Wincent Weiss - Wincents Weisse Weihnachten

Universal
VÖ: 01.12.2023
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
3/10

Familienalbum

Bei Weihnachts-Songs oder gar -Alben gibt es fast nur schwarz und weiß: Entweder man liebt die kitschigen Lyrics sowie Trompeten und Glöckchen oder man hasst sie. Doch wer sich auf einer kompletten Platte den Feiertagen widmet, ist potenziell in guter Gesellschaft: Cher, Bob Dylan, selbstredend Mariah Carey, Roland Kaiser und Truck Stop sind definitiv Namen, bei denen man sich mit einem eigenen Weihnachtsalbum stolz einreihen kann.

Jetzt ist auch Wincent Weiss offiziell Teil dieser Elite und hat sich die Chance auf einen konsequenten Wortwitz glücklicherweise nicht entgehen lassen. "Wincents Weisse Weihnachten" ist ein Album, das Feiertags-Zweifler und vor allem Ablehner von Deutschpop abholen könnte. Denn Phrasen und kitschige Glöckchen setzt der Sänger ausnahmsweise nur dosiert ein. Man muss ihm obendrein zugutehalten: Keiner der 15 weihnachtlichen Songs ist aus Klassikern zusammengeklaut. So gibt es bei "Wincents Weisse Weihnachten" nicht das 100. Cover von Whams "Last Christmas" und auch keine vermeintlich flippige Neu-Interpretation von "White Christmas".

Nur eine charmante Andeutung zu "Leise rieselt der Schnee" versteckt sich im Song mit dem naheliegenden Titel "Schnee". Klavier, sanfte Xylophon-Töne und später auch Geigen sorgen für festliche Stimmung, ohne zu dick aufzutragen. "Zeit zu vergessen, was gestern noch war / Ich glaub' das wird 'n gutes neues Jahr", singt Weiss und legt den inhaltlichen Fokus nicht nur auf Weihnachten, sondern besingt auf seinem Album insgesamt das Jahresende. Ähnlich handhabt er es in den Balladen "Halt bei Dir" oder "Nur kurz hier". Weiss besingt darin ein familiäres Zusammentreffen, bei dem eine Person fehlt. "Mit wem spielst Du Karten / Wen bringst Du zum Lachen / Da, wo Du gerade bist?", heißt es. Nur ein schneller Verweis auf Schnee ordnet den Song in die kalte Jahreszeit ein. Der Künstler beweist: Nicht immer muss "Weihnachten" eklatant vorkommen, damit ein Song sich wie eine emotionsgeschwängerte Weihnachts-Werbung von großen Unternehmen anfühlt. Obwohl doch Kitsch mitschwingt: Am Ende gehört auch Melancholie zu den Feiertagen.

Musikalisch traut Weiss sich kaum über seichten Deutsch-Pop mit immerhin hochwertiger Orchester-Begleitung hinaus. Wie bei Geschenken zu den Feiertagen geht es nicht um pompöse Verpackung oder den Wert des Geschenks, sondern um den Inhalt und die Idee dahinter. Leider kommt es auf "Wincents Weisse Weihnachten" jedoch immer wieder zu ähnlichen Motiven. Der etwaige, wiederkehrende Tonus seiner Texte: "Das Jahr war hart, aber jetzt sitzen alle zusammen und trinken Eierlikör." Zugegeben: Solche Wiederholungen sind wohl auch der Tatsache geschuldet, dass die Weihnachtszeit womöglich tatsächlich flächendeckend genau so wahrgenommen wird. Und als Soundtrack beim Plätzchenbacken oder Kakaotrinken und zum Beschwichtigen von Omas und Tanten beim Familienessen ist "Wincents Weisse Weihnachten" allemal passend. Obwohl der Sound moderne Nerven trifft, sollten die Songs viele Generationen am Weihnachtstisch ansprechen und könnten sich sogar ein paar Jahre in festlichen Playlists halten. Und wer weiß, vielleicht mausert Wincent Weiss sich sogar zum deutschen Michael Bublé.

(Lena Zschirpe)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Beste Zeit im Jahr
  • Nur kurz vorbei
  • Schnee
  • Was für ein Jahr

Tracklist

  1. Beste Zeit im Jahr
  2. Ohne Dich
  3. In dem Ort
  4. Das alles ist Weihnachten
  5. Nur kurz vorbei
  6. Schnee
  7. Bist du bereit
  8. Ich komm nach Haus
  9. Weihnachten allein
  10. Wie zum ersten Mal
  11. Schenk mir Zeit
  12. Kinderaugen
  13. Weihnachten zu zweit
  14. Silvester
  15. Was für ein Jahr
Gesamtspielzeit: 44:01 min

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