht nicht darin, dass man einander anschaut, sondern dass man gemeinsam in die gleiche Richtung blickt." (Antoine de Saint-Exupéry) Tipps, was eine gute Beziehung ausmacht, gibt es unwahrscheinlich viele. Im Fokus stehen immer die gleichen Fragen: Wie wird aus einem Nebeneinander ein Miteinander, und wie verhindere ich, dass aus einem Miteinander ein Auseinander wird? Split-Alben sind in der Musik so etwas wie Beziehungen auf Zeit. Man trifft sich, unternimmt etwas zusammen und verabschiedet sich dann wieder auf unbestimmte Zeit.

"Eine gute Ehe beruht auf dem Talent zur Freundschaft." (Friedrich Nietzsche) Full Of Hell waren und sind schon immer sehr fleißig gewesen, was Splits angeht: bereits zwei, eine mit den Doom-Dampfwalzen Primitive Man und eine mit den Noise-Novizen Gasp, gab es 2023, und nun steht die dritte mit den eher genrefernen Nothing ins Haus. Die erwähnte Freundschaft liegt in dieser Konstellation vor, haben beide Bands doch schon mehrere Billings miteinander geteilt. Aber "genrefremd" sollte bei jeglichen Split-Veröffentlichungen nie ein Ausschlusskriterium für Kollaborationen sein. Die Plattitüde "Gegensätze ziehen sich an" passt hier wie die "Faust aufs Auge" (genug Floskeln jetzt). Die große stilistische Lücke zwischen ihnen wird einfach mit Talent, Kreativität und Lust auf Zusammenarbeit überbrückt.

"Geben, ohne zu verlangen. Nehmen, ohne zu besitzen. Teilen, ohne zu fragen. Halten, ohne zu fesseln. Das ist Liebe." (Quelle: nachdenklicher Spruch in Helvetica mit Bild) "When no birds sang" folgt dieser Internetweisheit. "Rose tinted world" ist ein typischer Full-Of-Hell-Song, wie man ihn etwa auf "Trumpeting ecstasy" oder "Weeping choir" finden würde. Eine achtminütige Lavawalze, erweitert um eine sich immer weiter zerfasernde Field-Recording-Sektion in der zweiten Songhälfte. Um den auditiven Stresspegel dann etwas zu senken, folgt mit "Like stars in the firmament" die tongewordene Wundcreme von Nothing für die mit Rollsplitt gepeelten Gehörgänge. Im Zentrum stehen der gemeinsame Rückzugsort und die Ruhe, die zusammen genossen wird. "Forever well" vereint Nothings Äther und Full Of Hells Schwefel zu einem atmosphärischen Gemisch, das als Caspar David Friedrich beginnt, um dann in einem Werk Mariusz Lewandowskis zu enden.

"Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer ist die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung in eine stille Freude." (Dietrich Bonhoeffer) "When no birds sang" (das Album insgesamt) wählt die kreativste Herangehensweise für eine gemeinsame Veröffentlichung: statt nur nebeneinander, schaffen beide Bands vereint etwas Einzigartiges. Der Abschluss "Spend the grace" ist der letzte große Schwanengesang für diese Beziehung auf Zeit. Gemeinsam wird noch einmal alles in die gemeinsame Waagschale geworfen und ein ebenso schöner wie harscher Monolith erschaffen. Minimalistisch, fast zwitschernd beginnend, schwillt es immer weiter in rostige Höhen, bis am Ende nur noch die Stille nach dem finalen Sturm übrig bleibt und man glücklich und erschöpft seiner eigenen Wege geht.

(Thomas Verkamp)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Like stars in the firmament
  • Forever well
  • Spend the grace

Tracklist

  1. Rose tinted world
  2. Like stars in the firmament
  3. Forever well
  4. Wild blue
  5. When no birds sang
  6. Spend the grace
Gesamtspielzeit: 33:55 min

Im Forum kommentieren

headup

2023-12-10 14:49:11

Total spannende Platte....bin kein großer full of hell Fan aber hier in dieser Kombination klingt das richtig gut. Total geile Sounds auch.
Top

Armin

2023-12-09 21:54:19- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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